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Film- und Medienstiftung NRW fördert acht Hörspielprojekte

Die Film- und Medienstiftung NRW vergibt drei Produktionsförderungen und fünf Arbeitsstipendien für acht Hörspielprojekte in Höhe von insgesamt 39.000 Euro. Die entsprechenden Empfehlungen erarbeitete der Beraterstab in der dritten Video-Sitzung des laufenden Jahres.

Produktionsförderungen

„Simba Mbili: Potential Histories of the Man-Eaters Of Tsavo“ von Samuel Hopkins (Köln), 10.000 Euro
Ein Podcast, der sich mit der Geschichte der Maneaters von Tsavo befasst: den beiden Löwen, die 1898 die Bauarbeiter an der kenianisch-ugandischen Eisenbahnstrecke terrorisierten und das gesamte imperiale Projekt zum Stillstand brachten. Der Podcast beschäftigt sich mit Fragen des „white privilege“, der Kontrolle des Naturschutzes, Fragen zu Tierrechten und zu transkontinentalen Arbeitsrechten. Ein Projekt mit aktuellem, zeitgenössischem und globalem Anliegen und Teil eines größeren künstlerischen Forschungs- und Kurationsprojekts, des „International Inventories Programme“.

„80 years ago… Etty Hillesum“ von Eva Becker (Berlin), 4.000 Euro
Eine Stimme aus der Vergangenheit wird 80 Jahre später durch moderne Kommunikationsmittel wie WhatsApp, Instagram oder Soundcloud wieder hörbar. Am 9. März 1941 fing die jüdische Holländerin Etty Hillesum an, Tagebuch zu schreiben, und brachte damit aktuelle Ereignisse und ihre persönliche Entwicklung auf Papier. Genau 80 Jahre später, ab dem 9. März 2021, wird die Stimme von damals durch die Sprecherin Eva Becker wieder erlebbar. Über ein Jahr hinweg wird an jedem Tag eine Audiodatei publiziert, die Etty Hillesum 80 Jahre zuvor auch als Tagebucheintrag verfasste. Auf Instagram wird dazu ein zentrales Zitat aus den Tagebucheinträgen gepostet.

„Nachts ist es leise in Teheran“ von Jakob Lorenz und Lisa Schmieder (Köln), 4.000 Euro
Auf der Basis von Shida Bazyars Roman „Nachts ist es leise in Teheran“ erzählt die Hörspielproduktion die Geschichte einer aus dem Iran nach Deutschland immigrierenden Familie. Über vier Jahrzehnte hinweg werden vier Episoden aus dem Leben der Familie geschildert. Jede Zeit wird von einem Familienmitglied mit jeweils ganz eigener Stimme und eigenem Ton repräsentiert. Die Produktion wird in Köln stattfinden und soll im nächsten Jahr auf dem interdisziplinären Literaturfestival „Insert Female Artist“ in Köln präsentiert werden.

Arbeitsstipendien

„Deutschland, Drohnenkrieg und Völkerrecht“ von Bettina Rühl (Köln), 6.000 Euro
In Deutschland weitgehend unbemerkt, ist das US-Militär in Somalia im Krieg. In diesem Schattenkrieg spielen Drohnen die zentrale Rolle. Koordiniert werden die Luftangriffe vom Kommando für Afrika „Africom“ in Stuttgart. In der Darstellung der US-Regierung sind die Toten ausnahmslos Mitglieder der islamistischen Shabaab Miliz, die zum Terrornetzwerk „al Qaida“ gehört. Aber es gibt Zweifel an dieser Darstellung. In Somalia und Deutschland geht die Autorin der Frage nach, ob der Drohnenkrieg auch zivile Opfer fordert.

„Eschata – Die Lehre der letzten Dinge“ von Jakob Schmidt (Berlin), 5.000 Euro
Der Autor plant ein melancholisches Science-Fiction-Hörspiel. Jahrtausende in der Zukunft: Die letzten Überlebenden der Menschheit reisen auf einer Arche durch das All. Ihre Gemeinschaft ist ein soziales Utopia, in dem die Menschen friedlich zusammen einer neuen Heimat entgegengehen. Doch die junge Sarah macht eine Entdeckung, die alle Erzählungen vom gelobten Land in Zweifel zieht. Die Zukunft wird hier anders als üblich erzählt: Die Arche ist von innen eine grüne Welt voller Natur. Wo der Horizont sein sollte, wölben sich Felder empor – ein in sich geschlossener Zylinder, der durchs All gleitet.

„Stattdessen die Flöte. Birgit Hogefeld und das Ende einer Revolution“ von Maxi Obexer (Berlin), 4.000 Euro
Thema des Stücks ist die 3. Generation der RAF und wie diese im Laufe der 80er Jahre den Anschluss an die Gesellschaft endgültig verlor. Im Fokus steht dabei Birgit Hogefeld, die, wie ihr Partner Wolfgang Grams, ein Weg aus dem Untergrund, zurück in ein normales Leben suchte. Hogefeld machte aus der Isolationshaft heraus das Angebot an die Deutsche Gesellschaft, das Geschehene und damit auch die Gewalt, die Toten und die vertanen Chancen als Aufarbeitung zu nutzen. Vor Gericht nahm sie selbstkritisch Stellung zur RAF und äußerte sich in tiefgehenden Schriften und Analysen, die von der der medialen Öffentlichkeit weitestgehend übersehen wurden. Das Hörspiel wird beide Wege verfolgen: Den Anfang und das Ende eines politischen Irrwegs und die persönliche Geschichte Hogefelds.

„Petersen und der Wolf“ von Benedikt Grubel, Stephan Dorn und Sonja Risse (Düsseldorf), 3.000 Euro
Im Zentrum dieses Hörspiels steht der Mythos „Wolf“ und der Umgang mit Veränderungen im Mikrokosmos einer Dorfgemeinschaft. Was geschieht, wenn das gefürchtete Fremde und sagenumwobene Unbekannte plötzlich wieder durch heimische Wiesen und Felder streift? In „Petersen und der Wolf“ baut ein Bauer eine „Wolf-Erlebnis-Welt“ und entwickelt sich dadurch zum Event-Tourismus-Mogul. Doch als die Wölfe anfangen, den Besuchern aus der Hand zu fressen, gehen die Probleme los.

„West Yourself!“ von Marie Koppel (Ratingen), 3.000 Euro
Das Hörspiel möchte mit dem Cowboy einen westlichen Fetisch aus der Mottenkiste der Kulturgeschichte kramen. Dabei will „West Yourself!“ auf dem Grat zwischen „Altbackenheit“ und andauernder Faszinationskraft des Genres Western wandern. Die Protagonistin versucht in einem Western-Erlebnisdorf dabei vergeblich, die nicht für sie konzipierte Kultfigur auszufüllen und offenbart dabei das Gender-Dilemma des Cowboy-Hypes.

Die Mitglieder des Beraterstabs waren Christiane Florin, Deutschlandfunk, Volker W. Degener, Verband Deutscher Schriftsteller in NRW, und Hannah Georgi, WDR. Die zuständige Förderreferentin für Hörspiel bei der Film- und Medienstiftung NRW ist Anke Morawe. Der nächste Einreichtermin ist der 19. Februar 2021.