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Internationaler Filmkongress: Du hast keine Chance, aber nutze sie – Nachwuchsproduzenten am Start

Die Pläne, Perspektiven und Positionierung der Nachwuchsproduzenten am Markt sind so unterschiedlich wie ihre Filme. Doch für alle Newcomer stellt sich zunächst die Frage, wie sie die Overheadkosten der Firma und die Entwicklung der Projekte finanzieren können.

Mit ihrer neu gegründeten Produktionsfirma Heimatfilm setzt die Kölner Produzentin Bettina Brokemper, die sich die Unterstützung eines privaten Investors sichern konnte, auf Kinofilme, internationale Koproduktionen sowie Service-Leistungen für ausländische Produzenten. Als erstes Projekt realisiert sie mit dem "Milchwald"-Regisseur Christoph Hochhäusler in Berlin den Thriller "Lichtjahre". Zudem übernimmt sie für den dänischen Erfolgsregisseur Thomas Vinterberg die Service-Produktion seines neuen Films "Dear Wendy", der diesen Frühherbst an zwanzig Drehtagen in der Nähe von Recklinghausen aufgenommen wird.

Den Ansatz, sein Know-how gemeinsam mit einem Partner umzusetzen, verfolgt Kai Künnemann, der im Januar 2002 die Kölner Zero West Filmproduktion gründete. Zum Portfolio der Firma gehören Dokumentar- und Spielfilme, Projekte mit jungen deutschen Regisseuren, aber auch internationale Koproduktionen.

Seine Ambitionen als Autor und Regisseur in den Hintergrund gestellt hat Jörg Siepmann, der gemeinsam mit einem Partner die Firma 2Pilots betreibt. "Aufgrund der geringen Ressourcen ist es bei diesem Modell nicht möglich", räumt der Nachwuchsproduzent ein, "mehrere Projekte gleichzeitig zu entwickeln." Aus diesem Grunde hätten die Autoren und Regisseure von X Filme Creative Pool von Anfang an einen Produzenten in ihr Firmen-Konzept integriert, berichtet die Geschäftsführerin Manuela Stehr. Ab einem gewissen Zeitpunkt müsse sich ein Produzent entscheiden, ob er nur einen Spielfilm pro Jahr realisieren oder einen größeren Apparat aufstellen wolle, der wirtschaftlich auf soliden Füßen stehe. Bei X Filme Creative Pool produzieren inzwischen drei Produzenten unabhängig voneinander verschiedene Kinofilme, wozu auch Projekte von jungen Debütregisseuren gehören. "Wichtig ist", betont Stehr, "dass ein Produzent einen wirtschaftlichen, juristischen Hintergrund besitzt oder sich diesen dazu kauft."

Um Nachwuchsproduzenten bessere Startchancen zu ermöglichen, plädiert Simone Stewens von der internationalen filmschule köln (ifs) dafür, ihnen bestimmte Sendeplätze zu reservieren. "Die Platzierung der Filme orientiert sich inhaltlich am Programm", erklärt Gebhard Henke, Leiter des Programmbereichs Fernsehfilm und Unterhaltung. Ein Nachwuchsproduzent müsse sich durch die Entwicklung guter Projekte profilieren. Wichtig sei, dabei eine Kontinuität zu erreichen und sich nicht auf unterbudgetierte Nachwuchsprojekte zu beschränken. Auch X Filme Creative Pool, die in Koproduktion mit dem WDR fünf Projekte realisierten, hätten darüber eine Kontinuität entwickelt. Allerdings müsse jede Programmentscheidung separat getroffen werden.

Unterstützung für Nachwuchsproduzenten gewährt auch die Filmstiftung NRW, die gemeinsam mit dem WDR beispielsweise die Six-Pack-Projekte finanziert. "Auch bei der Projektvorbereitungs-Förderung besitzen Nachwuchsproduzenten gute Chancen", sagt Christina Bentlage, stellv. Leiterin für Projektförderung bei der Filmstiftung. Das Modell des "Mentoring" biete sich im Falle der Nachwuchsproduzenten hingegen nicht an. Einen Pool aus etablierten Produzenten zu bilden, welche die Newcomer unter ihre Fittiche nähmen, funktioniere im Produktionsbereich nicht, weil eine Interessen-Identität nur durch die Zusammenarbeit am gleichen Projekt entstände.

Sowohl mit etablierten als auch mit jungen Produzenten arbeitet Arno Füser, Leiter strukturierte Finanzierungen/Media Finance bei der Dresdner Bank in Köln zusammen. "Bei der Projektentscheidung zählen nur nackte Zahlen", sagt Füser, "denn eine Bank versucht sicherzustellen, dass der Kredit zurückgezahlt wird." Anhand der Track-Records einer Firma versuche er, sich ein Bild zu machen, ob eine Firma in der Lage sei, ein Projekt zu stemmen. "Ein junger Unternehmer sollte sich immer vor Augen führen, wo er steht", so Füser, "aber auch, welches Ziel er verfolgt und wie er diese Umsätze erreichen kann."