37. Filmfestival Max Ophüls Preis: 13 NRW-Filme in Saarbrücken
- „Das Wetter in geschlossenen Räumen“ als Eröffnungsfilm
- „Agnes“ und „Sex & Crime“ im Wettbewerb Spielfilm
- „Goldfische“ und „Grummet“ im Wettbewerb Mittellanger Film
- „Original Copy“ im Wettbewerb Dokumentarfilm
- „Der Kuaför aus der Keupstraße“, „Mister Universum“ und „Zweite Hand“ im Spektrum
- „Babai“ in der Reihe Preisträgerfilm Cottbus
- Ehrenpreis für Nico Hofmann, Ehrengast Maria Schrader
Die Film- und Medienstiftung NRW ist mit 13 geförderten Filmen beim 37. Filmfestival Max Ophüls Preis (18.-24. Januar 2016) in Saarbrücken, dem wichtigsten Festival für den jungen deutschsprachigen Film, vertreten. Die Deutschlandpremiere von „Das Wetter in geschlossenen Räumen“ von Isabelle Stever wird das Festival eröffnen. Mit „Agnes“ von Johannes Schmid und „Sex & Crime“ von Paul Florian Müller stehen zwei Produktionen als Uraufführungen im Wettbewerb Spielfilm. Im Wettbewerb Mittellanger Film sind als Weltpremieren „Goldfische“ des KHM-Absolventen Juan Facundo Scalerandi sowie „Grummet“ der ifs-Absolventin Sonja Keßler zu sehen. Im Bereich Dokumentarfilm hat „Original Copy“ von Florian Heinzen-Ziob und Georg Heinzen seine Deutschlandpremiere, und in der Reihe Spektrum werden „Der Kuaför aus der Keupstraße“ von Andreas Maus, „Zweite Hand“ von Nikolas Jürgens sowie als Uraufführung „Mister Universum“ von Berta Valin Escofet und Stefan Höh gezeigt. In der Reihe Preisträgerfilm Cottbus ist der bereits mehrfach ausgezeichnete Film „Babai“ von Visar Morina zu sehen. In der Nebenreihe für Ehrengast Maria Schrader laufen die geförderten Filme „Vergiss mein Ich“, „Aimée & Jaguar“ sowie „Liebesleben“.
Die Filme im Einzelnen:
Eröffnungsfilm
Isabelle Stevers „Das Wetter in geschlossenen Räumen“ wurde von den Kölner Firmen Sutor Kolonko Filmproduktion und PAL County GmbH in Koproduktion mit cine plus/The Media Group realisiert, als Sender sind WDR, BR und NDR beteiligt. In den Hauptrollen spielen Maria Furtwängler, Mehmet Sözer, Dorka Gryllus, Anne von Keller, Ornella Muti und Jim Broadbent. Zum Inhalt: In einem von Panzern umstellten Luxushotel im arabischen Krisengebiet ist die deutsche Entwicklungshelferin Dorothea dabei, Hilfsprojekte zu organisieren und die dafür nötigen Spenden einzuwerben: mit Charity-Empfängen und Gala-Diners, auf denen sie die Botschafter der reichen Länder bei Laune hält. Dorothea ist darin erfolgreich – auch aufgrund des Alkoholkonsums, mit dem sie ihre Partytauglichkeit aufrechtzuerhalten und den Zynismus ihrer Tätigkeit auszuhalten versucht. Sie beginnt eine Affäre mit dem wesentlich jüngeren Drifter Alec, der sich von ihr ausstatten und aushalten lässt, doch was ihr zunächst wie ein hübscher Zeitvertreib erscheint, führt schließlich zum Kontrollverlust. Der Film wurde zu einem Großteil in Köln und Düsseldorf gedreht und von der Film- und Medienstiftung NRW mit 520.000 Euro unterstützt, weitere Mittel kamen von der Mitteldeutschen Medienförderung, DFF, BKM und Media. Movienet bringt den Film am 28. Januar 2016 in die Kinos.
Wettbewerb Spielfilm
Im Wettbewerb Spielfilm geht „Agnes“, eine Produktion der Lieblingsfilm mit Bavaria Pictures unter Beteiligung des WDR, ins Rennen. Johannes Schmid hat den Film mit Odine Johne, Stephan Kampwirth und Sonja Baum in den Hauptrollen inszeniert. Odine Johne ist für die Darstellung der Agnes in Saarbrücken außerdem als beste Nachwuchsdarstellerin nominiert. Zum Inhalt: Der Sachbuchautor Walter verliebt sich in die Physikstudentin Agnes, die nicht nur in ihrem Studium den großen Fragen des Lebens nachspürt. Ihre radikale Haltung zum Leben fordert ihn, der sich in seinem unverbindlichen, gemäßigten Leben eingerichtet hat, heraus. Eines Tages macht Agnes einen frappierenden Vorschlag: Walter soll eine Geschichte über ihre gemeinsame Liebe schreiben. Anfänglich ist das ein harmloses Spiel, doch bald schon übernimmt die gemeinsame Geschichte das Kommando und die Frage ist, wer ihr Autor ist. Die Filmstiftung NRW förderte mit 500.000 Euro, weitere Mittel kamen vom FFF Bayern und dem DFFF. Neue Visionen wird den Film am 02.06.2016 ins Kino bringen.
Ein weiterer Beitrag im Wettbewerb Spielfilm ist „Sex & Crime“ von Paul Florian Müller. Die Kölner Weydeman Bros. stellte den Film in Koproduktion mit zischlermann filmproduktion und cineplus/The Media Group her. In den Hauptrollen sind Wotan Wilke Möhring, Pheline Roggan, Fabian Busch und Claudia Eisinger zu sehen. Die Story: Ein frustrierter Bestsellerautor, seine Frau, sein bester Freund, eine junge Kellnerin und ein wachsamer Nachbar… und eine lange blutige Nacht, in der jeder jeden hintergeht. Die Filmstiftung unterstützte das Projekt, das am 24. März 2016 im Verleih von Camino in die Kinos kommt, mit 372.000 Euro. Weitere Förderer sind das Medienboard Berlin Brandenburg und der DFFF.
Wettbewerb Mittellanger Film
Im Wettbewerb Mittellanger Film läuft als Uraufführung der KHM-Abschlussfilm „Goldfische“ von Juan Facundo Scalerandi. Inhalt: Als die geliebte Mutter der Zwillinge Agnes und Otto an einem Herzinfarkt stirbt, erfindet ihr Vater die Lüge, die Mutter sei in Urlaub gefahren. Im Laufe der Jahre versterben immer mehr geliebte Lebewesen um sie herum, die Goldfische, schließlich auch der alte Butler. Der Vater sieht sich gezwungen, immer weitere Ersatzlösungen zu finden, um die Kinder vor der grausamen Wahrheit des Todes zu schützen. Daniel Drewes spielt die Hauptrolle. Die Produktion der btf wurde von der Filmstiftung mit 25.000 Euro gefördert. Ebenfalls im Wettbewerb Mittellanger Film ist als Uraufführung „Grummet“ von Sonja Keßler zu sehen. Die Story: Während des ersten Weltkrieges kämpft die 45-jährige Marga ums tägliche Überleben. Ihr Mann Otto ist verschollen. Als der 12-jährige Hans, fasziniert von Marga, ihr ständig folgt, kommt es zu einem folgenschweren Unfall. Zwischen Marga und Hans, um den sie sich nun kümmert, entwickelt sich eine Freundschaft. Doch dann taucht der ältere Bruder von Hans auf. Die Hauptrollen spielen Jenny Schily, Joshua Fröhlich, Michel Diercks, Alexander Hauff und Torben Kessler. Die Filmstiftung unterstützte die ifs-Produktion mit 25.000 Euro.
Wettbewerb Dokumentarfilm
„Original Copy“ von Florian Heinzen-Ziob und Georg Heinzen geht als Deutschlandpremiere im Wettbewerb Dokumentarfilm ins Rennen. Die Geschichte: Sieben Tage und sieben Nächte haben sie Zeit, die Screen Painters des „Alfred Talkies“ in Mumbai, um das Werbeposter für den nächsten Film zu malen. Sie sind die wahren Leinwandhelden des Hindi-Kinos. Der in Eigenproduktion hergestellte Film wurde von der Filmstiftung mit 25.000 Euro gefördert.
Spektrum
In der Reihe Spektrum laufen gleich drei filmstiftungsgeförderte Filme. Als Uraufführung ist „Mister Universum“ von Berta Valin Escofet und Stefan Höh zu sehen. Die Story: Der 57-jährige Werner Höh hat vor acht Jahren seine Bodybuilder-Karriere beendet. Dazwischen hat er Insolvenz, Arbeitslosigkeit und Zwangsversteigerung durchgemacht. Nun arbeitet Werner an seinem Comeback und dem Versuch, Mr. Universum zu werden. Der Dokumentarfilm begleitet ihn bei seiner harten Arbeit dafür. Produziert wurde der KHM-Abschlussfilm von der Kunsthochschule für Medien Köln in Koproduktion mit Scöhfett Filme, die Filmstiftung förderte mit 15.000 Euro.
„Der Kuaför aus der Keupstraße“ von Andreas Maus setzt sich mit den Auswirkungen des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstraße 2004 auseinander, nach dem die dort lebende Community unter Generalverdacht gestellt wurde. Erst Jahre später stellte sich heraus, dass der NSU den Anschlag begangen hatte. Der Dokumentarfilm zeichnet die Anatomie eines Verbrechens und der gescheiterten Aufklärung nach. Die Produktion der Kölner Coin Film in Koproduktion mit dem WDR wurde von der Film- und Medienstiftung NRW mit 130.000 Euro gefördert, weitere Unterstützung kam vom DFFF. Real Fiction Filmverleih bringt den Dokumentarfilm am 25. Februar 2016 in die deutschen Kinos.
In Nikolas Jürgens‘ Film „Zweite Hand“ reist Clara nach Südfrankreich, um nach dem Tod ihrer verschollenen Zwillingsschwester Yvonne die letzten Formalitäten zu klären. Dort begegnet sie Yvonnes Witwer David auf dessen Landsitz. Anstatt sofort wieder abzureisen und das verdrängte Leben ihrer Schwester hinter sich zu lassen, findet Clara einen sehnsuchtsvollen Reiz an dem ihr unbekannten Lebensentwurf. In den Hauptrollen sind Sophie Weickert, Marc Fischer und Marko Dyrlich zu sehen. Produziert wurde der Film, der seine Premiere bei den Hofer Filmtagen 2015 hatte, von der Kunsthochschule für Medien Köln und Radical Movies Production. Die Filmstiftung förderte die Produktion mit 20.000 Euro.
Reihe Preisträgerfilm Cottbus
„Babai“ von Visar Morina läuft in der Sektion Preisträgerfilm Cottbus. Die vielfach ausgezeichnete Produktion war der Beitrag Kosovos im Rennen um den Oscar als Bester nicht englisch-sprachiger Film. Er handelt von Gezim, der mit seinem 10-jährigen Sohn Nori seinen Lebensunterhalt damit verdient, auf der Straße Zigaretten zu verkaufen. Fragen des Sohnes nach der Mutter ignoriert er – er versucht, alles zu verdrängen, was im Kosovo passiert ist. Eines Tages verschwindet der Vater plötzlich und lässt den Jungen bei seinem Onkel zurück. Nori bestiehlt den Onkel, um seinem Vater nach Deutschland nachzureisen, doch Valentina, eine Bekannte, der er vertraut, verschwindet mit dem Geld. Dennoch gelingt ihm die Flucht. Die Produktion der NiKo Film in Koproduktion mit Skopje Film Studio (MK), Produksioni Krusha (KO) und Eaux Vives Productions (F) wurde von der Filmstiftung mit 450.000 Euro unterstützt und kommt am 10.03.2016 im Verleih von Missing Films in die Kinos.
Ehrengast Maria Schrader
Dem Ehrengast Maria Schrader widmet das Festival eine eigene Nebenreihe. Dort wird u.a. „Vergiss mein Ich“ von Jan Schomburg gezeigt. Der Film erzählt die Geschichte eines Ehepaares, das sich plötzlich mit der Situation konfrontiert sieht, dass die Frau – ausgelöst durch eine Hirnhautentzündung – ihr Gedächtnis und damit ihre Identität verloren hat. Die Hauptrollen der Kölner Koproduktion von Pandora Film und WDR spielen Maria Schrader, Johannes Krisch, Ronald Zehrfeld und Sandra Hüller. Real Fiction Filmverleih brachte die Produktion, die komplett in Köln entstand, im Mai 2014 in die deutschen Kinos. Die Film- und Medienstiftung NRW förderte die Produktion mit 670.000 Euro, weitere Mittel kamen von der FFA, dem DFFF und dem BKM. Darüber hinaus werden in der Nebenreihe u.a. „Aimée & Jaguar“ sowie „Liebesleben“ gezeigt, die ebenfalls mit Unterstützung der Filmstiftung entstanden.
Ehrenpreis an Nico Hofmann
Der Film- und Fernsehproduzent Nico Hofmann erhält am 18. Januar den Ehrenpreis des Max-Ophüls-Filmfestivals für seine Verdienste um den jungen deutschsprachigen Film. Der Ehrenpreis wird in diesem Jahr zum fünften Mal vergeben. Der Geschäftsführer der UFA Gruppe ist einer der profiliertesten Köpfe des deutschen Films und erhielt bereits für seinen Abschlussfilm „Land der Väter, Land der Söhne“ im Jahre 1987 den Bayerischen Filmpreis und den Preis der internationalen Filmkritik. Mit Filmen wie „Dresden" oder dem vielfach ausgezeichneten TV-Mehrteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ unterstrich Hofmann seine Stellung als führender Produzent im Bereich Event-Fernsehen. Die filmstiftungsgeförderte Produktion gewann 2014 u.a. den International Emmy als „Best TV-Mini Series. Mit „Der Medicus“ produzierte Nico Hofmann außerdem den erfolgreichsten Kinofilm des Jahres 2014 in Deutschland. Er setzt sich seit langem für den deutschen Filmnachwuchs ein, u.a. als Professor für den Bereich „Szenischer Film“ an der Filmakademie Baden-Württemberg. Mit Bernd Eichinger rief er zudem den First Steps-Nachwuchspreis ins Leben. Anfang des Jahres sorgte Hofmann mit der Premiere von „Deutschland 83“ bei den Drama Series Days im Rahmen des European Film Markets für Furore bei Kritikern und internationalen Einkäufern. Die Serie wurde Ende 2015 bei RTL ausgestrahlt.
Das 37. Filmfestival Max Ophüls Preis findet vom 18.-24. Januar 2016 in Saarbrücken statt und gehört zu den bedeutendsten Veranstaltungen für den filmischen Nachwuchs in Deutschland.