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Film und Medien Stiftung NRWNewsNewsBSM: When the Power Shifts – A New Era for Producers?

BSM: When the Power Shifts – A New Era for Producers?

Am 15. Februar, dem zweiten Tag des virtuellen Berlinale Series Market, diskutierten europäische Produzent:innen mit Moderator Imran Khan (Big Window Productions) über die Perspektiven für Independent-Firmen in einem Markt, der zunehmend von weltweit operierenden Streamingdiensten dominiert wird. Dabei ging es u.a. um die Frage, wie Pluralität und kulturelle Vielfalt erhalten werden können.

Die Panelteilnehmer:innen richteten dabei zunächst den Blick nach Frankreich, wo im vergangenen Jahr ein Dekret mit strengen Vorgaben für Netflix und Co. erlassen wurde. Die internationalen Streamer müssen demnach bis zu 25 Prozent ihrer in Frankreich generierten Umsätze in die dortige Film- und Serienproduktion reinvestieren. Gestärkt werden dadurch nicht zuletzt die unabhängigen Produktionsfirmen, auf die im TV- und Streamingbereich zwei Drittel dieser Gelder entfallen sollen. Die Exklusivrechte der auftraggebenden Streamer an diesen Projekten werden zeitlich auf 36 Monate begrenzt. Mit diesen neuen Rahmenbedingungen sei man sehr zufrieden, betonte Sydney Gallonde, CEO der Pariser Produktionsfirma Make It Happen Studio. Sie ermöglichten den Independents auch Zugang zu zusätzlichen finanziellen Mitteln durch die Förderanstalt CNC.

Regelungen wie in Frankreich erachtete die virtuelle Gesprächsrunde auch für andere europäische Länder als dringend notwendig. Investitionsverpflichtungen seien immer ein Eingriff in den Markt, aber eben auch erforderlich, wenn dieser offensichtlich versage, betonte Katharina Hiersemenzel, Senior Vice President Public Policy bei Constantin Film. Das Aufkommen der Streamingdienste habe zwar zu einem erheblichen Aufschwung geführt, was die Anzahl der Film- und Serienproduktionen angehe, im Hinblick auf Themen wie geistiges Eigentum und Rechteverbleib bei den Produzent:innen könne man aber keineswegs von einem „Goldenen Zeitalter“ sprechen – eher sogar von einem Schritt zurück.

Janine Jackowski, Mitgründerin von Komplizen Film, die mit dem von ihr produzierten und filmstiftungsgeförderten „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ im Wettbewerb der Berlinale vertreten ist, bekräftigte diese Einschätzung. Auch für Deutschland seien Investitionsverpflichtungen für die großen Streamingdienste nach französischem Vorbild wünschenswert. Es gehe darum, die Independent-Firmen zu stärken und damit das gesamte Ökosystem der Film- und Serienproduktion zu erhalten. Die unabhängigen Produzent:innen leisteten mit ihren kreativen Ideen einen maßgeblichen Beitrag zum Marktgeschehen.

Rikke Ennis, Gründerin und CEO der dänischen REinvent Studios, warnte ebenfalls vor der zunehmenden Schwächung des Independent-Bereichs. Schon jetzt gebe es kaum noch wirklich unabhängige Produktionsfirmen in Nordeuropa. Mit Vorschriften wie in Frankreich sei man auf dem richtigen Weg, weil damit auch endlich die Produzent:innen als Kreative anerkannt und in dieser Rolle gestärkt würden. Ennis wies zudem auf den Personalmangel in der Branche hin. Bei größeren Produktionen in Nordeuropa sei es mitunter schwierig, eine geeignete Crew zusammenzustellen. Für die Ausbildung neuer Fachkräfte seien die großen Streamer allerdings eher nicht als Heilsbringer für alle zu sehen, betonte Janine Jackowski. Deren Bestreben sei es, „Talent“ möglichst exklusiv an sich zu binden.