Afrika in Köln, zwei Israelinnen auf Streife und ein Siebenjähriger, der für Ballack ins Gefängnis will
Filmstiftung NRW fördert 28 Projekte, darunter acht Abschlussarbeiten
Ulli ist sieben und weiß genau, was er werden will: ein großer und berühmter Fußballer. Sein 16-jähriger Bruder Kai verfolgt eher seine kriminelle Karriere. Als Ulli von Kai einen Fußball mit dem Originalautogramm von Ballack bekommt, ist er überglücklich. Doch unglücklicherweise landet der Ball bei einem Missgeschick hinter der Gefängnismauer. Und nun ist dem bisher braven Ulli nichts wichtiger als schnellstmöglich kriminell zu werden. Und so startet er innerhalb kürzester Zeit eine rasante Kriminellen-Karriere. Die Kölner Simon und Schlosser Filmproduktion realisiert den Kurzfilm "Strafstoss", den Regisseur Till Endemann nach dem Buch von Marcus Sauermann inszeniert.
Friedrich und Luise sind seit über 40 Jahren glücklich verheiratet, und so ist der Schock tief, als Luise an Alzheimer erkrankt. Bald muss sich Friedrich eingestehen, dass er seine Frau nicht mehr alleine pflegen kann. Er bringt Luise in ein teures Altersheim, das sich speziell mit Demenzerkrankungen beschäftigt. Dort trifft Luise Hans, ihre große Jugendliebe. Hans und Luise verlieben sich erneut. In Friedrich erkennt Luise nun nur noch ihren vermeintlichen Vater. Für Friedrich ein weiterer Schock. Als Hans Frau ihn nach Hause nimmt, bricht Luise vollkommen zusammen. Friedrich muss handeln, wenn er Luise helfen will. "Alte Liebe" ist der Abschlussfilm von Regisseurin Irene Graef an der KHM.
Ladendetektiv Manfred Neuhaus ist stets korrekt und dienstbeflissen, denn er lebt für seinen Beruf. Heimlich ist er in Sarah verliebt, die in der Buchhandlung des Kaufhauses arbeitet. Abends folgt er ihr und ihrem Freund. Als der später überfallen wird, greift Manni nicht ein. Der Gewaltakt ist so schwer, dass Sarahs Freund umkommt. Manni muss mit der Schuld leben, nichts unternommen zu haben. Sein vorher geordnetes Leben bricht vollkommen zusammen, doch auch Sarah empfindet tiefe Schuld. Regisseur Reto Caffi realisiert mit "Einzelstrecke" ebenfalls seinen Abschluss an der KHM.
Insgesamt wurden acht Nachwuchsfilmer in der letzten Sitzung der Filmstiftung NRW bei ihren Abschlussprojekten unterstützt.
Als internationale Koproduktionen förderte die Filmstiftung NRW "La Sangre Brota – Blood Appears" des Autors und Regisseurs Pablo Fendrik, ein Projekt der Kölner Cameo Film: Der 60-jährige Arturo erhält einen Anruf seines Sohnes Ramiro aus Amsterdam. Ramiro bittet ihn, ihm umgehend 1000 Dollar zu schicken, um sein Leben zu retten. Seine Frau Irene ist viel zu sehr mit der Aussicht auf eine professionelle Bridge-Karriere beschäftigt, um sich um ihren Sohn zu sorgen. Und der 16-jährige Leandro ist zu sehr von Vanesa besessen, als dass sein Bruder ihn irgendwie interessieren könnte. Da jeder das Geld gerne für seine eigenen Zwecke verwenden möchte, brechen die Konflikte der Familie offen aus. Und plötzlich kann Arturo seine alte, lange vergessen geglaubte Persönlichkeit nicht mehr verbergen. Cameo Film realisiert das Projekt gemeinsam mit der argentinischen Magma Film und der französischen Acrobates Film.
Vom 9. bis zum 15. November werden in Köln 20 afrikanische Filme gezeigt. Das 9. Afrikanische Filmfestival "Jenseits von Europa " der FilmInitiativ Köln e.V. legt in diesem Jahr seine Schwerpunkte auf die Lebenssituation afrikanischer Frauen, die im Konflikt zwischen Tradition und kulturellem Wandel stehen, sowie auf die Welt von Kindern und Jugendlichen im urbanen Kontext.
Zum sechsten Mal findet dann Anfang 2007 das Cineasia Filmfest statt, diesmal erstmals im Filmforum NRW in Museum Ludwig. Vier Tage lang stehen in Köln dann wieder Filme aus Japan, Korea, Hong Kong, Malaysia und Thailand im Fokus.
Im Bereich der Verleihförderung fördert die Filmstiftung NRW fünf Kinofilme, darunter "Close to Home" der Regisseurinnen Dalia Hager und Vidi Bilu:
Smadar und Mirit sind 18 Jahre alt und leisten gerade ihren Militärdienst in den Straßen Jerusalems. Ihr eigenes Leben beschäftigt sie jedoch wesentlich stärker als die unangenehmen Passkontrollen der Palästinenser. Langsam werden die beiden unterschiedlichen Frauen Freundinnen, ein Selbstmordattentat schweißt sie noch enger aneinander. Eines Tages müssen beide dann erleben, wie ein harmloser Palästinenser von Israelis fast gelyncht wird.
Obwohl Frauen in der israelischen Armee schon immer vertreten waren, ist "Close to Home" der erste Film, der sich mit Frauen in der Armee beschäftigt. Bei der Berlinale 2006 war der Film in der Forums-Reihe vertreten und wurde mit dem Preis der C.I.C.A.E., dem internationalen Verband der Filmkunsttheater, ausgezeichnet. Der 2004 gegründete Verleih mîtosfilm bringt das Drama nun in die deutschen Kinos.
Das Gremium der Filmstiftung NRW, Produktion 2, entschied in seiner Sitzung Vertrieb am 11. Oktober 2006, insgesamt 8 Projekte mit einer Gesamtfördersumme von 67.000 Euro zu unterstützen und in seiner Sitzung Produktion am 31. Oktober 2006 insgesamt 20 Projekte mit 491.678 Euro zu unterstützen, von denen rund 188.000 Euro an Studentenprojekte gingen.
Die vom Verein Filmbüro NW benannten Mitglieder des bei jeder Sitzung wechselnden Förderausschusses waren im Bereich Projektförderung/Produktion Produzentin Bettina Brokemper, die Regisseure und Produzenten Sören Voigt und Axel Engstfeld sowie im Bereich Vertrieb die Kinobetreiberin Andrea Gollnow, die Kino- und Verleihspezialistin Sigrid Limprecht sowie der Filmmarketing-Berater Jürgen Fabritius.
Fördertabelle im pdf-Downloadformat