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Film- und Medienstiftung NRW fördert acht Hörspielprojekte

Die Film- und Medienstiftung NRW vergibt Arbeitsstipendien für acht Hörspielprojekte in Höhe von insgesamt 33.000 Euro. Die entsprechenden Empfehlungen hatte der Beraterstab in der zweiten Video-Sitzung des laufenden Jahres erarbeitet.

Die Projekte im Einzelnen:

Wilhelm – Die Bluesjahre des Kaisers“ von Philip Stegers (Köln), 5.000 Euro

Der Autor plant ein anhand von historischen Dokumenten montiertes Hörspiel über den 1918 im holländischen Exil lebenden Kaiser Wilhelm II. Trotz vollkommener Aussichtslosigkeit ist Wilhelm über 20 Jahre lang besessen von einer Rückkehr auf den deutschen Thron, bei der er blutige Rache an all seinen Verrätern nehmen will. Abgeschnitten vom Rest der Welt verbringt er einen monotonen Alltag und verliert sich dabei in antisemitischen Verschwörungstheorien. Auf Betreiben seiner zweiten Frau trifft sich der Kaiser 1931 mit Herman Göring, um eine politische Allianz mit der NSDAP auszuloten.

„Tonspuren zur Linken“ von Achim Lengerer (Berlin), 5.000 Euro

Im August 1973 streikten auf dem Ford-Werksgelände in Köln türkische, italienische und linksorganisierte deutsche Arbeiter*innen. Anlass war die Entlassung von 300 türkischen Mitarbeiter*innen die verspätet aus dem Sommerurlaub zurückgekehrt waren. Im Sinne einer „Oral History“ spürt dieses Hörstück verschiedenen komplexen Geschichten linker und solidarischer Politik nach und untersucht dabei auch deren Differenzen sowie die Auswirkung auf die aktuelle Verfasstheit der Linken im Angesicht des aktuellen Rechtsrucks.

Autumn in London. Ein Brexit-Kanon“ (AT) von Felix Römer (Berlin), 4.000 Euro

Der Autor verschränkt drei Erzählebenen miteinander: Im Pre-Brexit-London im Jahre 2019 trifft eine junge Komponistin auf einen Paketzusteller und reflektiert die Arbeitsmarktsituation und den Brexit als Symptome der politischen Atmosphäre in Europa. Im London des 18. Jahrhunderts reflektiert der schottische Schriftsteller James Thomson die Jahreszeiten, die Ästhetik der englischen Literatur und den Menschen in ihr und zeichnet dadurch ein Bild der gravierenden gesellschaftlichen Umbrüche seiner Zeit aus Sicht der Oberschicht. Im London des späten 21. Jahrhunderts reflektieren zwei Kronzeugen des seit mehreren Jahren tobenden Kriegs die Lage der Stadt, des Landes und ihre Situation.

Fühlen Sie sich wie zu Hause, aber vergessen Sie dabei nicht, dass Sie zu Gast sind“ von Anna Schapiro (Berlin), 4.000 Euro

Eine Wohnung in Moskau, ein Wohnzimmer in einer hessischen Kleinstadt, ein Küchentisch in Arad, der Negev-Wüste. Anna hat sich auf eine Suche begeben. Sie geht zurück in die Moskauer Wohnung, in der sie die ersten Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Eine Nachbarin, die sie wiedererkennt, erzählt ihr von dem Haus, dem Hof und wie nach dem Krieg die Kinder aus ihrer Evakuierung zurückkamen. Themen werden aufgefächert und überlagern sich. Dabei zieht sich das Thema Migration aus verschiedenen Perspektiven und zu unterschiedlichen historischen Zeiten als Grundstrang der Erzählung durch alle Gespräche durch.

Mad World“ von Nika Bertram (Köln), 4.000 Euro

In diesem Stück soll die eigene Familiengeschichte recherchiert werden und ein psychologisches Panorama entstehen, das den gesellschaftlichen Einfluss der Generation X als „Generation dazwischen“ nachzeichnen will. Einer Generation, die alles anders machen wollte als die Eltern, die aufwuchs in einer heilen Welt, ohne Krieg, aber beeinflusst war vom Ballast der "bleiernen Zeit". Es geht um einen Blick nach vorn, auf die verborgenen Kräfte dieser Erfahrungen und um das Verrückte, Ambivalente und Widersprüchliche und die Besonderheit, die darin liegt, mit solchen Gegensätzen aufgewachsen zu sein – in Zeiten der "Mad World" der Achtziger.

#stayatHumboldtpark“ (AT) von Jens Mühlhoff (Köln), 4.000 Euro

Der Autor plant einen Audiowalk im Kölner Humboldtpark. Parks sind grüne Wohnzimmer, Stammkneipen, Spielzimmer oder Fitnessräume. An einem Ort überlagern sich hier verschiedenste Lebensrealitäten und dies häufig mit erstaunlich geringen Berührungspunkten. Der Audiowalk soll die unsichtbaren sozialen Barrieren des eingespielten Alltags überwinden: Es wird nicht nur eine Reise durch verschiedene Stimmungen und historische Anekdoten des Humboldtparks, sondern auch zu unterschiedlichsten Menschen, die sich diesen Raum teilen.

„Wandering Lake“ von Echo Ho und Ulrike Janssen (Köln), 4.000 Euro

Im Zentrum des geplanten Stücks steht das Gebiet rund um den ausgetrockneten Salzsee Lop Nor in der chinesischen autonomen Provinz Xinjiang, dessen Bett aus der Luft wie eine riesige Ohrmuschel aussieht. Es war einst Knotenpunkt zahlreicher eurasischer Zivilisationen und zugleich die Zone chinesischer Atomtests. Das Klangkunst-Stück wird als „atomic opera“ gestaltet, als eine poetisch-skurrile Expedition, in der große und kleine Zeiträume aufeinandertreffen, ein hybrider Atlas aus Zeiten und Landschaften des „Wandering Lake".

„Filters.#shinenotsein“ von Leonie Below, Henrike Rau (Berlin), 3.000 Euro

Das Hörspiel ist für eine jugendliche Zielgruppe als Mini-Serie angelegt. In einer lauen Sommernacht brechen drei Jugendliche in ein Bielefelder Freibad ein, um dort auf die letzte Klassenarbeit des Schuljahres anzustoßen. Aus Spaß machen sie Gläserrücken und erhalten dabei eine mysteriöse Nachricht und einen Hilferuf. Sie stoßen bei ihren Recherchen auf eine ehemalige Influencerin, die in einer Scheinwelt für vergessene Social-Media-Sternchen gefangen ist.

Die Mitglieder des Beraterstabs waren Christiane Florin, Deutschlandfunk, Volker W. Degener, Verband Deutscher Schriftsteller in NRW, und Hannah Georgi, WDR. Die zuständige Förderreferentin für Hörspiel bei der Film- und Medienstiftung NRW ist Anke Morawe. Der nächste Einreichtermin ist der 16. Oktober 2020.