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Film- und Medienstiftung NRW fördert sieben Hörspielprojekte

Die Film- und Medienstiftung NRW vergibt Arbeitsstipendien und Produktionsförderungen für sieben Hörspielprojekte in Höhe von insgesamt 36.000 Euro. Die entsprechenden Empfehlungen hatte der Beraterstab in seiner dritten Sitzung des laufenden Jahres erarbeitet.

Die Projekte im Einzelnen:

Carina Pesch und Mirjam Wlodawer, Potsdam, Babelsberg: „H-EAR. Augmented Reality for Ears“
Die Antragstellerinnen entwickeln eine App, die Hörspiel und Radiofeature im öffentlichen Raum erlebbar machen. Mit dem Smartphone können die Hörer auf einfache Weise den Geschichtsverlauf beeinflussen und verschiedene Figuren spielen. Bei Audiowalks leidet oft die Qualität des produzierten Materials unter lauten Umgebungsgeräuschen. Hier sollen diese bewusst als Teil der Audiokomposition benutzt werden –gewissermaßen „Augmented Reality“ fürs Ohr. Immersionsstrategien verschiedener Erzählmedien werden dabei miteinander verbunden. Die erste Geschichte, die mit Hilfe der Förderung entstehen wird, spielt mit der Grundidee aus Fritz Langs Film „M – Eine Stadt sucht ihren Mörder“: Was geschieht mit einer Gesellschaft, in der Angst zum bestimmenden Handlungsmotiv wird? Das Projekt wird außerdem vom Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ) unterstützt.
Fördersumme: 14.000 Euro

Peter Kreysler, Berlin: „Patente auf Leben – die DNA-Revolution“
Das Feature plant einen Blick in unsere Zukunft: Mit der revolutionären Erfindung der Genschere – der sogenannten CrispCas9 Methode – eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten, den „Code des Lebens“ neu zu schreiben. Experten nennen sie auch die „DNA-Revolution“. Diese neuen Genwerkzeuge sind präzise, billig und können in einem simplen Labor angewendet werden. Während viele Zeitgenossen warnen, drängt die Industrie auf eine schnelle und einfache Zulassung ihrer Produkte. Doch was passiert, wenn jemand den Code des Lebens verändern, besitzen sowie verkaufen kann?
Fördersumme: 5.000 Euro

Karlheinz Koinegg, Berlin: „Lauter liebe Worte“
Der Autor erzählt die Geschichte seines Vaters. Während die Beteiligten aus ganz persönlichem Erleben berichten, wird dem Hörer offenbart, wie exemplarisch diese Geschichte aus dem Arbeiter-Milieu des Ruhrgebiets der 1950er und 1960er Jahre ist: der Nachklang des Krieges, die Arbeitsbedingungen unter Tage, Berg- und Stahlbau, der Umgang mit psychischen Krankheiten, der Aufenthalt in einer Psychiatrie. Und wie die Krankheit, der Selbstmord und das Schweigen bis in die Generation der Enkel nachhallen.
Fördersumme: 4.000 Euro

Tom Noga, Köln: „Monika la Guerrillera“
Der Autor plant ein Hörspiel über Monika Ertl, Tochter eines bekannten NS-Filmers, die sich in Bolivien der Widerstandsbewegung ELN (Ejèrcito de Liberación Nacional = nationale Befreiungsarmee) anschließt. Der ELN wurde von Ertls Partner Inti Peredo gegründet, dem einzigen Überlebenden von Che Guevaras Guerilla. Ertl war als Mitglied der ELN auch an der gescheiterten Entführung Klaus Barbies beteiligt und dafür bezahlten sie und ihr Partner Peredo mit ihrem Leben: Der bolivianische Geheimdienst stellte ihnen 1973 eine Falle. Ein neues, bisher nicht bekanntes Thema, bei dem besonders interessant die Verknüpfung deutscher Nachkriegsgeschichte mit Che Guevara ist.
Fördersumme: 4.000 Euro

Susanne Franzmeyer, Berlin: „Stilübungen, musikalisch“
Angelehnt an Raymond Queneaus literarisches Experiment „Stilübungen“ möchte Susanne Franzmeyer ein umfassendes, literarisch-musikalisches Experiment wagen: Wie baut man aus wenigen Vorgaben einen funktionierenden Schlager, einen Rocksong? Und funktioniert das auch mit Techno?
Fördersumme: 3.000 Euro

Serotonin Goerke Pusch (Marie-Luise Görke und Matthias Pusch), Berlin: „Aufgetaut – Zur Ökonomie der Aufmerksamkeit“
Erzählt wird die (fiktionale) Geschichte des Expeditionsleiters van Berg, der um 1880 über Island abstürzt und in einem Gletscher eingefroren ist, bis er 150 Jahre später im auftauenden Eis gefunden wird. Zur allgemeinen Überraschung hat er überlebt und wird im Folgenden zum Spielball so ziemlich aller Interessen, die ihn als willkommenes Material zur Steigerung der ihnen selbst zu Teil werdenden Aufmerksamkeit benutzen: politisch, gesellschaftlich, erotisch. In einer zweiten Ebene starten die Autoren selbst zu einer Expedition. Mithilfe ihrer „Akustischen Dioramen“ – das sind eigens entwickelte und gebaute Schaukästen zum Hören – sammeln sie materielle, skulpturale Fragmente in Island. Die akustischen Dioramen bilden gewissermaßen die Wiederaufführung der Expedition (die nie stattgefunden hat), an deren Scheitern sich die Personen aber vielleicht erinnern können, wenn man sie richtig fragt (False memories).
Fördersumme: 3.000 Euro

Sabine Stein, Hamburg: „Sumatra“
Ein Hörspiel über die Suche nach Sinn und Zugehörigkeit in dem Spannungsfeld von Engagement und Fanatismus. Drei Freunde um die Zwanzig werfen Steine von einer Brücke auf die Autobahn, eine Frau kommt dabei ums Leben. Der Reue folgt Erstaunen über die Wirkmächtigkeit ihrer Handlungen. Sie empfinden ein neues Gefühl, das sie als Auftrag verstehen: einzugreifen, zu rächen oder zu bestrafen. Und so nehmen sie als eine Art Superhelden-Eingreiftruppe einen ganz privaten Guerilla-Kampf auf. Doch aus der Sache der Gerechten wird nach und nach immer mehr eine rauschhafte Allmachtsphantasie.
Fördersumme: 3.000 Euro

Die Mitglieder des Beraterstabs waren Christiane Florin, Deutschlandfunk, Volker W. Degener, Verband Deutscher Schriftsteller in NRW, und Christina Hänsel, WDR. Die zuständige Förderreferentin für Hörspiel bei der Film- und Medienstiftung NRW ist Anke Morawe. Der nächste Einreichtermin ist der 03. Februar 2017.

Für weitere Informationen: Film- und Medienstiftung NRW, Tanja Güß, Tel.: 0211-93050-24, presse@filmstiftung.de