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Förderung von 11 Hörspielprojekten

Die Film- und Medienstiftung NRW vergibt 10 Arbeitsstipendien und eine Produktionsförderung für 11 Hörspielprojekte in Höhe von insgesamt 44.000 Euro. Die entsprechenden Empfehlungen hatte der Beraterstab in seiner zweiten Sitzung des laufenden Jahres Anfang Juli erarbeitet.

Die Projekte im Einzelnen:

Matthias Kapohl, Köln, „P.O. Box 1142“, Förderung: 7.000 Euro
Der Autor plant ein Dokumentar-Hörspiel, das auf authentisches Audiomaterial des 2. Weltkriegs zurückgreift: In einem Militärcamp an der Ostküste der USA hofieren deutsche Juden hochrangige Wehrmachtsgefangene. Wie in einem Ferienlager spielen sie zusammen Schach, gehen einkaufen und schwimmen. Die Juden werden aufgrund ihrer Deutschkenntnisse vom amerikanischen Militär rekrutiert und darauf angesetzt, den Offizieren Militärgeheimnisse zu entlocken. Die Erzählungen von Zeitzeugen aus dem Camp lassen die damalige Atmosphäre aus Hass und Schmeichelei lebendig werden. Ein spannendes Stück Zeitgeschichte, bei dem ein unübersehbarer Schatz an Archivdokumenten in den USA gesichtet und sortiert werden muss.

Oliver Brod, Karsten Laske, Berlin „Terrorkind“, Förderung: 7.000 Euro
Die Autoren arbeiten an der Hörspielfassung des Theaterstücks „Terrorkind“. Die Mutter des 5-jährigen Tarek ist alleinerziehend, arbeitet als OP-Schwester und leidet unter ständiger Überforderung durch ihr anstrengendes Kind. Ihr Leben gerät aus den Fugen, als sie Zeugin eines Amoklaufs wird. Beim Versuch die Erlebnisse zu verarbeiten, geraten ihre Gedanken auf Abwege und es erscheint ihr logisch, dass Tarek einmal zum Terrortäter werden wird. Sie entscheidet sich – in ihren Fantasien – zu einem radikalen Schritt: Eine Gehirn-OP soll das „entartete“ Kind ein für alle Mal in einen Musterknaben verwandeln. Der Hörer taucht in den Alltag der Protagonistin ein und begleitet sie über den Amoklauf bis hin zu den irrealen Szenen ihrer „Filterblase“, in deren Mittelpunkt sie sich sieht.

Benjamin Quabeck, Berlin „ANTIKAMMER“, Förderung: 4.000 Euro
Ein Endzeit-Science-Fiction Hörspiel, angelegt als Mini-Serie. Drei Menschen sind als Fahrgemeinschaft in einem Auto unterwegs in einem Wald, Richtung Prag. Es ertönt ein ohrenbetäubender Knall, alles fliegt durcheinander, das Auto überschlägt sich. Ein hochfrequentes, elektrisches Surren übertönt alles. Danach – Stille. Sie stellen fest, dass sich sämtliche elektrischen Speicher entladen haben. Die drei Personen bilden eine Schicksalsgemeinschaft fernab der Zivilisation und ohne Möglichkeit der Kommunikation. Auf ihrer Reise geht es nun um Leben und Tod.

Antje Starost, Berlin, „Freya“, Förderung: 4.000 Euro
Die 18-jährige Kölnerin Freya Deichmann trifft Helmuth James von Moltke. Er ist die Liebe ihres Lebens, die sich im Alltag des 3. Reiches bewähren muss. Dramatischer Höhepunkt ist die Zeit der Inhaftierung von Helmuth. Es ist eine Zeit zwischen Hoffnung und Abschied. Ihr großes Glück: Fast täglich schreiben sie sich Briefe, geschmuggelt durch den Gefängnispfarrer. Eine Liebe im Widerstand, die auch mit der Hinrichtung des geliebten Menschen nicht endet. O-Töne aus Gesprächen mit Freya Deichmann, die die Autoren im 91. Lebensjahr der Protagonistin in Vermont aufgezeichnet haben, werden mit ausgewählten Auszügen aus den mehr als 1.600 Briefen verwoben.

Christoph Korn, Düsseldorf, „Der Elberfelder Aufstand“, Förderung: 4.000 Euro
Mit Hilfe mehrerer Erzählebenen und ästhetischer Erzählweisen möchte der Audio- und Medienkünstler Korn den Elberfelder Aufstand von 1849 im Raum Barmen und Elberfeld, dem heutigen Wuppertal, nachzeichnen. Der Aufstand brach vor dem Hintergrund der Nichtanerkennung der Frankfurter Reichsverfassung durch die preußische Regierung unter Friedrich Wilhelm IV. aus. In diesem Stück wird es weniger um eine historisch korrekte und vollständige Abbildung, als um historische Metaphern zur Entwicklung von Maschinen, Klassen und Hoffnungen gehen, die sich mit den Ereignissen artikulieren.

Ulrich Land, Feiburg, „Hopper Hopping“, Förderung: 3.000 Euro
Die Figuren aus Edward Hoppers berühmten Gemälde „Nighthawks“ beginnen zu leben. Sie fangen an zu denken, miteinander sowie aneinander vorbei zu reden und schließlich funktionieren auch ihre Körper. Sie verlassen das Gemälde und tauchen in anderen Hopper-Gemälden wieder auf. Im Zuge ihres Hopper-Hoppings landen sie immer wieder im Düsseldorf unserer Tage. Zwischendurch treffen sie sich regelmäßig im Nachtcafé wieder, um die jeweils anderen für die eigene Flucht aus der tödlichen Langeweile einzuspannen. Im Zuge ihrer Odyssee kommt niemand zu Tode, aber die Protagonisten spielen ständig mit dem Gedanken daran. Auf je unterschiedliche Weise steuern sie die Vollendung des Hopperschen Einsamkeitsthemas an.

Kirstin Petri, Baden-Baden, Anja Koemstedt, Halle (Westf.), „Mimi Miami – No one gets hurt“, Förderung: 3.000 Euro
Miriam, genannt Mimi, Stewardess, jagt durch die Kunstgalerien der Metropolen dieser Welt. Sie ist auf der Suche nach einer verlorenen Liebe, aber auch nach einem verschwundenen, ungewöhnlichen Renaissance-Portrait einer Frau, ein Halbakt des berühmten Malers Giorgone. Dabei geraten extrem konservative-katholische Kirchenkreise in ihr Visier, deren Machenschaften sich weit über das Verschwinden des unliebsamen Portraits hinaus zu erstrecken scheinen. Der Hörspiel-Krimi kontrastiert die schnelllebige Jetztzeit mit der scheinbar fernen Renaissance, die sich als sehr gegenwärtig erweist.

Simone Kucher, Berlin, „playgrounds“, Förderung: 3.000 Euro
Das Stück stellt den Spielplatz als akustischen und thematischen Ort ins Zentrum. Nicht nur den Feuilletons dient der städtische Spielplatz immer häufiger als Exempel, um gesellschaftliche Prozesse im Kleinen sichtbar zu machen, auch im Privaten dient er als Projektionsfläche für hitzige, ideologische und gesellschaftsrelevante Debatten. Der Hörer soll in die Klangwelt Kölner Spielplätze eintauchen, in die Geschichte, in heutige Spielplatzdialoge, in die unterschiedlichen Sprachen und Kulturen der Spielplatzbesucher, in die Beziehung zwischen Eltern und Kindern.

Tobias Dusche, Stuttgart, „Reflexionsbuden NRW“ (AT), Förderung. 3.000 Euro
Für das Hauptquartier von thyssenkrupp in Essen entwickelte Tobias Dusche mit dem Stück „Thinking the box“ eine doku-fiktionale Architekturbetrachtung. Er beschäftigt sich darin mit der Wechselwirkung von Mensch und gestaltetem Raum. Dieses Thema soll gemeinsam mit Helgard Haug (Rimini Protokoll) ausgeweitet und an anderen Orten in NRW fortgesetzt werden. NRW wurde als Ort gewählt, weil es auf relativ kleiner Fläche gewaltige Umstrukturierungen von öffentlichem und privatem Raum gibt.

Patrick Findeis, Berlin, „Zaire 74“, Förderung: 3.000 Euro
Der Kölner Sportjournalist Harry Reschke plant die ganz große literarische Reportage über den „Rumble in the Jungle“, den Boxkampf von Muhammad Ali gegen George Foreman 1974. Doch Diktator Mobutu verschiebt den Kampf um einige Wochen und Renschke muss in Zaire ausharren. Dabei überfordert ihn der Wahnsinn des diktatorischen Staates, in dem sich Regeln, Gesetze und Ansichten täglich ändern. Er verfällt immer mehr dem Alkohol und den Drogen. Eine eigentlich überwundene Psychose flackert wieder auf und drängt ihn immer weiter an den Abgrund.

Sascha Reh, Berlin „Slave City“, Förderung: 3.000 Euro
Das Stück ist geplant als ein Hörspiel-Spin-off zu dem gleichzeitig entstehenden und gleichnamigen Roman des Autors, der 2018 erscheinen wird. Gestaltet ist das Hörspiel als Live-Reportage, eine spielerische Hommage an den Genreklassiker „The War of the Worlds“ von Orson Welles. Es wird über die großangelegte Befreiung des Arbeitslagers „Green Ark“ berichtet, das sich im Berlin des Jahres 2050 auf dem ehemaligen Tempelhofer Flugfeld befindet. Im Prisma der dystopischen Green Ark bündeln sich die zentralen Themen unserer Gegenwart: der soziale Umgang mit wirtschaftlich Benachteiligten, die Spaltung von Provinz und Metropole und die digitale Entmündigung des Menschen.

Die Mitglieder des Beraterstabs waren Christiane Florin, Deutschlandfunk, Volker W. Degener, Verband Deutscher Schriftsteller in NRW, und Christina Hänsel, WDR. Die zuständige Förderreferentin für Hörspiel bei der Film- und Medienstiftung NRW ist Anke Morawe. Der nächste Einreichtermin ist der 6. Oktober 2017.

Für weitere Informationen: Film- und Medienstiftung NRW, Tanja Güß, Katharina Müller, Tel.: 0211-93050-24, presse@filmstiftung.de