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Der deutsche Film: stark wie selten

15 Jahre: Filmstiftung NRW 2006 mit vielen Preisen, erfolgreichen Filmen und neuen Förderinstrumenten

Für den deutschen Film zählt das Jahr 2006 zu einem der erfolgreichsten seiner jüngs­ten Geschichte. Bis zum November erreichten deutsche Kinoproduktionen übers Jahr einen Marktanteil von 25,7 Prozent (Quelle: Nielsen EDI; 2005: 17,1%, entsprach 127,3 Mio. Kinobesuchern). Die Filmstiftung NRW, die in diesem Jahr ihren 15. Geburtstag feierte, habe daran einen beachtlichen Anteil, betonte Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach anlässlich der Jahres-Pressekonferenz heute in Düsseldorf: NRW-geförderte Produktionen wie "Sommer vorm Balkon", "Die wilden Hühner", "Emmas Glück", "Die große Stille", "Ein Freund von mir", "Elementarteilchen" und mit weit über fünf Millionen Besuchern "Das Parfum" führen die diesjährigen Kinocharts mit an.

2006: 127 Filme mit 28,9 Mio. Euro gefördert / Rückzahlung von 1,17 Mio. Euro

Damit auch 2007 und 2008 wieder herausragende Filme in die Kinos kommen, hat die Filmstiftung in diesem Jahr zahlreiche neue Produktionen gefördert. Insgesamt unter­stützte sie in 2006 127 Kino- und Fernsehproduktionen mit fast 29 Millionen Euro und erzielte damit ein Gesamtproduktionsvolumen von über 168 Millionen Euro.

Der NRW-Effekt, der von jedem Produzenten verlangt, für jeden Euro Förderung min­destens 1,50 Euro in Nordrhein-Westfalen auszugeben, lag 2006 bei 171% (49,3 Milli­onen Euro). Ein Effekt, der vor allem den Firmen und Menschen zu Gute kommt, die in NRW mit ihrer Kreativität und ihrem Know-how in der Produktion und der Postproduk­tion Filme entstehen lassen.

Vom Erfolg der Filme profitierte die Filmstiftung auch durch die vollständige oder teil­weise Rückzahlung der Förderungen nach der erfolgreichen Auswertung der Produk­tionen durch die Produzenten und Verleiher. 2006 flossen von den Filmen "Die große Stille", "Die wilden Hühner", "Die Syrische Braut", "Whale Rider" u. a. insgesamt 1,17 Millionen Euro an die Düsseldorfer Filmförderung zurück.

Neue Förderinstrumente / Start spezielles Nachwuchsprogramm / AV-Gründer­zentrum NRW / ZDF neuer Gesellschafter bei ifs internationale filmschule köln

Trotz der 20-prozentigen Kürzung der Landesmittel, die die Filmstiftung NRW in ihrem Jubiläumsjahr auffangen musste, hat sie mit dem neuen Nachwuchs-programm und der Förderung der Stoffentwicklung gleich zwei neue Förderinstrumente für die NRW-Branche auf den Weg gebracht.

Studenten und Absolventen der Filmhochschulen aus NRW können sich seit diesem Herbst mit ihren Abschluss- und Erstlingsfilmen um eine besonders schnelle und unkomplizierte Förderung bei der Filmstiftung bewerben, für die ein eigenes Gremium zuständig ist. Für das Nachwuchsprogramm, das auf Anregung von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers entstand, stehen jährlich 1,5 Millionen Euro bereit – zusätzlich zu der Abschlussfilmförderung, die wie bisher auch über die so genannte Produktion 2 mög­lich ist, und der Debütfilm-Förderung durch die Produktion 1. Die ersten fünf Förde­rungen für Filme im Rahmen des neuen Programms wurden bereits Ende November bewilligt und gingen an Studenten und Absolventen der Kunsthochschule für Medien Köln und der Fachhochschule Dortmund.

Mit dem AV-Gründerzentrum NRW, dessen Gründung von der Filmstiftung NRW vorangetrieben wurde, hat im Mai/Juni in Köln eine weitere Initiative ihre Arbeit auf­genommen, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Nachwuchs in der Region zu stärken. Zehn Stipendiaten – von der Produzentin über die Casterin bis zum Postproduzenten – erhalten für ihren Start ein Jahr lang eine finanzielle Unterstützung und intensives Coaching. Das Auswahlverfahren für den zweiten Jahrgang wird bis Mitte Dezember abgeschlossen sein.

Zu den Stipendiaten des Gründerzentrums gehört mit der Regisseurin Tina von Traben auch eine Absolventin der ifs internationale filmschule köln.

Dort war bislang die Filmstiftung NRW die einzige Gesellschafterin, Ende des Jahres beteiligt sich nun auch das ZDF als zweiter Gesellschafter an der Filmschule. Das ZDF übernimmt 10 Prozent der Gesellschafteranteile und unterstützt die Arbeit der Schule mit jährlich 100.000 Euro (Details siehe separate Pressemitteilung hier).

Neu: Stoffentwicklung bei der Filmstiftung NRW

Neben ihrem neuen Nachwuchsprogramm hat die Filmstiftung NRW im Herbst ein wei­teres neues Förderinstrument eingeführt. Mit der Stoffentwicklungs-förderung er­möglicht sie Produzenten, gemeinsam mit Autoren und Dramaturgen, ihre Projekte ohne allzu großen Zeitdruck zu optimieren. Dabei ist erstmals auch die Förderung von Paketen von bis zu fünf Stoffen möglich. Ziel des neuen Förderinstrumentariums, das von den Produzentenverbänden einhellig begrüßt wurde, ist die bestmögliche Ent­wicklung von Projekten, um so letztlich das Produktionsvolumen in NRW qualitativ und quantitativ zu steigern.

678 Drehtage in NRW

Kinofilmen wie "Ein Freund von mir", der in Düsseldorf gedreht wurde, oder "Emmas Glück", der im Bergischen spielt, konnte man ansehen, wo sie entstanden sind: mitten in Nordrhein-Westfalen. Auch 2006 waren die Städte und Landschaften in NRW wieder ein beliebtes Motiv für zahlreiche Film-produktionen. Die hier realisierten Projekte brachten es insgesamt auf 678 Drehtage. In Köln, Düsseldorf und Münster drehte Til Schweiger im Frühjahr seinen neuen Film "One Way". Der Film des Schwei­zer Regisseurs Reto Salimbeni startet am 25. Januar in den Kinos. In Köln und Xanten realisierte Vivian Naefe mit "Die wilden Hühner und die Liebe" im Sommer den zweiten Teil der Verfilmung der beliebten Bücher von Cornelia Funke. Wieder mit dabei, neben den Kinderdarstellern: Veronica Ferres, Jessica Schwarz und Doris Schade, neu im Team: Thomas Kretschmann. Auch mit "Rennschwein Rudi Rüssel 2" realisierte Peter Timm die Fortsetzung eines Kinoerfolgs. Die Hauptrollen spielen Sebastian Koch und Sophie von Kessel. In den Kölner MMC Studios entstand die deutsch-schweizerische Kino-Comedy "Tell", und Regisseur Steve Hudson ließ im Stu­dio für seinen Film "True North", in dem Steve Mullan eine Hauptrolle spielt, ein in rauer See schwankendes Fischerboot nachbauen. Hannelore Elsner und Esther Zim­mering standen in dem Roadmovie "Vivere" von Angelina Maccarone in Köln und Umgebung vor der Kamera, und Oliver Pocher spielte ebenfalls in Köln die Hauptrolle in der Bestsellerverfilmung "Vollidiot". Ganz aktuell setzt Hermine Huntgeburth mit "Teufelsbraten" die zweiteilige Verfilmung von Ulla Hahns auto­biografischem Roman "Das verborgene Wort" in Köln und Velbert in Szene, in Essen dreht Jan Bonny mit "Gegenüber" ein Drama über häusliche Gewalt. Noch in diesem Jahr startet Regisseur Marco Kreuz-paintner in den Studios in Bottrop-Kirchhellen mit den Dreharbeiten zu Otfried Preußlers Kinderbuch-Klassiker "Krabat" mit Daniel Brühl, Christian Redl und Robert Stadlober in den Hauptrollen.

Rund 10,5 Millionen verkaufte Kinokarten für geförderte Produktionen

Tom Tykwers Verfilmung von Patrick Süskinds Roman "Das Parfum" war 2006 der mit Abstand erfolgreichste Film, an dem die Filmstiftung beteiligt war. Insgesamt konn­ten die geförderten Kinofilme der Filmstiftung NRW 2006 rund 10,5 Millionen Besucher begeistern. Mit rund 5,5 Millionen verkauften Kinokarten sorgte "Das Parfum" maß­geblich für den hohen Marktanteil des deutschen Films in diesem Jahr. Aber auch Filme wie "Die wilden Hühner" (1,15 Mio. Besucher), "Sommer vorm Balkon" (931.000 Besucher) und "Elementarteilchen" (820.000 Besucher, verleihgefördert) hatten ihren Anteil an dem Erfolg. Hinzu kommen Filme, die zwar nicht an der Millionen-Besucher­grenze kratzen konnten, aber dennoch in ihrem Rahmen ein optimales Kinoergebnis erreichten: Dazu zählten die 176.000 Besucher, die sich Philip Grönings "Die große Stille" angesehen haben, und die 346.000 Menschen, die sich für Sven Taddickens Drama "Emmas Glück" eine Kinokarte kauften und sich für 103 Minuten von Jördis Triebel und Jürgen Vogel berühren ließen.

Durchsetzung Rückzahlung – notfalls auch vor Gericht

Für die ihr zustehenden Rückzahlungen ist die Filmstiftung NRW in diesem Jahr auch vor Gericht gegangen: Im Fall von "The 13th Floor", der 1999 mit 1,84 Millionen Euro gefördert worden war, entschied die 7. Zivilkammer des Landesgerichts zu Gunsten der Filmstiftung. Mit der Produktionsfirma Centropolis Streamline Ltd. war seiner­zeit vereinbart worden, dass das Förderdarlehen "aus den Erlösen ab der ersten Mark (Produzenten-Netto)" zurückbezahlt werden muss. Gegen die Argumentation der Pro­duzenten, mit dem Film sei kein Gewinn erzielt worden, entschied das Gericht, dass Centropolis die Förderung dennoch zurückzahlen muss, denn – so der Richter – "Erlös alles ist, was ein Film in der Verwertung einbringt."

Auch bei "Das Parfum" war es zu Irritationen über die Beteiligung des VIP Medien­fonds an dem Projekt gekommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen VIP und auch die Filmstiftung NRW hat den Förderantrag der Constantin Film noch ein­mal prüfen lassen, weil der Verdacht einer Überfinanzierung von rund 20 Millionen Euro bestand, der sich aber nicht bestätigt hat.

Festivalerfolge: Golden Globe, Palmen, Bären, Leoparden, Europ. Filmpreise…

Gleich im Januar konnte eine NRW-geförderte internationale Koproduktion einen Welterfolg verbuchen: Bei der 63. Verleihung der "Golden Globes" wurde in der Kate­gorie "Bester ausländischer Film" das palästinensische Drama "Paradise Now" prä­miert. Für den Oscar war der Film ebenfalls nominiert, ging aber leer aus.

Dass auch die Spanier Jürgen Vogel und Jördis Triebel in ihr Herz geschlossen haben, bewies der Publikumspreis, den "Emmas Glück" auf dem Festival in Sevilla gewann. Auf dem Filmfestival in San Sebastian war der Film ebenfalls begeistert aufgenommen worden. Die im Bergischen Land gedrehte Kinoproduktion ist nur eine von vielen, die in diesem Jahr auf Festivals die Jurys und die Zuschauer überzeugen konnten:

Zu den wichtigsten Preisen 2006 zählte für die Filmstiftung NRW die Goldene Palme für "The Wind that Shakes the Barley". Mit dessen britischen Regisseur Ken Loach hat die Filmstiftung bereits Filme wie "Carla´s Song" oder "Land and Freedom" reali­siert. Bei der Berlinale im Februar erhielten zwei wichtige deutsche Schauspieler Silberne Bären: Moritz Bleibtreu für seine Rolle in "Elementarteilchen" und Jürgen Vogel für seine künstlerische Leistung in "Der freie Wille". Die deutsch-argentinische Koproduktion "El Custodio" wurde in Berlin mit dem Alfred-Bauer-Preis geehrt. Burg­hart Klaußner war beim Festival in Locarno "Der Mann von der Botschaft" und er­hielt mit dieser Leistung den Goldenen Leoparden als Bester Darsteller.

Bei den Europäischen Filmpreisen, die Anfang Dezember in Warschau verliehen wur­den, gewann Philip Gröning den Prix Arte für "Die große Stille" als besten europäi­schen Dokumentarfilm.

Auch Nachwuchsregisseure gewannen in diesem Jahr Auszeichnungen: Birgit Gross­kopf erhielt für ihren geförderten Erstlingsfilm "Prinzessin" den Filmpreis des saarlän­dischen Ministerpräsidenten beim Max Ophüls Festival sowie den First Steps Award; Carolin Schmitz gewann für ihren Kurzdokumentarfilm "Benidorm" Ende November einen deutschen Kurzfilmpreis.

Erfolge gab es außerdem für geförderte Fernsehproduktionen: Annette Dittert freute sich für ihre vierteilige Dokumentation "Abenteuer Glück", die auch für einen Inter­nationalen Emmy nominiert war, in Marl über zwei Grimme-Preise; der TV-Zweiteiler "Dresden" wurde bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises als Bester Fern­sehfilm/Mehrteiler geehrt.

Trend TV-Event: Fernseh-Höhepunkte mit Quotenerfolgen

2006 war das Jahr der sog. TV-Events. An vielen davon war auch die Filmstiftung betei­ligt. Roland Suso Richters Geschichtsdrama "Dresden" erreichte im ZDF eine Traum­quote: Der erste Teil schrieb am 5. März Fernsehgeschichte mit 12,68 Mio. Zuschauern – dem besten Ergebnis seit Beginn der Erfassung durch die GfK im Jahr 1992. Teil zwei war am Tag darauf mit 11,25 Mio. Zuschauern nur unwesentlich schwächer. Ebenfalls im Zweiten lief Anfang des Jahres Dieter Wedels "Papa und Mama" (1. Teil:

7,17 Mio. Zuschauer/2. Teil 6,15) und im Oktober die Buchverfilmung "Neger, Neger, Schorn­steinfeger" mit Veronica Ferres in einer Hauptrolle (8,35 Mio./8,02). Aber auch RTL und das Erste konnten 2006 mit geförderten Fernseh-Highlights aufwarten: Auf RTL lief mit Spitzenquoten von 11,59 Mio. bzw. 11,2 Mio. Zuschauern der Zwei­teiler "Die Sturmflut", die genau wie "Dresden" zu Teilen in NRW gedreht wurde: Zum Beispiel stellte ein früheres Freibad am Baldeneysee den überfluteten Stadtteil Hamburg-Wilhelmsburg dar. Im Ersten war im Oktober "Die Mauer – Berlin ’61" zu sehen (6,06 Mio.). Ende November schließlich fesselte auf demselben Sender "Der Untergang der Pamir" an zwei Abenden jeweils rund fünf Millionen Zuschauer vor dem Bildschirm.

Filme für Kinder und Jugendliche: wichtiger Teil der Förderung

Mit "Die wilden Hühner und die Liebe" (ab 15.3.2007 im Kino) und "Rennschwein Rudi Rüssel 2" (ab 8.3.2007) wurden in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen gleich zwei große Kinofilme für die ganze Familie realisiert. Dass die Nachfrage nach solchen Filmen ungebrochen ist, zeigt der Erfolg des ersten Teils der "Wilden Hühner": Weit über eine Million Menschen sahen den Film im Kino. Gefördert wurden in diesem Jahr zwei weitere Produktionen, die hohe Besucherzahlen erwarten lassen: Speziell die Ju­gendlichen wird die Verfilmung von Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker "Krabat" begeistern, die Kleinen werden an den animierten Abenteuern der kleinen "Prinzessin Lillifee" ihren Spaß haben.

Darüber hinaus fördert die Filmstiftung mit ihren Jahresfilmprogramm-Prämien engagierte Kinobetreiber, die sich besonders für den Kinder- und Jugendfilm einsetzen.

Das wahre Leben: Dokumentarfilme

Mit knapp vier Millionen Besuchern, die "Deutschland. Ein Sommermärchen" in den Kinos sahen, drehte Sönke Wortmann den erfolgreichsten deutschen Dokumentarfilm überhaupt. Auch wenn die Filmstiftung NRW nicht an der WM-Doku beteiligt war, hat sie durch die kontinuierliche Förderung ("Das Wunder von Bern", "Der Schatz der wei­ßen Falken") von Sönke Wortmanns und Tom Spieß' Kölner Produktionsfirma Little Shark Entertainment mit eine Grundlage für den Erfolg gelegt. Auch der zweite Teil der "7 Zwerge" wäre ohne die große Unterstützung der Filmstiftung beim ersten Teil ("7 Zwerge – Männer allein im Wald") nicht möglich gewesen.

Von den geförderten Dokumentationen waren in diesem Jahr einige erfolgreich: Einen Europäischen Filmpreis und viele weitere Auszeichnungen gab es für Philip Grö­nings Überraschungserfolg, der Dokumentarfilm "Die große Stille". Beim Deutschen Filmpreis wurde "Lost Children" von Oliver Stoltz und Ali Samadi Ahadi als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet, und Annette Dittert gewann mit ihrer Reisedoku "Abenteuer Glück" zwei Grimme Preise. Ihr TV-Vierteiler entstand in der Reihe World Wide, mit der der WDR und die Filmstiftung NRW Dokumen-tationen für den Weltmarkt fördern. Auch das Gerd Ruge-Projektstipendium, das die Filmstiftung NRW in diesem Jahr bereits zum fünften Mal an Nachwuchs-Doku-mentarfilmer vergab, ist ein wichtiges Instrumentarium zur Förderung deutsch-sprachiger Dokumentarfilme.

Kinoförderung / Jahresfilmprogramm-Prämien / Strate-Preis an Reich und Blum

Trotz der steigenden Besucherzahlen mussten auch in diesem Jahr in Nordrhein-West­falen Kinos schließen. Das zeigt, dass die Schließungen wenig damit zu tun haben, dass die Menschen nicht mehr ins Kino gehen; vielmehr können andere Branchen für Immo­bilien in Innenstadtlagen höhere Mieten bezahlen. Umso wichtiger ist es, den Erhalt der traditionellen Filmtheater als Kinos gemeinsam mit den Kommunen zu gewähr­leisten, etwa durch strenge Nutzungsvorgaben und den Denkmalschutz.

Ermutigend sind die Neueröffnungen, die den Schließungen gegenüberstehen. In Düs­seldorf wurde auf der alten Kinomeile Graf-Adolf-Straße mit dem Atelier im Savoy in diesem Jahr endlich wieder ein Filmtheater eröffnet. Auch in Bielefeld entstand mit dem Lichtwerk ein neues Kino mit drei Sälen, und in Köln erhält die Filmpalette einen zweiten Saal, der bereits im kommenden Februar bespielt werden soll. Alle drei Kinos wurden mit einem Zuschuss für Modernisierung bzw. Neuerrichtung von der Filmstiftung NRW unterstützt. Insgesamt förderte sie 2006 16 Kinoprojekte mit rund 400.000 Euro.

Kinobetreiber, die sich auf ihren Leinwänden um den deutschen und europäischen Film sowie den Kinder- und Jugendfilm engagieren, unterstützt die Filmstiftung NRW au­ßerdem mit ihren Jahresfilmprogramm-Prämien. Am 20. November ehrte sie in Düsseldorf 53 Kinos aus 30 Städten in NRW mit Prämien in Höhe von insgesamt 398.000 Euro. Bei der Verleihung vergab die Filmstiftung NRW gemeinsam mit dem HDF KINO e.V. auch den Herbert Strate-Preis, der an den 2004 verstorbenen Kinobetreiber Herbert Strate erinnert und Personen auszeichnet, die sich besonders um die deutsche Filmwirtschaft und Filmkultur verdient gemacht haben. Nach Tom Tykwer und Sönke Wortmann in den Vorjahren ging die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung zu glei­chen Teilen diesmal an weniger im Rampenlicht stehende Persönlichkeiten, die Münch­ner Produzentin Uschi Reich (u. a. "Die wilden Hühner") und den Kölner Filmpublizis­ten Heiko R. Blum.

Internationaler Filmkongress / Koproduktionstreffen

Die Terminüberschneidung der Filmfestspiele in Cannes und des medienforum.nrw, in dessen Rahmen traditionell der Internationale Filmkongress stattfindet, war aus­schlaggebend dafür, dass die Filmstiftung in diesem Jahr auf ein Koproduktionstreffen und die traditionelle "moving nrw Party" verzichtete. Bei den Panels des abgespeckten Programms des Filmkongresses in der Kölner Messe gab es engagierte Debatten: Disku­tiert wurde über die Bedeutung von Festivals, den Kurzfilm, die Erfolge deutscher Dokumentarfilme und das Verhältnis von Film und Kultur.

Das begleitende Filmprogramm gab einen Ausblick auf anstehende Filmhighlights: Sven Taddickens Romanverfilmung "Emmas Glück" startete in Köln ihren erfolg­reichen Weg in die Herzen der Kinobesucher. Raoul Ruiz Künstlerbiografie "Klimt" hatte dort seine Deutschlandpremiere und war zugleich Eröffnungsfilm des Int. Film­kongresses. Schauspieler John Malkovich war, gemeinsam mit Veronica Ferres, bei der Premiere in Köln anwesend. Zuvor eröffneten beide, zusammen mit Ministerpräsi­dent Jürgen Rüttgers, in Bonn eine Fotoausstellung mit Bildern von Konrad R. Müller, der die Dreharbeiten zu "Klimt" mit der Kamera begleitet hatte.

Weitere Höhepunkte 2006:

Im Mai erhielt Krystyna Janda in Aachen die Karlsmedaille. Janda spielte u. a. in der geförderten dt.-polnischen Grass-Verfilmung "Unkenrufe" die Hauptrolle.

Mit Delegationen von NRW-Filmschaffenden reiste die Filmstiftung NRW in die Schweiz und nach Montréal, um vor Ort die Kooperations-Möglichkeiten mit den dortigen Förderinstitutionen und der Filmbranche zu sondieren und Kon­takte zu knüpfen.

6.500 Besucher kamen im Sommer zu den zwölf FilmSchauPlätzen NRW. Das bewährte Konzept: An außergewöhnlichen Orten zeigt die Filmstiftung Kino­filme, die thematisch zu den ausgewählten Open Air-Schauplätzen passen.

Der Hörspielpreis der Kriegsblinden/Preis für Radiokunst, den die Filmstif­tung NRW gemeinsam mit dem Bund der Kriegsblinden Deutschlands e.V. verleiht, ging in diesem Jahr an Michaela Melián für ihr Stück "Föhrenwald".

Der Deutsche Kinderhörspielpreis, den die Filmstiftung NRW und die ARD mit Unterstützung der Stadt Wuppertal vergibt, ging an "An der Arche um Acht" von Ulrich Hub.

Filmsymposium
"Zukunft der Filmkultur" von Staatskanzlei NRW und Filmstiftung am 4. Dezember in Köln, u. a. mit Tom Tykwer.

Informationsveranstaltung der FFA zum Neumann-Modell am 18.12. in derFilmstiftung NRW, s. u.

 

Ausblick auf 2007:

Kinostarts / Neumann-Modell / German Films Previews in Köln

Das neue Jahr beginnt in den Kinos gleich mit drei geförderten Filmen, die für zahlrei­che Besucher sorgen werden: "The Wind that Shakes the Barley" von Ken Loach (ab 28.12.), "One Way" mit Til Schweiger (25.1.) und der neue Film von Dani Levy "Mein Führer – die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler" mit Helge Schneider als Adolf Hitler (ab 11.1.).

Ebenfalls noch im Januar (23.1.) fällt die Entscheidung über die fünf Produktionen, die für den Oscar in der Kategorie nicht-englischsprachiger Film nominiert werden. Unter den 61 Vorschlägen sind auch fünf Filme, die von der Filmstiftung NRW gefördert wur­den: "Sweet Mud" von Dror Shaul (Israel), "En la Cama" von Matías Bize (Chile), "Kontakt" von Sergej Stanojkovski (Mazedonien), "The Wedding Chest" von Nurbek Egen (Kirgisien) und "Vitus" von Fredi M. Murer (Schweiz).

2007 steht der Start des neuen Produktionskostenerstattungsmodells an. Der von Kulturstaatsminister Bernd Neumann initiierte Topf in Höhe von 60 Millionen Euro wird Produzenten offen stehen und mittelfristig dadurch auch den Standort Nordrhein-Westfalen stärken. Die Filmstiftung NRW begrüßt die neue Initiative und setzt darauf, dass von der Förderung auch kleine und kulturell hochwertige Filme profitieren wer­den.

Im kommenden Jahr werden die German Films Previews erstmals in Nordrhein-Westfa­len stattfinden: Im Juli werden in Köln rund 60 europäische Film- und Fernseheinkäufer erwartet, denen die deutschen Weltvertriebe, wie Bavaria, Beta Cinema oder auch die Kölner Firmen Media Luna oder The Match Factory, ihre neuesten Filme vorführen. Die Veranstaltung, zu der die Auslandsvertretung des deutschen Films, German Films, seit 2001 einlädt, findet damit zum ersten Mal nicht in München statt (Details siehe separate Presseinformation hier).

Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach: "Das zurückliegende Jahr, in dem der 15. Geburtstag der Filmstiftung NRW gefeiert wurde, brachte herausragende deutsche Filme, die den Kinos einen Aufschwung bescherten. 2006 war aber auch geprägt von den Auswirkungen der Kürzungen der Landesmittel und damit den Einspa­rungen in unserem Etat. Wir haben uns bemüht, die Folgen für die Branche möglichst gering zu halten – ich denke, wir halten die Balance und hoffen, dass das Land bald wieder – wie all die Jahre – mit dem WDR in puncto Fördermittel gleichzieht.

Gefreut hat uns als Förderer, dass es langfristige Erfolge gibt und es Filme auch 'ohne uns' schaffen: wie Sönke Wortmanns 'Deutschland. Ein Sommermärchen'. Ohne 'Das Wunder von Bern' wäre das nicht möglich gewesen. Ebenso wie der zweite 'Zwerge'-Film – ohne uns – zum großen Spaß der Kino-besucher nur möglich war, weil NRW die ersten '7 Zwerge' massiv unterstützt hat. Besonders stolz sind wir in diesem Jahr auf z.B. 'Die große Stille'. Wenn so ein ungewöhnlicher Film, dem anfangs kaum einer sechsstellige Besucherzahlen, geschweige denn solche erstklassigen Auszeichnungen, zugetraut hätte, national und international Erfolg hat, kann es um die Filmkultur in Deutschland nicht so schlecht stehen!"

Preise/Festivals 2006 (pdf)
Geförderte Filme mit Dreh in NRW 2006 (pdf)
Besucherzahlen 2006 (pdf)

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte: Filmstiftung NRW, Tanja Güß, Tel.: 0211-930500, Fax: 0211-93050-85,