Instagram
Film und Medien Stiftung NRWNewsPressemitteilungen66. Hörspielpreis der Kriegsblinden für „Screener“

66. Hörspielpreis der Kriegsblinden für „Screener“

  • Verleihung am 17. Mai im Deutschlandfunk Köln
  • Ebenfalls nominiert: „Evangelium Pasolini“ und „Mein Herz ist leer“
  • Vergabe des Hörspielpreises der Kriegsblinden seit 1952

 

Mit „Screener“ von Lucas Derycke, eine Produktion des WDR, gab die 14-köpfige Jury unter Vorsitz der Kulturwissenschaftlerin Gaby Hartel soeben den Gewinner des Hörspielpreis der Kriegsblinden bekannt. Die renommierte Auszeichnung, getragen vom Bund der Kriegsblinden e.V. (BKD) und der Film- und Medienstiftung NRW, wird am Mittwoch, 17. Mai 2017, feierlich im Deutschlandfunk Köln verliehen. Moderiert wird die Preisverleihung von Ute Soldierer.

Jurybegründung

„‘Screener‘ von Lucas Deryke stellt sich künstlerisch dem unguten Gefühl, welches ein Großteil der Gesellschaft dem Internet gegenüber hegt. Was tun mit der Welle an Gewaltdarstellung, die dort über uns hereinbricht? Ignorieren, um nicht zum anfeuernden Publikum zu werden? […] Ein solcher Horror wird im nah-dran-Medium Hörspiel ganz besonders evident, vor allem, wenn die Überblendung von Wirklichkeiten und der graduelle Verlust so gut gelöst sind wie hier. Gemurmelte Selbstgespräche beim tagging und die Tonspur des Videos stehen den munteren Sätzen von Freundeskreis und Chef gegenüber. Letztere können nicht verhindern, dass unser Held in den Abgrund stürzt. Ein akustisch beeindruckendes und inhaltlich intensives Hörspiel zu einer brennenden Frage unserer Zeit.“

Zum Inhalt von „Screener“

Auf der Suche nach einem kurzfristigen Job meldet sich Felix für eine Stelle als Content Reviewer. Für ein großes Unternehmen kontrolliert Felix die Videoinhalte, die online gehen. Täglich werden Massen von Videos im Internet bereitgestellt: Tutorials, Tiervideos, Failvideos. Neben Alltäglichem ist auch unangemessenes oder illegales Material dabei. Er schaut zu und sortiert aus, im sicheren Glauben, die Distanz zu wahren. Doch die Bilder bleiben nicht ohne Wirkung. Sie hallen nach und brechen in private Momente ein. Was geschieht mit der Bilderflut in seinem Kopf? Felix Leben gerät aus den Fugen.

 

Die Nominierten

Im ebenfalls nominierten Hörspiel „Evangelium Pasolini“ (HR) erzählen Arnold Stadler und Oliver Sturm das Matthäus-Evangelium einerseits aus der Perspektive des Pasolini-Films „Das 1. Evangelium – Matthäus“, andererseits aus der des Schriftstellers Arnold Stadler, der diesen Film betrachtet. In „Mein Herz ist leer“ dichtet Autor und Hörspielmacher Werner Fritsch (Deutschlandradio Kultur und Radio Bremen) die japanischen Gedichte Haiku des Wanderdichters Taneda Santōka nach und ordnet sie zu einem Zyklus.

Das ausgezeichnete sowie die nominierten Hörspiele können auf der Homepage der Film- und Medienstiftung als Stream abgerufen werden. Unter http://www.filmstiftung.de/66-hoerspielpreis-der-kriegsblinden-die-nominierten/ stehen die Hörspiele sowie die vollständigen Jurybegründungen und Fotos der Nominierten bis Ende Juni zur Verfügung.

 

Der Hörspielpreis der Kriegsblinden wird seit 1952 jährlich an ein für einen deutschsprachigen Sender konzipiertes Original-Hörspiel verliehen, das in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert. Zu den vorherigen Preisträgern zählen u.a. Milo Rau, Sibylle Berg, Paul Plamper, Elfriede Jelinek oder Christoph Schlingensief.

 

Die Jury des 66. Hörspielpreises der Kriegsblinden

Blinde Juroren: Paul Baumgartner, Johann Dressing, Hans-Dieter Hain, Dietrich Plückhahn, Thade Rosenfeldt, Siegfried Saerberg

Fachkritiker: David Denk (Autor, Journalist, Süddeutsche Zeitung), Gaby Hartel (Kulturwissenschaftlerin, Vorsitzende der Jury), Thomas Irmer (Freier Journalist u.a. Theater der Zeit), Eva-Maria Lenz (Freie Journalistin, FAZ, epd), Doris Plöschberger (Suhrkamp Verlag), Diemut Roether (epd medien), Isabel Zürcher (Kritikerin, Lektorin und Publizistin), Jenni Zylka (Journalistin, Autorin und Moderatorin)