Internationale Spielfilme, ein Tanzfilm und der Künstler Richard Deacon
456.000 Euro Förderung für Low Budget-Produktionen
Insgesamt 21 Low Budget-Projekte hat die Filmstiftung NRW in ihrer jüngsten Sitzung im Bereich Produktion 2 gefördert. Unter den Projekten befinden sich drei internationale Koproduktionen sowie fünf Arbeiten von Studenten aus Nordrhein-Westfalen.
Mit seinem Erstling "Herbst" war Regisseur Özcan Alper für den Europäischen Filmpreis nominiert. Nun realisiert er seinen zweiten Film "Future Last Forever", den die Filmstiftung mit 50.000 Euro fördert. Die 28jährige Sumuru studiert an der Universität Istanbul. Als sie erfährt, dass ihr enger Studienfreund Harun bei einem Zwischenfall zwischen der Armee und der kurdischen Guerilla im Südosten der Türkei umgekommen ist, macht sie sich auf den Weg in das Bergdorf, in dem er beerdigt wurde. Auf ihrer Reise wird sie nicht nur mit ihrem eigenen Schicksal, sondern mit dem Schicksal der gesamten Region, die von Völkermord, Verlust und Vertreibung geprägt ist, konfrontiert. Die Kölner unafilm produziert das Drama gemeinsam mit der türkischen NAR Film.
Für das in Venedig mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnete Drama "Téza" übernahmen Alain-Pascal Housiaux und Patrick Dechesne die künstlerische Leitung. Ihre damaligen Besuche in Äthiopien animierten sie zu ihrem Film "Der flüchtige Schein des Schattens", den sie nun mit der Kölner Heimatfilm und der belgischen Tarantula realisieren. Im Focus der Erzählung stehen der taubstumme Adisu, der von Soldaten aus seinem Dorf vertrieben wurde und nun durch Äthiopien reist, sowie Abrham, der Taxifahrer in Europa ist und dem nur die Erinnerung an sein früheres Leben die Kraft gibt, seine Reise zu beenden. Die Regisseure vereinen die Geschichte zweier scheinbar unterschiedlicher Menschen, die durch eine Reise miteinander verbunden sind. Die Filmstiftung unterstützt die Produzenten mit 40.000 Euro.
Der Brite Richard Deacon zählt zu den wichtigsten Künstlern der Gegenwart. Die Objekte und Installationen des Turner-Preisträgers sind in der ganzen Welt zu finden. Regisseurin Claudia Schmid, früher selbst als internationale Bildhauerin erfolgreich, zeigt heute in ihren Filmen stilprägende Künstler der Gegenwart. In ihrem Dokumentarfilm "In-Between der britische Künstler Richard Deacon" lässt der Künstler erstmals einen umfassenden Einblick in seine Arbeit zu. Die Kölner Bildersturm Filmproduktion produziert den 90ig Minüter, die Filmstiftung fördert ihn mit 40.000 Euro.
Franz Müller, dessen Langfilm "Die Liebe der Kinder" gerade im Kino war, sucht mit "Ein Platz in der Stadt" nach der Freiheit des Zufalls und unserer Sehnsucht nach Mustern. Bewusst stellt er seinen Kurzfilm in die Tradition von Musikvideos und Musikfilmen, die den Alltag einbeziehen. Getragen wird das Projekt vom Musikstück "Alexanderplatz" des Künstlers Hauschka, die Choreografie übernimmt die Kölner Medienkünstlerin Stephanie Thiersch. Die Filmstiftung unterstützt die Produktion mit 15.000 Euro.
"Luther" ist einer von fünf Diplomfilmen von NRW-Studenten. André Zimmermann, der sein Diplom an der Kunsthochschule für Medien in Köln macht, erzählt die Geschichte des Aussteigers Luther, der nach neun Jahren aus Indonesien nach Deutschland zurückkehrt und erfährt, dass er einen neunjährigen Sohn hat, der dringend auf eine Knochenmarkspende angewiesen ist. André Zimmermann erhält 10.000 Euro Förderung der Filmstiftung NRW.
Für die Förderentscheidungen vom 13. Oktober 2010 wurden vom Verein Filmbüro NW Philip Gröning, Regisseur, Drehbuchautorin Karin Kaci und Philipp Steffens (Produzent greenskyfilms) als Mitglieder des bei jeder Sitzung wechselnden Förderausschusses benannt.