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52. Hörspielpreis der Kriegsblinden geht an Christoph Schlingensief

Bund der Kriegsblinden Deutschlands e.V. und Filmstiftung NRW verleihen zum 52. Mal eine der renommiertesten Auszeichnungen für Hörspielautoren

Für sein Hörspiel "Rosebud" erhält Christoph Schlingensief den diesjährigen Hörspielpreis der Kriegsblinden / Preis für Radiokunst. Der Hörspielpreis der Kriegsblinden, der zu den renommiertesten Auszeichnungen für Hörspielautoren zählt, wird gemeinsam vom Bund der Kriegsblinden Deutschlands e.V. und der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen getragen. Mit dem Preis wird laut Statut jährlich ein von einem deutschsprachigen Sender konzipiertes und produziertes Original-Hörspiel ausgezeichnet, "das in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert". Die Preisverleihung, die abwechselnd in Berlin und Nordrhein-Westfalen durchgeführt wird, findet in diesem Jahr am 7. Juli im Bundesrat in Berlin statt. Das prämierte Hörspiel "Rosebud" ist eine Auftragsproduktion des WDR. Das knapp 40 minütige Stück wurde am 4. März 2002 urgesendet. Entschließung der Jury Die Jury anerkennt ein Hörspiel, welches aus der Not, aus der gegenwärtigen Politik- und Medienszenerie einen satirischen Funken zu schlagen, die Konsequenz zieht, den Aberwitz der medial inszenierten Politik und der mit billigsten, marktschreierischen Zutaten operierenden Publizistik der Berliner Republik eine schrille, die hysterische Sensationsmacherei und Geschmacklosigkeit der Konzernstrategien und Boulevardschlagzeilen noch übertrumpfende Übertreibung im Akustischen entgegen zu stellen. In dem bizarren Lärmen von Schlingensiefs Highspeed-Hörspiel sieht die Jury einen post-satirischen Realismus, mit dem der Autor seine bisherige innovative Hörspielarbeit in den Stücken "Rocky Dutschke ´68" (1997) und "Lager ohne Grenzen" (1999) und seine operative inszenierte Literatur konsequent fortsetzt. Zum diesjährigen Preisträger Christoph Maria Schlingensief ist Autor, Aktionskünstler; Filme-, Hörspiel- und Theatermacher. Er wurde 1960 geboren, studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte und arbeitete in den 80er Jahren zunächst als Regie- und Kameraassistent sowie als Fernsehaufnahmeleiter. Seit 1984 dreht Schlingensief Filme, unter anderem "Das deutsche Kettensägenmassaker" (1990) und "United Trash" (1995). 1993 debütierte er als Theaterregisseur und ist seit 1996 Hausregisseur an der Volksbühne Berlin. Zu seinen spektakulärsten Inszenierungen zählen "Berliner Republik" (1999) und "Atta Atta – Die Kunst ist ausgebrochen" (2003). Darüber hinaus sorgt Schlingensief als TV-Talkmaster ("Talk 3000") und als Aktionskünstler ("Chance 2000") für Aufmerksamkeit. 1997 entstand sein Radio-Debüt "Rocky Dutschke ´68" und erhielt den Prix Futura. Das Hörspiel "Lager ohne Grenzen" verarbeitete zwei Jahre später den medialen Umgang mit Kosovokrieg und Flüchtlingselend und erhielt den Prix Europa. Der Jury unter Vorsitz von Prof. Dr. Jörg Drews von der Universität Bielefeld gehören jeweils sieben Kriegsblinde und sieben Fachkritiker sowie fünf von der Filmstiftung NRW berufene Juroren aus dem Kulturbereich an. Bei der zweitägigen Jurysitzung, deren Gastgeber in diesem Jahr der Saarländische Rundfunk war, fielen 10 von insgesamt 19 Stimmen auf "Rosebud". Der bedeutende Preis wurde u.a. bereits an Autoren wie Ingeborg Bachmann, Friedrich Dürrenmatt, Heiner Müller, Heiner Goebbels, Urs Widmer, Günter Eich, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Walter Kempowski und Wolfgang Weyrauch vergeben.