„Der Stand der Dinge“ Film und digitaler Binnenmarkt
Die Pläne der Europäischen Kommission einen digitalen Binnenmarkt einzurichten und die Auswirkungen auf die Filmwirtschaft in Deutschland standen im Mittelpunkt des Eröfffnungs-Panels am zweiten Tag beim Film- und Kinokongress NRW in Köln.
„Der Stand der Dinge“: Moderator Ulrich Höcherl und Francisco Javier Cabrera © Heike Herbertz / Film- und Medienstiftung NRW
Zum Auftakt des Programmpunktes, der in Kooperation mit Creative Desk Europe NRW gestaltet wurde, stellte Francisco Javier Cabrera von der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle einige grundsätzliche Fragen zu dem Themenkomplex zur Diskussion. Er verwies auf ein Zitat des zuständigen EU-Kommisssars Günther Oettinger, der erklärt hatte, dass man nach der Einrichtung eines digitalen Binnenmarktes in der Regel keine Rücksicht mehr auf nationale Gebietsgrenzen nehmen dürfe. Cabrera verwies auf das Beispiel von Fatih Akins Film „The Cut“, dessen Budget zu rund 43 Prozent aus Vorabverkäufen von Rechten in verschiedene europäische Länder generiert worden sei. Es stelle sich die Frage, ob solche Finanzierungsformen in einem europäischen Binnenmarkt noch möglich sei. Martin Dawson, stellvertrender Leiter des Programms Creative Europe Media, schilderte anschließend die Sicht der Europäischen Kommission. Viele europäische Filme seien in anderen europäischen Ländern außerhalb ihres Herkunftslandes kaum oder gar nicht bekannt, gab er zu bedenken. Hieraus ergebe sich eine kulturelle Herausforderung, der sich die Kommission stellen müsse. Für den digitalen Binnenmarkt habe man ohnehin nur die Online-Auswertung von Filmen im Blick, die derzeit nur rund zehn Prozent der Erlöse ausmache.
„Der Stand der Dinge“: Martin Dawson © Heike Herbertz / Film- und Medienstiftung NRW
Diese Sichtweise bezeichnete Alfred Holighaus, der Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) in der anschließenden Diskussion als beunruhigend. Der Online-Bereich könne nicht losgelöst von der sonstigen Verwertungskette betrachten werden. Sollte es hier eine Veränderung zu einer gesamteuropäischen Rechtevergabe geben, würde dies sicherlich auch Auswirkungen auf die vorherigen Auswertungsstufen wie Kino und Fernsehen haben, führte der SPIO-Präsident aus.