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Film- und Medienstiftung NRW fördert neun Hörspielprojekte

Die Film- und Medienstiftung NRW vergibt Arbeitsstipendien für neun Hörspielprojekte in Höhe von insgesamt 35.000 Euro. Die entsprechenden Empfehlungen hatte der Beraterstab in seiner zweiten Sitzung des laufenden Jahres im Juni erarbeitet.

 

Die Projekte im Einzelnen:

 

„Ein Podcast über Kunstgeschichten“ von Rebekka Endler und Vera Pache (Köln), Arbeitsstipendium: 6.000 Euro
Die beiden Autorinnen möchten in einem Podcast Geschichten aus der Kunst- und Designwelt so erzählen, dass der Hörer weder kunsthistorisches Vorwissen, noch ein Faible für Hochkultur braucht. Es geht um Geschichten über Menschen, die bisher weniger im Rampenlicht standen, über die Kunst, die sie umtreibt und was daran spannend ist.

 

„Das Leben des Mohammed-Christian“ von Rami Hamze (Köln), Arbeitsstipendium: 5.000 Euro
Das 4-teilige Hörspiel erzählt das Leben des Deutsch-Marokkaners Mohammed-Christian Shatwi. Dabei verknüpft es persönliche Wendepunkte des Protagonisten mit politischen und gesellschaftlichen Meilensteinen in Deutschland. Im Zentrum steht die Frage nach Selbstwahrnehmung und zugeschriebener Identität eines Menschen, der sich selbst gar nicht als Migrant definiert, aber sich durch äußere Einflüsse immer wieder zu seiner sozialen Rolle verhalten muss.

 

„Herr Liebe und sein Haufen Tiere“ von Klaus Strenge (Lohmar), Arbeitsstipendium: 4.000 Euro
Der Autor plant ein Kinderhörspiel zum Thema Demenz. Herr Liebe lebt mit einem Haufen Tiere in seiner Wohnung, in der jeden Tag Geburtstag gefeiert wird. Es wird gesungen, gespielt, Kuchen gegessen und es werden Abenteuer erlebt. Nur wenn Herr Liebe seine Wohnung verlässt wird deutlich, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Alles was zuhause, im Spiel mit den Tieren schlüssig und normal ist, wird in der Welt draußen wunderlich. So passiert es, dass er z.B. im Schlafanzug auf die Straße geht und ausgelacht wird. Klaus Strenges erstes, filmstiftungsgefördertes Kinderhörspiel „Der Kinderfresser“ war ein voller Erfolg und tourt als Live-Hörspiel immer noch durch die Grundschulen.

 

„Nach dem Essen“ von Simone Kucher (Berlin), Arbeitsstipendium: 4.000 Euro
In diesem Hörspiel entscheidet sich ein pubertierender Junge nach dem Fischen mit seinem Großvater aus Ekel nicht mehr zu essen. Zunächst als Magen- oder Gemütsverstimmung abgetane Lappalie, nimmt das Drama seinen Lauf. Die Familie schaltet sich ein, die Schule, das Jugendamt. Seine kleine Schwester macht aus ihm einen Instagram-Hungerkünstler und erreicht damit weltweit eine euphorische Anhängerschaft, die ihn zur Märtyrerfigur macht und eine Hungerepidemie unter den Kindern der wohlstandssatten Länder auslöst. Die Medien werden auf den Fall aufmerksam, berichten, diskutieren und vermarkten die „hungry young man-generation“.

 

„Zwischen zwei Welten“ von Vivien Schütz (Berlin), Arbeitsstipendium: 4.000 Euro
Ein junger Mann, streng orthodox erzogen, sucht im Internet nach weltlichen Freuden. Ein nach außen ultraorthodoxes Ehepaar versucht privat die säkulare Welt zu erkunden und Grenzen auszuloten. Das Hörspiel erzählt die Geschichte vom Doppelleben ultraorthodoxer Jüdinnen und Juden in der chassidischen Gemeinschaft in Brooklyn: Was schätzen sie am Lebensstil der Gemeinde? Welche Kompromisse gehen sie ein und wie gestalten sie ihren Alltag ohne sich selbst zu verlieren? Das Stück handelt von Menschen, die in einer Gemeinschaft leben, deren Werte sie nicht vollständig vertreten, die aber im Privaten einen Mittelweg suchen, der ein glückliches und erfülltes Leben möglich macht.

 

Digitale Brandbeschleuniger der Populisten“ von Peter Kreysler (Berlin), Arbeitsstipendium: 3.000 Euro
„Dark Ads“ sind die neue verdeckte Waffe im Kampf der Meinungen und aufgeputschten Stimmungen. In digitalen Wahlkämpfen spielen die verdeckten Wahlwerbungen zunehmend eine Rolle. Parteien und Organisationen geben Millionen dafür aus, am meisten die Rechtspopulisten. Bis auf den Empfänger dieser politischen Botschaften und den Parteien, die diese digitale Nachricht verschickt, kennt niemand den genauen Inhalt. Die EU-Kommission versucht nun in einer „Task Force“ manipulative Wahlwerbung zu entdecken und sie transparent zu machen. Die Recherchen des Autors führen ihn in die Facebook EU-Zentrale, in  den Bundestag, nach Brüssel und auch nach Texas.

 

„Innerungen“ von Henrike Rau (Berlin), Arbeitsstipendium: 3.000 Euro
Ein künstlerisches Feature, das von den Erinnerungen der 98-jährigen Großmutter der Autorin erzählt. In einem akustischen Gewebe mischen sich Anekdoten aus Kriegszeiten, in denen Frauen arbeiteten ohne es zu sollen, mit prägnanten Geräuschen, Gesang und Mundharmonikaspiel der Großmutter. Mal hebt sich der eine Faden, mal der andere deutlich hervor, mal verfärbt er sich ins Warme, mal ins Kalte, wird wieder fallen gelassen oder reißt ab.

 

„Projekt Cybersyn“ von Jakob Schmidt (Berlin), Arbeitsstipendium: 3.000 Euro
Beflügelt von der Aufbruchsstimmung im sozialistischen Chile der Allende-Zeit entwickelt eine Gruppe von Ingenieuren einen Computer, mit dem die gesamte Wirtschaft des Landes gesteuert werden soll. Für sie  ist die Technik ein Instrument der Befreiung auf dem Weg zu einer gerechteren Gesellschaft. Vor dem tragischen Hintergrund des blutigen Scheiterns einer sozialistischen Utopie erzählt „Projekt Cybersyn“ die Geschichte von Idealisten, die an der Realität zerbrechen.

 

„Revival des Kibbutz“ von Christian Buckard (Berlin), Arbeitsstipendium: 3.000 Euro
Der Autor wird verschiedene Kibbutzim besuchen und erforschen, warum diese neuerdings einen enorm großen Zulauf haben. Was treibt junge, gut ausgebildete Menschen in die Kibbutzim? Ist es nur der Wohnungsmangel in Tel Aviv und Jerusalem oder ist es die Sehnsucht nach dem Landleben? Ist es eine Folge des ungebremsten Kapitalismus, der zur Einsicht führt, dass man nur zusammen, im Kollektiv wirtschaftlich überleben und langfristig soziale Sicherheit gewinnen kann? Den Autor interessiert dabei auch, ob es sich nur um ein israelisches Phänomen handelt und ob das neue Interesse am  „Zusammenleben“ vielleicht international zu beobachten ist.

 

Die Mitglieder des Beraterstabs waren Christiane Florin, Deutschlandfunk, Volker W. Degener, Verband Deutscher Schriftsteller in NRW, und Hannah Georgi, WDR. Die zuständige Förderreferentin für Hörspiel bei der Film- und Medienstiftung NRW ist Anke Morawe. Der nächste Einreichtermin ist der 18. Oktober 2019.