Die Herausforderungen, die die Adaption bekannter Romane oder Sachbücher für Produzenten von TV-Serien mit sich bringen, waren Thema eines Panels am zweiten Tag der Drama Series Days im Berliner Zoo Palast. Karoline Leth, die für das öffentlich-rechtliche dänische Fernsehen DR die Serie „Liberty“ produziert hat, und der US-Produzent Dan Futterman, der für „The Looming Tower“ verantwortlich zeichnet, präsentierten auf der Bühne Ausschnitte aus ihren Projekten. Anschließend stellten sie sich in einer Gesprächsrunde den Fragen von Moderator Ali May.
„Liberty“, eine fünfteilige Miniserie, basiert auf dem gleichnamigen Roman-Bestseller des jung verstorbenen dänischen Autors Jakob Ejersbo, der darin autobiografische Elemente aus seinem Leben als Jugendlicher in Tansania verarbeitet. Der Stoff sei eine bewusste Abkehr von den populären Nordic Noir-Krimis, die dem dänischen Fernsehen international große Erfolge eingebracht haben. Es gehe darum farbenfrohere Erzählungen zu bieten, die auch außerhalb Dänemarks angesiedelt seien, erklärte Leth. Für „Liberty“, das in der Reihe Berlinale Series seine Weltpremiere feiert, konnte ein prominenter Cast gewonnen werden. Unter anderem spielen die „Kommissarin Lund“-Darstellerin Sofie Grabol und Carsten Bjornlund („Die Erbschaft“) in dem Drama, das über das Leben von dänischen und schwedischen Familien erzählt, die als Entwicklungshelfer in Tansania tätig sind. Eine besondere Herausforderung sei dabei die Tatsache gewesen, dass der Roman in Dänemark extrem populär sei und auch die Darsteller bestimmte Vorstellungen von der Geschichte durch das Buch im Kopf gehabt hätten, berichtete die Produzentin.
Das Produktions-Team um Dan Futterman hat für den Zehnteiler „The Looming Tower“ Motive eines Sachbuchs von Lawrence Wright (deutscher Titel: „Der Tod wird euch finden. Al-Qaida und der Weg zum 11. September“) in eine fiktionale Erzählung umgesetzt. Umfangreiche Vorarbeiten seien notwendig gewesen, um aus dem umfangreichen Recherchen Wrights, der rund 600 Interviews für sein Buch geführt habe, die passenden Ereignisse und Personen für die Handlung der TV-Serie herauszufiltern, erklärte Futterman. Hierbei sei es wichtig, sich bei der Ausgestaltung zwar die Freiheiten einer nicht-dokumentarischen Produktion zu nehmen, bei der Zeichnung der Charaktere aber dennoch den realen Personen gerecht zu werden – etwa dem arabisch-stämmigen, muslimischen Helden (dargestellt von Tahar Rahim aus „Ein Prophet“). Diese Figur solle auch in politischer Hinsicht zum Nachdenken anregen, erklärte Futterman: „Heutzutage würde ihr jedoch möglicherweise die Einreise in die USA verweigert.“ Auch Karoline Leth betonte die politische Komponente, die in „Liberty“ stecke. Dänemark müsse sich mit seiner Rolle in der Zeit der Kolonialisierung und der Sklaverei auseinandersetzen. Auch im Hinblick auf die Diskussion über das Verhalten von Zuwanderern im heutigen Dänemark sei es wichtig, den Blick darauf zu richten, wie sich Dänen und Schweden verhielten, wenn sie selbst in ein anderes Land auswanderten.