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Film- und Medienstiftung NRW fördert 11 Hörspielprojekte

Die Film- und Medienstiftung NRW vergibt Arbeitsstipendien für elf Hörspielprojekte in Höhe von insgesamt 42.500 Euro. Die entsprechenden Empfehlungen hatte der Beraterstab in der dritten Sitzung des laufenden Jahres erarbeitet.

 

Die Projekte im Einzelnen:

„Grandmothers of the Universe“ von Bianca Künzel (Düsseldorf), 5.000 Euro
Die Autorin ist eine der sieben Frauen des Künstlerinnenkollektivs – waltraud 900 –. Geboren und aufgewachsen in Ost- und Westdeutschland, Griechenland, Palästina und dem Iran, stellen sich die Autorinnen schonungslos autobiografisch in die Traditionslinien ihrer eigenen (weiblichen) Geschichte(n) und suchen nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten in den Leben ihrer Großmütter, von den Anfängen des frühen 20. Jahrhunderts bis heute. Das Material ist Ausgangspunkt ihrer Recherche über Frauenbilder in unterschiedlichen politischen Systemen und Religionsgemeinschaften. Was bedeutet dieses Erbe, das jede*r von uns in sich trägt, für eine pluralisierte Gesellschaft, in der unterschiedliche und vielstimmige Erzählungen gleichwertig nebeneinander im Raum sind?

Isuma – ein Inuit-Filmkollektiv am Rand der Welt“ von Martin Zähringer und Jane Tversted (Berlin), 5.000 Euro
Das Autorenteam plant ein Hörportrait des Inuit-Filmkollektivs Isuma in Nunavat/Kanada. Der Regisseur Zacharias Kunuk führt die Hörer*innen in das Kollektiv ein und erzählt von der Filmarbeit in der Arktis. Wie erzählen Inuitkünstler von heute alte Geschichten in neuen Medien? Wie begegnen sie dem Klimawandel und was bedeutet eine Eisenerzmine für die Umwelt – und für die Autonomie von Nunavut?

Die Pille für den Mann (AT)“ von Johanna Bentz (Berlin), 4.000 Euro
Ein Stück über medizinische Gleichberechtigung: Die Pille für den Mann. Das Feature erzählt von Tüftler*innen und Autodidakt*innen mit Überzeugungen und Erfindungsgeist und Forscher*innen in Indien, Indonesien und den USA, die seit Jahrzehnten mit Gegenwind und Hindernissen kämpfen. Die Autorin trifft außerdem Feminist*innen, die ihren eigenen Umgang mit der männlichen Zeugungskraft suchen. Woran arbeiten sie? Was treibt sie an? Und welche Mechanismen wirken in den Institutionen und Köpfen, dass es bisher keine Alternativen für Männer gibt?

„Mandeville. Vaudeville“ von Sven-Ingo Koch (Düsseldorf), 4.000 Euro
Unterstützt werden soll hier die aufwendige Komposition zu dem Hörspiel von Jan Wagner. Das Stück folgt dem mittelalterlichen Abenteurer John Mandeville durch mögliche und unmögliche Welten, denn vielleicht hat es ihn nie gegeben, bzw. ist er nie gereist. Dabei klingen Themen wie Fremde, Nähe der Fremde, Toleranz und Verständnis diskret an, schon im Originaltext, auf den lose zurückgegriffen wird. Koch wird vier Songs, ein Kunstlied und Hörspielzwischenmusiken, d.h. zahlreiche kleine Miniaturen, komponieren.

„Pretty Leprosy (AT)“ von Hendrik Quas (Berlin), 4.000 Euro
Der Autor und Performancekünstler beschäftigt sich in diesem Projekt mit künstlerischer Formgebung von Krankheit am Beispiel von Lepra in Japan. Nachdem in einem ersten Schritt Interviews mit Leprakranken geführt werden, um die Krankheit und den alltäglichen Umgang damit zu dokumentieren, wird er in einem zweiten Schritt die traditionelle Technik des Maskenbauens aus dem NO-Theaters erlernen, um dann buchstäblich Lepra auf die Maske zu übertragen. Verformungen lepröser Gesichtszüge werden in die traditionelle Maske eingearbeitet und die Gestaltung für die Hörer*innen dabei so inszeniert, dass Krankheit als Kunst und Kunst als Krankheit erfahrbar wird.

„Motorcycle Diaries Revisited“ von Tom Noga (Köln), 4.000 Euro
1952 bricht der damals 23-jährige Ernesto Guevara zu einer Reise auf, die sein Leben verändern wird: durch Südamerika, von Buenos Aires über Chile, Peru, Kolumbien bis nach Caracas in Venezuela. Auf dieser Reise erlebt er Armut, Unterdrückung und Ausbeutung. Und folgert daraus, dass die Zukunft dem Volk gehöre und es die Macht übernehmen müsse, notfalls mit Gewalt. Knapp 70 Jahre später, nach zahlreichen Militärputschen und Guerillakriegen, hat sich an der Lebenswirklichkeit in Südamerika wenig geändert. Warum das so ist und wie eine Zukunft für die Länder aussehen könnte, möchte der Autor in Erfahrung bringen. Auf einer Reise auf den Spuren des jungen Che Guevara.

Que Beleza – Der rationale Soul des Tim Maia“ von Steffen Irlinger (Köln), 4.000 Euro
Der Musiker Tim Maia war in Brasilien der Urvater des Souls und der erste schwarze Superstar aus der Unterschicht. In den 70ern schloß er sich der Sekte Cultura Racional an. Diese Sekte glaubt, dass die Menschheit aus dem All stammt und dass das Ziel des Lebens auf der Erde die Immunisierung gegen die irrationale irdische Welt ist. Wem das gelingt, der wird von Superior Racional, dem höchsten Wesen, per Raumschiff in die rationale Welt befördert. Dass Maia seine nächste LP komplett der Sekte widmete, schadete seiner Karriere nachhaltig. In diesem Hörspiel hat Maia die Sekte nur zum Schein verlassen, um in das Brasilien der heutigen Zeit zurückzukehren.

„Der diskrete Charme der Psychiatrie (AT)“ von Jana Papenbroock und Max Martens (Berlin), 3.500 Euro
Das halb-dokumentarische, halb-fiktive Hörspiel dreht das klassische Machtverhältnis zwischen Psychiater*innen und ihren Patient*innen um. Hier sind es die Patient*innen, die eine Analyse ihrer Psychiater*innen wagen. In Zusammenarbeit mit Aktivist*innen aus der Antipsychiatriebewegung sowie reformpsychiatrischen Initiativen geht das Hörspiel den blinden Fleck der Psychiater*innen auf die Spur und versucht – auch auf humorvolle Weise – das Verhältnis auf Augenhöhe zu rücken, da wo es eigentlich hingehört.

„Follow me – Eine Klangkomposition für eine beobachtende Stimme und die Wahrheit“ von Carina Pesch (Leipzig), 3.000 Euro
Die Autorin fragt sich, wie viel wir in fremden Menschen sehen und sucht auf spielerische und experimentelle Weise nach Antworten. Sie folgt willkürlich Menschen auf der Straße und trägt dabei ein Headset und ein Aufnahmegerät in der Tasche, mit denen sie die Verfolgung lückenlos aufzeichnet. Sie beschreibt, was sie wahrnimmt und spinnt daraus Geschichten über die Menschen. Sie tritt am Ende auch auf diese zu, konfrontiert sie mit ihren Beobachtungen und bittet um die wahre Geschichte. Die Beobachtungen, Erfindungen und Begegnungen werden zum Ausgangsmaterial für eine Komposition aus beobachtender Stimme und ihrer Konfrontation mit der Wahrheit.

„Mütter und Söhne“ von Benjaming Quabeck (Berlin), 3.000 Euro
Das Hörspiel ist angelegt als Vier-Personen-Stück, das ganz auf die Spannung zwischen Figuren und deren Absichten, ihren psychopathologischen Verhaltensweisen und ihrem über Jahre mitgeschleppten Gepäck an Erfahrungen und Anschauungen aufbaut. Eine Geschichte von Abhängigkeiten und dem Kampf von Frau gegen Mann. Alt gegen Jung. Macht gegen Würde und Humor gegen Verstand – und um die Hoffnung, dass all das vereinbar sein könnte.

„Vom Erdboden“ von Leonie Below (Hannover), 3.000 Euro
Die Autorin plant eine Mini-Hörspielserie für Jugendliche ab 14 Jahren. Es geht darin um einen Freundeskreis, in dem sich einer von ihnen einer rechtsradikalen Jugendorganisation in Bochum angeschlossen hat. Als die Freunde dies herausfinden, geraten sie selbst in Gefahr und werden am Ende sogar in einen Todesfall verwickelt. Die Geschichte wird retrospektiv und aus den verschiedenen Perspektiven der Hauptfiguren erzählt.

Die Mitglieder des Beraterstabs waren Christiane Florin, Deutschlandfunk, Volker W. Degener, Verband Deutscher Schriftsteller in NRW, und Hannah Georgi, WDR. Die zuständige Förderreferentin für Hörspiel bei der Film- und Medienstiftung NRW ist Anke Morawe. Der nächste Einreichtermin ist der 20. Februar 2020.