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68. Hörspielpreis der Kriegsblinden für Susann Maria Hempel

  • Verleihung am 7. Mai im Deutschlandfunk Köln
  • Ebenfalls nominiert: „Der Absprung“ und „Die Toten von Feuerland“
  • Vergabe des Hörspielpreis der Kriegsblinden seit 1952

Auf der Suche nach den verlorenen Seelenatomen“ von Susann Maria Hempel, eine Produktion des RBB, gewinnt den diesjährigen Hörspielpreis der Kriegsblinden. Das gab die 13-köpfige Jury unter Vorsitz der Kulturwissenschaftlerin Gaby Hartel soeben bekannt. Die renommierte Auszeichnung, getragen vom Bund der Kriegsblinden e.V. (BKD) und der Film- und Medienstiftung NRW, wird am Dienstag, dem 7. Mai 2019, feierlich im Deutschlandfunk Köln verliehen. Moderiert wird die Preisverleihung von Ute Soldierer.

Die Jurybegründung
„Ich rede also bin ich“, dieses Motto scheint die treibende Kraft dieses Hörspiels zu sein. Denn atemlos und dennoch zart, fast geflüstert, erschafft sich die einzige Stimme, die wir hier hören, Sekunde für Sekunde buchstäblich neu. Erinnerungsbilder tauchen auf und verschwinden, Erlebnisfragmente aus der untergegangenen DDR und einem Ich, das ständig unterzugehen droht. Diese Geschichte eines beschädigten Lebens erschließt sich über die Dauer des soghaft wirkenden Stücks, und zwar aus nächster Nähe. […] Susann Maria Hempel spricht ihre Figur durchgehend mit geradezu hypnotischer Intensität. Ihre experimentelle Komposition unterstreicht das fragile Eigenleben der Stimme und der von ihr beschworenen Innenwelt. […] In der mehrfachen künstlerischen Brechung dieser Geschichte wird die Frage nach der Seele und ihrer Zerbrechlichkeit ins Universale erweitert und es entsteht ein emotional wie artistisch hochkomplexes, leises Stück.

Zum Inhalt
In ihrem Radiostück „Auf der Suche nach den verlorenen Seelenatomen“ spricht die Autorin mit einem ehemaligen DDR-Häftling, der in der Haft einen schweren Schock mit darauffolgender Amnesie erlitt. Als vermeintlicher Republikflüchtling hat er im Gefängnis eine Grenzerfahrung anderer Art gemacht. Er sagt, seine Seele sei aus ihm „rausgemacht“ worden und würde bis heute im Wald wohnen. Als sein ältester Freund stirbt, beginnt der Häftling, der Autorin von seinem Leben und von der tiefen Verbundenheit, die er und sein Freund zum Wald hatten, zu erzählen. Das Hörspiel entstand mit freundlicher Unterstützung durch das Studio für elektroakustische Musik der Akademie der Künste Berlin.

Die weiteren Nominierten
Im ebenfalls nominierten Hörspiel „Der Absprung“ (WDR) erzählt Paul Plamper im letzten Teil seiner Trilogie „Fremde & Geister“ von Zerrissenheit und Lagerbildung in der ostdeutschen Kleinstadt „Leerstadt“. „Die Toten von Feuerland“ (NDR, mit Deutschlandfunk Kultur) von Ulrike Haage und Andreas Ammer dreht sich um den jungen Feuerländer „Jemmy Button“, der Jahrhunderte später zum Vorbild für Jim Knopf wurde.
Weitere Informationen zu den Autorinnen und Autoren, die vollständigen Jurybegründungen und Links zu den nominierten Hörspielen gibt es hier.

Über den Preis
Der Hörspielpreis der Kriegsblinden wird seit 1952 jährlich an ein für einen deutschsprachigen Sender konzipiertes Original-Hörspiel verliehen, das in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert. Zu den vorherigen Preisträgerinnen und Preisträgern zählen u.a. Milo Rau, Sibylle Berg, Paul Plamper, Andreas Ammer, Elfriede Jelinek oder Christoph Schlingensief.

Für die Preisverleihung kann man sich noch bis zum 2. Mai unter anmelden.

 

Die Jury des 68. Hörspielpreises der Kriegsblinden

Blinde Jurorinnen und Juroren: Paul Baumgartner, Hans-Dieter Hain, Dietrich Plückhahn, Siegfried Saerberg, Dörte Severin

Kulturschaffende: Gaby Hartel (Kulturwissenschaftlerin, Vorsitzende der Jury), Thomas Irmer (Freier Journalist u.a. Theater der Zeit), Eva-Maria Lenz (Freie Journalistin, FAZ, epd), Doris Plöschberger (Suhrkamp Verlag), Diemut Roether (epd medien), Hans-Ulrich Wagner (Universität Hamburg, Hans Bredow-Institut), Isabel Zürcher (Kritikerin, Lektorin und Publizistin), Jenni Zylka (Journalistin, Autorin und Moderatorin)