Filmorte im Wandel
Das zweite Filmsymposium NRW in Köln
Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Staatssekretär für Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen, gab schon in seiner Begrüßung die Richtung der intensiv geführten Debatten vor: "Ich glaube an die Zukunft des Kinos. Trotzdem wird es auch andere Orte geben, an denen Film stattfindet und an denen über Film debattiert wird." Das Kino – so zeigte das 2. Filmsymposium NRW sehr deutlich – wird neben den technologischen Weiterentwicklungen als traditionelle Form der Filmpräsentation erhalten bleiben. "Der Tag hat gezeigt, dass wir uns in Hinblick auf das digitale Zeitalter in einer Umbruchphase befinden, die noch immer viel Gesprächsbedarf aufweist", resümiert Katharina Blum von der Filmstiftung NRW den Tag. Klar geworden sei aber auch, "dass Filme in erster Linie Geschichten erzählen und es hierfür verschiedene Produktions- oder Abspieltechnologien gibt."
Die Staatskanzlei NRW und die Filmstiftung NRW hatten in Kooperation mit dem Filmbüro NW und dem Netzwerk Filmkultur NRW am 31. Oktober zum Symposium ins Filmforum, Kino im Museum Ludwig, geladen. In drei Vorträgen und drei Gesprächsrunden näherten sich Diskutanten und rund 160 Branchen-Besucher von unterschiedlichen Seiten dem Thema "Film als Ort – Neue Orte des Films".
Nach Begrüßungen durch Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff und Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, führte Prof. Boris Groys (Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe) aus kulturphilosophischer Sicht ins Thema ein. Groys, dessen Vortrag für das Symposium aufgezeichnet und digital projiziert wurde, sieht die Krise des Kinos und den Trend zur Archivkultur als Chance: "Die Digitalisierung ist die Verschriftung des Bildes", ein Prozess, der mit Gewinnen wie Verlusten verbunden sei. Die ständige Präsenz von Film in unserer heutigen Gesellschaft sei aber der Motor für dessen permanente Weiterentwicklung.
Das Kino, das belegte auch der Vortrag "Der flüchtige Zuschauer" von Dr. Susanne Keuchel (Zentrum für Kulturforschung, Bonn), kann diesen raschen Entwicklungen oft gar nicht folgen. Um die Bindung an junge Leute trotzdem nicht zu verpassen, empfahl Keuchel neben mehr medienpädagogischer Arbeit in den Schulen u. a. auch neue Veranstaltungsformate in den Kinos, die sich der wandelnden Gesellschaft anpassen. Prof. Karlheinz Brandenburg (Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie Ilmenau) wies auf den allgemeinen Trend zu Technologien wie Computerspielen hin, die – im Gegensatz zum Kino – das Medium Film interaktiv zu nutzen verstehen. Dort aber, wo die Digitalisierung im Kino umgesetzt werden kann, dort würde sie eher schludrig betrieben, betonte Regisseur Adolf Winkelmann: Spreche man von Verlusten im Vergleich zum analogen Film, so "hat damit unser Umgang mit Digitalisierung zu tun, nicht aber die Digitalisierung selbst." Gerade was die Projektion von digitalem Film anbeträfe, nähme man unnötiger Weise "schreckliche Qualität hin".
Museum, Bildschirm, Handydisplay, DVDs, Internetstream – die Digitalisierung schafft viele neue Orte für Film, die sinnvoll, beliebt und erfolgreich sind. Was aber ist mit dem klassischen Abspielort, dem Kino? "Nostalgie allein reicht nicht mehr, um Kinos zu betreiben", resümierte Birgit Kohler (Freunde der Deutschen Kinemathek e.V.), Moderatorin der drei Panels. Und Dr. Lutz Hachmeister (Institut für Medien- und Kulturpolitik, Berlin/Köln) ergänzte: "Kino hat sich immer gewandelt in seiner Geschichte." Und schon bald, so schien Einigkeit, wird Kino ein gängiger Ort sein sowohl für große Filme als auch für Sonderevents aller Art. Kino als kulturelle Bildungsanstalt, als Ort der Kommunikation und der Kontemplation, Kino als mobile Einheit: Das Symposium hat, dank der interdisziplinär ausgerichteten Panels, konkrete Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich auch das Kino als traditionelles Zuhause des Films unter all den neuen Orten wird behaupten können.
Weitere Teilnehmer auf den Podien waren Matthias Keuthen (Schwarzweiss-Filmverleih, Bonn), Michael Loebenstein (Österreichisches Filmmuseum Wien), Bogdana Vera Lorenz (Internationale Filmschule Köln), Erica von Möller (Regisseurin, Köln), Jens Schneiderheinze (Kino Cinema, Münster), Oliver Schwabe (Regisseur, Köln), Michael Wiedemann (Kinofest Lünen).
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:
Medienbüro Karin Knöbelspies, Tel.: 0221 – 5 89 74 13; ;
Filmstiftung NRW, Pressestelle, Tanja Güß, Tel.: 0211 – 93 05 00 oder
Staatskanzlei NRW, Pressestelle, Dr. Stefanie Jenkner, Tel.: 0211 – 8 37 11 36 oder