15 Jahre für den Film in NRW, Deutschland und Europa
Filmstiftung NRW wurde am 27. Februar 1991 gegründet
Sie ist noch nicht einmal volljährig, hat aber im deutschen Film schon viel erlebt: vom Boom deutscher Beziehungskomödien Anfang der 90er über den Aufstieg und Fall der Medienblase an der Börse bis zum erneuten Erstarken des Deutschen Films, wie ihn die Kinobesucher dank vieler junger Regisseure derzeit in den Filmtheatern erleben.
Am 27. Februar 1991 wurde in Düsseldorf die Filmstiftung NRW gegründet. Der damalige Ministerpräsident Johannes Rau und der damalige WDR-Intendant Friedrich Nowottny schufen als Gründungsgesellschafter vor 15 Jahren etwas völlig Neues: Eine regionale Filmförderung, die als GmbH mit dem Ziel geschaffen wurde, NRW zu einem wichtigen Filmland in Europa zu machen – wirtschaftlich und kulturell. Dem Düsseldorfer Vorbild folgten später Regionalförderungen in ganz Deutschland und Europa. In NRW gehören neben Land und WDR mittlerweile auch das ZDF, RTL und die Landesanstalt für Medien zu den Gesellschaftern. Obwohl sie im 16. Jahr angesichts des knappen Landeshaushalts voraussichtlich eine Kürzung von 2,4 Millionen wird hinnehmen müssen, bleibt die Filmstiftung mit einem Budget von rund 32 Millionen Euro eine der größten Filmförderungen Europas. Seit genau fünf Jahren ist nun Michael Schmid-Ospach Geschäftsführer der Filmstiftung. Er übernahm das Amt vom langjährigen Leiter der Förderung Dieter Kosslick (jetzt Leiter der Berlinale).
In den zurückliegenden 15 Jahren hat sich Nordrhein-Westfalen auch Dank der hier ansässigen Produzenten zu einem wichtigen Film- und Fernsehstandort in Europa entwickelt. Daran hat auch die Filmstiftung NRW ihren Anteil, die mit Leidenschaft und finanzieller Unterstützung des Films an diesem Ziel mitgearbeitet hat. Seit ihrer Gründung 1991 hat sie 444 Kinofilme mit knapp 250 Millionen Euro gefördert. Dazu kommen 153 Fernsehprojekte (80 Millionen Euro) sowie 177 Low-Budget- und Kurzfilme (12 Millionen Euro). Mit ihrem NRW-Effekt, der von den Produzenten fordert, dass er für jeden Euro Förderung mindestens 1,50 Euro in Nordrhein-Westfalen ausgibt, konnte die Filmstiftung rund 610 Millionen Euro nach NRW leiten.
Gleich mit einer der ersten geförderten Produktionen, Helmut Dietls Satire "Schtonk", konnte sich die Filmstiftung NRW 1992 über eine Oscar-Nominierung freuen. Ganz aktuell fiebert die Filmstiftung am 5. März mit, wenn sich in Los Angeles mit "Paradise Now" erneut ein geförderter Film Chancen auf einen Oscar ausrechnen kann. Bislang haben die jeweiligen Länder insgesamt 16 geförderte Produktionen vorgeschlagen, neun dieser Filme wurden dann von der Academy endgültig nominiert.
Zu den erfolgreichsten geförderten Filmen der letzten Jahre gehören "Caché", "Knockin' on Heaven´s Door", "Die sieben Zwerge", "Die fabelhafte Welt der Amélie", "Good Bye, Lenin!", "Dead Man", "My name is Joe", "Das Wunder von Bern", "Der Schuh des Manitu", "Lola rennt", "Nomaden der Lüfte", "Dancer in the Dark", "Bella Martha", "Die Manns", "Der Totmacher", "Die große Stille" oder "Barfuss".
Die Liste der Regisseure, mit denen die Filmstiftung NRW zusammen gearbeitet hat, liest sich wie ein Filmlexikon: Wolfgang Becker, Heinrich Breloer, Doris Dörrie, Marleen Gorris, Dominik Graf, Peter Greenaway, Michael Haneke, Werner Herzog, Jim Jarmusch, Jean Pierre Jeunet, Emir Kusturica, Ken Loach, Mira Nair, Oskar Roehler, Lars von Trier, Margarethe von Trotta, Tom Tykwer, Hans-Christian Schmid, Wim Wenders, Sönke Wortmann und viele mehr.
Auf fast allen wichtigen Festivals, europa- und auch weltweit, gewannen geförderte Filme der Filmstiftung NRW Auszeichnungen: auf der Berlinale, in Cannes, Venedig, Locarno, in Sundance, Toronto oder Montréal. Dazu kommen Golden Globes für "Farinelli" und "Paradise Now", der Emmy Award für "Die Manns" und zahlreiche deutsche und europäische Filmpreise sowie Grimme-Preise.
Seit der Gründung der Filmstiftung NRW hat sich der Abspielmarkt für diese Filme drastisch verändert: Anfang der 90er durch die damals noch neuen Multiplexe, heute durch den Boom der DVD und das veränderte Freizeitverhalten der Menschen. Zwar sind die Kinobesucherzahlen in diesen 15 Jahren gestiegen (von 102 Millionen Karten 1991 auf 127 Millionen 2005 – 2001 war das Rekordjahr mit 178Millionen Karten), doch im vergangenen Jahr hat die Branche einen Besucherrückgang um 18,8 % verkraften müssen. Die Filmstiftung stand den Kinobetreibern, die sich in ihren Filmtheatern in NRW für ein ambitioniertes Filmprogramm einsetzen, seit ihrer Gründung verlässlich zur Seite und half ihnen in diesen 15 Jahren 297 mal mit insgesamt 10,6 Millionen Euro Förderung, durch Modernisierungen konkurrenzfähig zu bleiben. Dazu kamen 670 Jahresfilmprogramm-Prämien in Höhe von 5,3 Millionen Euro, mit denen die Kino-betreiber für herausragende Filmprogramme belohnt wurden.
Besonderes Augenmerk legt die Filmstiftung auch auf den Kinderfilm. Filme wie "Die wilden Hühner", "Lauras Stern" oder "Der Schatz der weißen Falken" locken zahlreiche Kinder in die Kinos – die Zielgruppe von morgen.
Neben der Förderung von Film und Kinos hat die Filmstiftung NRW in den letzten Jahren eine Reihe weiterer Aufgaben übernommen: Hörspielförderung, EU-Kooperation mit der MEDIA Antenne Düsseldorf, Aufbau einer Film Commission und einer Location-Datenbank (www.location-nrw.de), Übernahme der Förderaufgaben des Filmbüros NW, Mitgliedschaft im neuen Filmforum NRW, Beteiligung als Gesellschafter am Grimme Institut sowie an der Auslandsvertretung des deutschen Films, German Films. Priorität hatte in der Düsseldorfer Kaistraße jedoch immer die Unterstützung der Aus- und Weiterbildung. Die konsequente Nachwuchsförderung war von Anfang an der Schlüssel zum Aufbau des erfolgreichen Filmstandortes. So ist die Filmstiftung NRW Gesellschafter der ifs internationale filmschule köln und des geplanten AV-Gründerzentrums in Köln.
"Die Filmstiftung hat exzellente Arbeit geleistet. Wir werden sie weiter brauchen: als Entwicklungsagentur für diesen Medienstandort und als Ideenschmiede. Das Land NRW wird der Filmstiftung ein verlässlicher Partner bleiben", gratuliert NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers der Filmstiftung NRW zum Fünfzehnten.
"15 Jahre Filmstiftung NRW bedeuten viele gemeinsam finanzierte Filme, die zu großen Erfolgen geworden sind. Dazu gehören Kinofilme wie "Good Bye, Lenin!" und "Lola rennt", Fernsehevents wie "Die Manns, ein Jahrhundertroman", Dokumentationen ("Abenteuer Glück") und Kinderfilme ("Der kleine Eisbär"). Filmstiftung NRW und WDR werden nicht nachlassen, den deutschen Film auch künftig zu stärken – als Kultur- und Wirtschaftsgut gleichermaßen. Der Film ist eben Kultur- und Wirtschaftsfaktor im besten Sinne!", würdigt WDR-Intendant Fritz Pleitgen die Arbeit der Filmstiftung.
"Ohne Filmförderung ginge es auf Deutschlands Leinwänden nicht so vielfältig zu. In NRW entsteht kaum ein Film ohne Unterstützung der Filmstiftung. Von den Kreativen bis zum Handwerk – eine ganze Industrie lebt davon. Gerade in Zeiten knapper Haushalte ist es deshalb umso wichtiger, sich mit höchstem Einsatz für den deutschen und europäischen Film zu engagieren, denn der Film ist der Chronist dieser Gesellschaft im kreativen Spannungsfeld von Wirtschaft und Kultur", so Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW.