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Film und Medien Stiftung NRWNewsFördermeldungenDie Filmstiftung vergibt 581.000 Euro für 15 Low Budget-Projekte

Die Filmstiftung vergibt 581.000 Euro für 15 Low Budget-Projekte

581.000 Euro gehen an 15 Low Budget-Projekte, darunter eine Reise durch das Ruhrgebiet mit Wanderschäferinnen und Wanderschäfern sowie ein Rock-Musical von Alexander Kluge und Khavn De La Cruz. Außerdem wurde ein Dokumentarfilm von Markus Lenz über ehemalige FARC-KämpferInnen, der bereits mit dem Gerd Ruge-Stipendium ausgezeichnet, sowie ein Dokumentarfilm der Kölner Regisseurin Petra Hoffmann über die sandinistische Volksrevolution in Nicaragua gefördert. Ein filmisches Essay von Marcel Kolvenbach und Portraits der Kölner Künstlerin Mary Bauermeister und des Musikers Julius Eastman als auch ein experimenteller Dokumentarkurzfilm von KHM-Absolventin Alisa Berger werden unterstützt.

Projektvorbereitung

„Auftauchen“, Regie: Johanna Sunder-Plassmann, Tama Tobias-Macht, Förderung: 18.000 Euro
Gewalt gegen Frauen ist weltweit die häufigste Menschenrechtsverletzung. In ihrem neuen Dokumentarfilm gehen die beiden Regisseurinnen der Frage der Mechanismen häuslicher Gewalt, dem Selbstbild von Frauen und der Möglichkeit zur Veränderung nach. Dazu verbinden sie zwei Welten: die realistische Welt des Frauenhauses und eine imaginäre Welt von Clowninnen.

„Der Adler ist gelandet“, Produktion und Regie: Jürgen Brügger, Jörg Haaßengier, Förderung: 16.000 Euro
Nach einer schwierigen Mondankunft mit der Landefähre Eagle verkündete Armstrong, dass der Adler gelandet ist. 50 Jahre später landet eine Bricolage-Kopie des Adlers in ausgewählten Orten in Deutschland. Die zweiköpfige Besatzung wird den ihr unbekannten Raum erkunden, auf der Suche nach Antworten, wie es um unseren Heimatplaneten bestellt ist. Zur Erforschung des Ortes und seiner Bewohner nehmen sie Kontakt mit den dort lebenden Kindern auf, die ihnen zeigen, wie sie aufwachsen.

„Crazy Nigger“, Produktion: Film und Kontext, Regie: Miriam Jakobs, Gerhard Schick, Förderung: 19.500 Euro
1990 verstarb Julius Eastman 50jährig. Der schwarze und offen schwul lebende US-Komponist war drogenabhängig, mittellos und obdachlos. Beinahe vergessen, wurde das Ausnahmetalent 2018 weltweit wiederentdeckt. Der Dokumentarfilm soll ein filmisches Musik-Puzzle oder ein musikalisches Film-Puzzle werden. Weggefährten, von Eastman inspirierte Musiker, sein Bruder, aber auch das Kölner Ensemble Tra I Tempi kommen zu Wort.

Drehbuchförderung  

„Lust“, Autor: Quimu Casalprim, Förderung: 8.000 Euro
Im ersten fiktionalen Langfilm von Autor und Regisseur Quimu Casalprim setzt sich Karen, eine Ende Dreißigjährige, mit der Verfilmung von de Sades „Die Philosophie im Boudoir“ auseinander. Dabei wird sie nicht nur mit dem außergewöhnlichen politischen Einsatz des pornografischen Klassikers konfrontiert, sondern auch mit der Zuneigung zu einer potentiellen, jugendlichen Protagonistin.

„Mein Freund Charlie“, Autor: Daniel Raboldt, Förderung: 10.000 Euro
In der Adaption des gleichnamigen Kinderbuchs von Tanya Lieske kommt der lettische Junge Niks mit seinem Vater Mahris in den Sommerferien nach Deutschland, damit Mahris dort arbeiten kann. Niks lernt den etwas älteren Russen Charlie kennen. Charlie ist cool und charismatisch. Und er hat ein Talent: er kann sich einfach unsichtbar machen und kehrt dann mit Portemonnaies und anderen Dingen aus dem Nichts zurück.

Kinofilm

„Orphea“, Produktion: Rapid Eye Movies, Regie: Alexander Kluge, Khavn De La Cruz, Förderung: 70.000 Euro
Der an die Sage von Eurydike und Orpheus angelegte Film wird Musikfilm und Rock-Musical. Es geht um das Motiv, dass Menschen, die lieben, sollten sie sterben, einander noch aus der Hölle zurückholen. Orphea, die nicht über den Tod ihres Geliebten Eurydico hinwegkommt, erhält die Möglichkeit, in die Unterwelt hinabzusteigen. Dort kann sie mit ihrem Gesang den Herrscher der Unterwelt überzeugen, der ihr die Erlaubnis für ein kurzes Wiedersehen gewährt. Angesiedelt im heutigen Manila, übernimmt Lilith Stangenberg mehrere Rollen.

Dokumentarfilm

„Ein Traum von Revolution“, Produktion: Hope Medien, Regie: Petra Hoffmann, Förderung: 80.000 Euro
1979 siegte die sandinistische Volksrevolution in Nicaragua über den grausamen Diktator Somoza, der aus dem Land gejagt wurde. Junge RevolutionärInnen übernehmen die Regierungsgeschäfte, und Nicaragua wird zum Hort großer Utopien. Allein aus Westdeutschland helfen 15.000 beim Wiederaufbau des Landes, die größte bundesdeutsche Solidaritätsbewegung. Doch was ist aus den Träumen und Wünschen der nicaraguanischen RevolutionärInnen und ihrer europäischen UnterstützerInnen geworden?

„Auf der Suche nach Fritz Kann“, Produktion: publicnomad productions, Regie: Marcel Kolvenbach, Förderung: 70.000 Euro
Das filmische Essay verbindet dokumentarische und fiktionale Elemente. Am 22. April 1942 wird der jüdische Mann der Großmutter des Regisseurs aus dem Gestapobezirk Düsseldorf mit 1000 anderen jüdischen Menschen nach Izbica deportiert und dort ermordet. Der Vater des Regisseurs wird 9 Monate später geboren. War sein Vater der letzte Sohn von Fritz Kann, oder wurde er geboren, weil Fritz Kann deportiert und ermordet wurde?

„Der letzte Aufmarsch“, Produktion und Regie: Markus Lenz, Förderung: 60.000 Euro
Bereits mit dem Gerd Ruge-Stipendium ausgezeichnet, begleitet der Kinodokumentarfilm vier ehemalige Guerilla-KämpferInnen bei ihrem Weg zurück in die Zivilgesellschaft. Die FARC-EP war die älteste Guerillagruppe der Welt, bevor sie 2017 nach 53 Jahren gewalttätiger Konflikte die Waffen niederlegte. Doch wie baut man sich eine eigene Existenz auf, wenn man nur Befehlen gehorchte und nicht selbständig  denken oder eigenständig entscheiden durfte?

„Case Nr. 79087“, Produktion und Regie: Yana Ugrekhelidze, Förderung: 60.000 Euro
Alexander ist Transgender und hat bereits einen Teil seiner Geschlechtsumwandlung durchgeführt. Er lebt mit seiner Freundin Marie in der Altstadt der georgischen Hauptstadt Tiflis. Da die Änderung des Geschlechtseintrags in Georgien erst nach kompletter Operation eingetragen wird, findet Alexander keinen offiziellen Job. Sein Fall liegt nun beim Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Da das Verfahren lange dauern kann, haben beide sich zur Ausreise entschlossen. Um das Geld dafür zusammenzubekommen, hat sich Marie zu einer Leihmutterschaft entschieden.

„Zwischenräume“, Produktion: Ruhrpott-Film, Regie: Frédérique Laffont, Volker Köster, Förderung: 60.000 Euro
Das dokumentarische Roadmovie begleitet eine Wanderschäferin und zwei Wanderschäfer durch Winter, Frühling, Sommer und Herbst im Ruhrgebiet. Die Schafe bestimmen das Tempo und den Lebensrhythmus Jahr für Jahr. Die Wanderschäfer scheinen aus der Zeit gefallen zu sein, haben aber die Zechen überlebt. Doch auch sie stehen schon lange unter dem Druck der Globalisierung, des Klimawandels und veränderter Lebensweisen.

„Mary Bauermeister – Ich habe ein Bedürfnis nach Schönheit“, Produktion: Accentus Music, Regie: Carmen Belaschk, Förderung: 50.000 Euro
Im Atelier Bauermeister fanden die ersten Prä-Fluxus-Veranstaltungen statt. Joseph Beuys, John Cage, Nam June Paik und viele mehr veranstalteten in der Lintgasse 28 in Köln Konzerte, Lesungen und Ausstellungen. Bauermeisters Aktionen und Aktivitäten gestalteten die Kölner Kunstszene entscheidend mit. Das Portrait zeigt nicht nur das Bild einer der außergewöhnlichsten und wichtigsten Künstlerinnen, sondern ist auch ein Stück Zeit- und Kunstgeschichte.

Animationsfilm

„Vom Baum des Piloten“, Produktion und Regie: Christian Deckert, Förderung: 10.000 Euro
In dem gezeichneten Film wird die Geschichte des Piloten aus vorhergehenden Animationsfilmen weitererzählt. Es kann sein, dass ihm eine Drohne entgleitet und statt Bomben massenhaft seidene Unterwäsche abwirft, die sich wie ein glitzernder Teppich über all die Macho-Helden-Trümmerfelder legt.

Kurzfilm

„Ghost of the Body“, Produktion und Regie: Alisa Berger, Förderung: 24.500 Euro
Der 30minütige experimentelle Dokumentarfilm widmet sich dem traditionellen japanischen Butoh-Tanz. Das vielschichtige Portrait beinhaltet die Arbeit von 15 bekannten Butoh-Meistern, unter denen sich auch der 80jährige Meister Yoshito Ōno befindet, der Sohn des Mitgründers Kazuo Ōno.

Postproduktion

„SOORA: Staatsfeindinnen – Die Zeit des Schweigens ist vorbei“, Produktion: Tag/Traum Film, Regie: Mina Keshavarz, Förderung: 25.000 Euro
Im Iran können Männer Frauen misshandeln, ihnen Gewalt antun, sie erniedrigen, beherrschen und für sie sprechen – alles legal. Eine Gruppe von Frauenrechtlerinnen, zu denen auch die Regisseurin zählt, kämpft dagegen und riskiert so ihr Leben. Mit der Organisation einer einjährigen Kampagne gegen häusliche Gewalt werden sie zu Staatsfeindinnen. Überwachung, Einschüchterung, Verhör und Inhaftierung durch die iranische Regierung sind die Folgen für sie im Kampf für ein grundlegendes Menschenrecht: die Gleichbehandlung von Mann und Frau.

Als Jury für die Förderentscheidungen im Bereich Produktion benannte das Filmbüro NW die Regisseurinnen Ziska Riemann und Luzia Schmid sowie den Produzenten Erik Winker.

Nächster Einreichtermin für die Vereinfachte Förderung Produktion ist der 11. April.