22. Gerd Ruge Stipendium mit Preisverleihung
Die mittlerweile 22. Verleihung des Gerd Ruge Stipendiums durch die Film- und Medienstiftung NRW fand am 26. April 2023 im Alten Pfandhaus in Köln statt. Zu Beginn der Veranstaltung, die im Rahmen des 7. Dokutag NRW durchgeführt wurde, erinnerte Gastgeberin Petra Müller noch einmal an den Namensgeber und Mitinitiator des Stipendiums, mit dem die Entwicklung qualitativ hochwertiger Kinodokumentarfilme unterstützt wird. Dem 2021 verstorbenen Journalisten und Reporter Ruge sei es immer wichtig gewesen, offen für Themen in der Gegenwart zu sein. Auch die internationale Perspektive, die viele Stipendiat:innen für ihre Arbeiten wählten, sei ganz in seinem Sinne, führte die Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW aus.
Seit der Einführung des Gerd Ruge Stipendiums im Jahr 2002 seien mehr als 1.000 Projekte eingereicht worden, berichtete Müller. Die 112 vergebenen Stipendien hätten bislang zu 57 realisierten Dokumentarfilmen geführt. Bevor in Anwesenheit von Ruges Tochter, der Literaturagentin Elisabeth Ruge, die diesjährigen Stipendiat:innen vorgestellt wurden, begrüßte Moderatorin Ute Soldierer zwei Filmemacherinnen, die in der Vergangenheit mit dem Ruge Stipendium ausgestattet worden waren. Für Heike Fink war es 2010 die Grundlage für ihren mit Bernd Schaarmann realisierten Film „Nice Places to Die“ über Menschen, die ihr Leben in ständiger Gegenwart des Todes verbringen – zum Beispiel auf einem großen Friedhof in Ägypten. Durch das Gerd Ruge Stipendium sei es damals möglich geworden, sich die Zeit für die aufwendigen Recherchen zu nehmen, berichtete Fink. Aktuell ist die Regisseurin und Autorin mit ihrer Mockumentary „Olaf Jagger“ erfolgreich im Kino vertreten – Produzent Torsten Reglin (Ester.Reglin.Film) war als Teilnehmer des Dokutags ebenfalls im Publikum. Auch Regisseurin Nicole Wegner war in Köln vor Ort und gab Einblicke in den aktuellen Stand ihres 2021 von der Ruge-Jury ausgewählten Projekts „The Culture Wars“. Dabei geht es um die zunehmende Radikalisierung des Diskurses über Themen wie Gender, Rassismus oder Post-Kolonialismus in Zeiten von Social Media.
Produzent Jakob Weydemann (Weydemann Bros.), der in diesem Jahr die Stipendiums-Jury mit der Vorsitzenden Petra Müller, der Vertriebsspezialistin Elina Kewitz (New Docs), dem Produzenten Torsten Reglin (Ester.Reglin.Film) und der Regisseurin Doris Metz bildete, gab anschließend einen kurzen Einblick in die Arbeit des Gremiums. Auch wenn bestimmte Themen wie Natur und der Bezug des Menschen zur Natur sowie Flucht und Vertreibung in den eingereichten Projekten immer wieder aufgetaucht seien, habe es keine eindeutigen inhaltlichen Trends gegeben, so Weydemann. Vielmehr seien sehr viele unterschiedliche Ansätze und ein breites Themenspektrum zu verzeichnen gewesen.
Das mit insgesamt 100.000 Euro ausgestattete Gerd Ruge Stipendium wurde an vier Stipendiat:innen vergeben. Jeweils 30.000 Euro gehen demnach an Clara López Rubio für ihr Projekt „Amazonas“ über das im Dschungel von Ecuador lebende Volk der Waorani, sowie an Bettina Braun für "Hilfe !?", ein persönliches Filmessay rund um das Thema Helfen im Sinne von Wohltätigkeit. Jeweils 20.000 Euro erhalten Daniel Asadi Faezi, der in „Lagerkontinuität“, die bewegte Geschichte einer Kaserne in seiner Heimatstadt Schweinfurt nachzeichnet, sowie Florian Kunert für „Waldgeister“, einen künstlerischen Dokumentarfilm über Menschen am Rande der Gesellschaft und ihren Umgang mit Naturerfahrungen und Glauben.