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Film- und Medienstiftung NRW vergibt 9 Stipendien zur Entwicklung von Hörspielen

Ein missglückter Doppelselbstmord, Jens Hagens „Köln Poem“ und die Sorgen von Millionären sind drei Themengebiete der neun Hörspielprojekte, die die Film- und Medienstiftung NRW im November in der dritten und damit letzten Sitzung des Jahres mit einem Stipendium gefördert hat. Insgesamt wurden 34.000 Euro für Arbeitsstipendien und Publikationsförderung vergeben.

Die Projekte und ihre Autoren in Kurzform:

 „Jule“, Kati Misselwitz, Berlin

Entstehen soll ein Hörspiel für Kinder ab fünf Jahren: Jule kommt in die Schule und sich dort zu behaupten, ist gar nicht so einfach. Mit Hilfe eines Geistes, der in der alten, geschlossenen Schule ihres Dorfes wohnt, gelingt es ihr, ihren Freund vor den Hänseleien eines Jungen zu beschützen. Recherchieren wird die Autorin in einem Dorf in der Nähe von Bad Salzuflen, exemplarisch für die vielen Dörfer, in denen Schulen geschlossen werden (4.000 Euro).

„No exit“, Simon Kamphans, Köln

Ein Mann plant über ein Jahr hinweg den gemeinsamen Selbstmord mit seiner Frau. Er wird in letzter Minute vom Notarzt gerettet und entkommt damit ein zweites Mal knapp dem Tod. Jahre zuvor hatte er einen Mordanschlag durch den Ex-Liebhaber seiner Frau überlebt. Das Hörspiel will ein „akustisches Psychogramm“ eines Menschen sein, der über einen langen Zeitraum mit der Planung und Vorbereitung seines Selbstmordes beschäftigt ist (4.000 Euro).

„Maracanzo“, Tom Noga, Köln

Ein Hörspiel/Feature über das entscheidende Spiel der WM 1950, das Brasilien als Gastgeber gegen Uruguay verlor und bis heute nicht nur in der Fußballgeschichte des Landes nachwirkt. Mit dem Maracanzo endete auch der brasilianische Frühling, noch im selben Jahr wurde der ehemalige Diktator Getúlio Vargas zum Präsidenten gewählt. Auf verschiedenen Ebenen wird im zeitlichen Rahmen des Spiels eine fiktionalisierte Geschichte, u.a. mit O-Ton-Material und vor Ort geführten Interviews, die Landesgeschichte und 64 Jahre Maracanzo erzählt (3.000 Euro).

„Der Klang der Offenbarung des Göttlichen“, Henning Nass, Berlin

Der Autor plant ein „überromantisches“ Hörspiel nach den Motiven zweier Romane des isländischen Nobelpreisträgers Halldór Laxness. Der Autor möchte den Begriff einer „Absoluten Schönheit“ umkreisen und sich auf die reale Suche nach ihr begeben, um am Ende diese scheinbar Unmögliche zu finden und sichtbar zu machen – ganz bewusst im Medium Hörspiel, welches die Visualität an sich ausschließt. Das Hörspiel wird in enger Kooperation mit den isländischen Künstlern Ragnar Kjartanson und Kjartan Sveinsson entstehen (4.000 Euro).

„Schlange und Regenbogen“, Florian Wöhrl, Fabian Kühlein, Berlin

Ein Hörspiel zum Thema Vodoun in Haiti: Die Geschichte beruht auf den realen Erlebnissen des Anthropologen Wade Davis. Dieser macht sich auf den Weg nach Haiti, um die Herstellung des „Zombie-Gifts“ zu untersuchen. Dabei taucht er immer tiefer in die mythische Welt des Vodoun ein, die mehr ist als unsere Klischeevorstellung von Voodoo-Puppen und menschenfressenden Zombies (3.000 Euro).

„Der Putsch“, Gesamtkunstwerk Entertainment Sebastian Büttner, Cristos Yiannopoulus, Köln

Erzählt werden soll eine Geschichte über den gefährlichen Aufstieg einer rechtspopulistischen Partei in der Ruhrgebietsstadt Bottrop. Im Zentrum stehen drei typische Jugendliche, die – anfangs politisch noch völlig desinteressiert – durch die Dynamik der Ereignisse plötzlich gezwungen sind, Position zu beziehen und Partei zu ergreifen. Zielgruppe sind die Digital Natives. Geplant ist die spätere Produktion des Skripts in enger Zusammenarbeit mit Stars der anvisierten Zielgruppe (Ytitty und Apecrime) und die Verbreitung in deren YouTube-Kanälen (4.000 Euro).

„Jens Hagen – Köln Poem“, Dorothee Joachim, Köln

Die von Jens Hagen selbst gesprochene Fassung seines letzten großen Werks, des vierteiligen KÖLN POEMS, soll anlässlich seines 70. Geburtstages  und 10. Todestages  im nächsten Jahr als Hörstück/Tondokument auf CD publiziert werden. Unter Federführung des Literaturhauses Köln e.V. und in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Köln, dem WDR, Drama Köln e.V. und dem Sprungturm Verlag ist das Jens Hagen Projekt für den Frühsommer 2014 geplant (3.000 Euro).

„Steigen, nicht fallen“, Tom Heithoff, Braunschweig

Ein Hörspiel über die Probleme von Millionären: Vermögen zu vermehren ist ein Kinderspiel. Aber es auszugeben wird immer schwieriger in Zeiten, in denen die Konsumgüterpreise in den Keller rauschen. Die Schere zwischen steigendem Kontostand und sinkenden Ausgaben für Milch und Butter wird immer größer. Und dann ist auch noch eine Geldallergie auf dem Vormarsch. Es regt sich der Widerstand in der Oberklasse und diese geht mit ihren gesellschaftlich unterdrückten, von der breiten Masse völlig ignorierten Interessen an die Öffentlichkeit (4.000 Euro).

„Die Rückkehr des lasterhaften  Lehrmeisters“, Ulrich Bassenge, Attenhofen

Der Autor plant eine Fakto-fiktive Dystopie in Form einer Rockoper anlässlich des 200. Todestages des Schriftstellers und Philosophen de Sade. 2014 – der große Plan ist vollendet: Alle Daten sind vernetzt, alle Menschen zentral erfasst. Ihr Konsumverhalten, ihre Krankengeschichten,  Gewohnheiten,  Wünsche und Sehnsüchte. Von überall wirken mächtige Drogen, Hormone, Massenmedien und andere Suchtbildner auf die Menschheit ein. Zur Regulation der Weltbevölkerung werden u.a. gesteuerte Naturkatastrophen eingesetzt. In dieser Situation tritt der revolutionäre Philosoph Donatien Alphonse Francoise de Sade auf den Plan. Seine krass materialistische Philosophie enthält wegweisende Zukunftsprognosen. In der Vision de Sades sind Konventionen und Werte zerfallen, es regiert die enthemmte Ökonomie (5.000 Euro).

 

Die Mitglieder des Beraterstabs waren: Christiane Florin, Christ und Welt, Volker W. Degener, Verband Deutscher Schriftsteller in NRW, Georg Bühren, WDR. Zuständige Fördereferentin für Hörspiel bei der Film- und Medienstiftung NRW ist Anke Morawe.

 

Der nächste Einreichtermin ist der 7. Februar 2014.