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Film und Medien Stiftung NRWNewsPressemitteilungenInternationaler Filmkongress der Filmstiftung NRW vom 2. bis 5. Juli

Internationaler Filmkongress der Filmstiftung NRW vom 2. bis 5. Juli

Hat der Film noch Ideale? – Eine Situation zwischen Preisen und Produzenten

Fotos: Filmstiftung NRW/Heike Herbertz

"Noch nie ging es dem deutschen Film so gut", konstatierte Michael Schmid-Ospach, Geschäftführer der Filmstiftung NRW, in seiner Eröffnungsrede zum Internationalen Filmkongress.

Rechts: Michael Schmid-Ospach eröffnet die erste Diskussionsrunde

Beispiele dafür seien große Kinoerfolge wie die Komödie "7 Zwerge – Männer allein im Wald" oder "Barfuss" von Til Schweiger, die mit Unterstützung der Filmstiftung entstanden sind. Ca. 1,5 Millionen Euro erhielt die Filmstiftung bei der "Scheck is back"-Vergabe am Abend – Gelder aus dem Erlös beider Filme. "Gleichzeitig sinken in Deutschland die Kinobesucherzahlen, wodurch auch der Marktanteil des deutschen Films niedriger ausfallen wird."
Der Film "Alles auf Zucker", der in zehn Kategorien für den Deutschen Filmpreis nominiert ist, sollte ursprünglich gar nicht ins Kino gebracht werden.

Links: Der Int. Filmkongress – in diesem Jahr in der Messehalle 6

"Die Produzenten konnten jedoch einen starken Sender dazu bewegen, diesen Film frei zu geben." Sofern ein guter Wille vorhanden sei, funktioniere auch die Zusammenarbeit. "Lasst die Grabenkämpfe und das Spiel bei den Lizenzverhandlungen, die sich die Luft zwischen Kino und Fernsehen nehmen", plädierte Schmid-Ospach.

Im Fall von "Alles auf Zucker", so konnte Moderatorin Bettina Böttinger dem Regisseur Dani Levy entlocken, habe er nach der komplizierten Finanzierung seines Kinofilms "Väter" pragmatisch auf eine Fernsehfinanzierung gesetzt.

Links: Erfolg mit "Alles auf Zucker!" -Dani Levy (mit Margaret Menegoz)

"Ich hatte immer den geheimen Wunsch, diesen Film ins Kino zu bringen", gestand Levy. Mit der Idee zu diesem Stoff sei X Filme Creative Pool zunächst jedoch nur auf Ablehnung gestoßen. "Es ist wichtig, beharrlich zu bleiben", betonte Manuela Stehr, Produzentin von X Filme Creative Pool. "Geschichten, an denen man hängt, sind Ideale." Da sie befürchtete, dass ihnen bei diesem Thema die Zeit davon laufen könnte, setzte sie bei dieser Produktion auf die Zusammenarbeit mit dem WDR.

Da die Kultur des Programmkinos in allen Ländern in einer Krise stecke, werde es immer schwieriger, sehr persönliche Kinofilmprojekte durchzusetzen, befand der Filmemacher Jan Schütte.

Rechts: Bettina Böttinger im Gespräch mit Jan Schütte

"Es ist niemals im Vorfeld abzusehen, ob ein Film den Nerv des Publikums trifft", erklärte Margaret Menegoz, Geschäftsführerin von Les Film du Losange und Produzentin von Michael Hanekes Kino-Thriller "Caché". Ein kleiner Autorenfilm könne durchaus ein Publikum finden, während sich ein potenzieller Erfolgsfilm auch als Flop erweisen könne. "Wir können nur auf die Originalität eines Stoffes und die neuen Ideen eines Autors aufbauen."

Links: Hat der Film noch Ideale? Gut besuchtes Panel in der MesseKöln

Sofern ihr ein Filmemacher beim Pitching einen vergleichbaren Referenzfilm nenne, schwinde sofort ihr Interesse. "Ich stecke meine Eigenmittel sowie die meiner Koproduktionspartner nur in ein Projekt, das Originalität besitzt und nicht die Kopie eines anderen Films ist."

Seitdem auch in Frankreich große Filme mit erhöhter Kopienanzahl an den Start gingen, besitze ein kleinerer Film nicht mehr die Chance, sein Potenzial zu entwickeln. "Die Mundpropaganda muss daher vor dem Start des Films erfolgen", so Menegoz.

Rechts: Filmemacher, Regisseure und Produzenten – Wieviel Idealismus kann man sich leisten?

"Die Basis dafür bilden Previews mit zahlenden Gästen." Dabei spiele auch der Idealismus eine wichtige Rolle. "Wenn ich einen Film produziere, muss ich davon überzeugt sein, dass es ein Meisterwerk ist."

Auch beim Aufbaustudium für Film in Hamburg seien die Studenten von Professor Hark Bohm immer dazu angehalten, bei Themen zu bleiben, die sie selbst kennen, berichtete Ulrike Grote, die für ihren Kurzfilm "Der Ausreißer" Mitte Juni mit dem Studenten-Oscar ausgezeichnet wurde.
"Ich hoffe, dass dieser Preis es mir erleichtert, meinen ersten Spielfilm zu finanzieren."

Links: Ulrike Grote und Produzentin Manuela Stehr

Kein Verständnis zeige sie dafür, warum ein Sender binnen eines Dreivierteljahres nicht in der Lage sei, auf ein siebenseitiges Exposé zu reagieren, das sie dort eingereicht habe. "Stoffe im Lektorat auf ihre Qualität hin zu prüfen, bedeutet, sich mit Kreativität etwas vorzustellen", so Dani Levy. Es sei jedoch schwierig, genügend kreative Lektoren zu finden.

Es reiche nicht nur, ein Skript zu beurteilen, das durch den Stil des Autors geprägt sei, denn auch bei der Realisierung eines Projektes könne es viele Überraschungen geben, meinte Roman Paul, Geschäftsführer der Berliner Razor Film Produktion. "Es kommt darauf an, viel Wagemut zu zeigen." Diese Idee sei auch bei der Gründung seiner Produktionsfirma ausschlaggebend gewesen, die mit "Paradise Now" einen Film über den palästinensisch-israelischen Konflikt in der Westbank gedreht hat. "Ich gehöre zu einer Produzenten-Generation, die sich mit Hilfe von Zweitjobs wie Produktionsleitung finanzieren muss." Um möglichst kostengünstig Filme zu produzieren, werde oft auf Video gedreht, was jedoch nicht zu jedem Stoff passe.

In einer auf Digital Video (DV) gedrehten Low-Budget-Produktion hat auch die "Good Bye, Lenin!"-Hauptdarstellerin Katrin Sass mitgewirkt, obwohl sie dafür keine Gage erhielt.

Links: Katrin Sass spielt auch in Low-Budget-Produktionen

"Die Geschichte hat mich berührt". Allerdings sei es fraglich, ob "Mutterseelenallein" jemals ins Kino komme. Nach diesen Dreharbeiten, die am 26. Dezember letzten Jahres endeten, seien ihr jedoch keine neuen Rollen mehr angeboten worden. "Ich kann nicht behaupten, dass ich eine künstlerische Pause einlege", so Sass, "denn ich brauche neue Aufträge."

Die französische Produzentin Margaret Menegoz bezweifelt hingegen, dass der Dreh auf Video ein kostenmindernder Faktor sei.
"Die Produktionskosten eines Films lassen sich anhand des Skriptes kalkulieren." Dabei sei es vor allem wichtig, keine Abstriche bei den geplanten Drehtagen vorzunehmen. "Die Drehzeit zu verkürzen", so warnte Menegoz, "bedeutet ein maximales Risiko einzugehen, durch das der Produzent am Ende alles verlieren kann."

Rechts: Die Panelteilnehmer auf einen Blick: Katrin Sass, Manuela Stehr, Ulrike Grote, Roman Paul (Razor Film), Moderatorin Bettina Böttinger, Prof. Jan Schütte, Margaret Menegoz und Dani Levy