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Locarno Filmfestival 2006: ein Delinquent, ein Diplomat und ein Diplomand

Sieben NRW-Produktionen auf dem 59. Internationalen Filmfestival von Locarno (2.-12. August 2006)

Vom 2. bis 12. August 2006 werden sieben von der Filmstiftung NRW geförderte Produktionen auf den Leinwänden des traditionsreichen Festivals von Locarno in der Schweiz gezeigt, allein drei davon im Wettbewerb.

In den Wettbewerb eingeladen ist Dito Tsintsadzes "Der Mann von der Botschaft". Darin erzählt der Regisseur die Geschichte eines deutschen Botschaftsmitarbeiters in Tiflis (Burghart Klaußner, "Die fetten Jahre sind vorbei"), der das Straßenmädchen Saschka (Lika Martinova) kennen lernt und sich ihrer annimmt. Produziert wurde der Film von der Kölner Tatfilm in Zusammenarbeit mit ZDF und Arte. Dito Tsintsadze wurde bekannt als Regisseur von "Schussangst", für den er vor drei Jahren in San Sebas­tian die "Goldene Muschel" erhielt.

Mit seinem Film "Gefangene" kehrt Regisseur Iain Dilthey zurück nach Locarno, wo er 2002 den Goldenen Leoparden für "Das Verlangen" erhalten hatte. "Gefangene" erzählt die Geschichte einer Annäherung zwischen einer zurückgezogen lebenden Biologin (Jule Böwe, "Katze im Sack") und einem entflohenen Häftling (Andreas Schmidt, "Sommer vorm Balkon"), der sich in ihre Wohnung flüchtet. Die Koproduktion der Kölner TAG/TRAUM Filmproduktion, mit ZDF/Das kleine Fern­sehspiel sowie der Fischer Film Produktion, Wien, läuft ebenfalls im Wettbewerb des A-Festivals.

"Solange Du hier bist" ist das Langfilmdebüt von Stefan Westerwelle und gleich­sam dessen Diplomfilm an der Kunsthochschule für Medien Köln. Die Geschichte eines vereinsamten Mannes (Michael Gempart), dessen einziger Bezugspunkt die Liebe zu einem jungen Stricher (Leander Lichti) ist, wird im Wettbewerb der Reihe "Cinéastes du Présent" ("Filmmakers of the Present") gezeigt. Die Filmstiftung NRW hat den Film mit einer Postproduktionsförderung unterstützt.

"Feltrinelli" ist eine Dokumentation über den Verlag Feltrinelli und seinen legendären Gründer Giangiacomo Feltrinelli, eine der schillerndsten Persönlichkeiten der italieni­schen Nachkriegsgeschichte. Regisseur Alessandro Rossetto spürt ihm nach und ent­rollt dabei ein faszinierendes Bild Italiens. Das umfangreiche Archiv der Familie gibt Einblick in die 50 Jahre Verlagsgeschäft und politische Ketzerei. "Feltrinelli", eine italie­nisch-schweizerisch-deutsche Koproduktion (dt. Produzent: Pandora, Köln), läuft außer­halb des Wettbewerbs der Reihe "Cinéastes du Présent".

Zwei weitere Produktionen der Kunsthochschule für Medien laufen in der Nach­wuchsreihe "Pardi di Domani". Regiestudent Michael Koch, dessen Kurzfilm "Wir sind Dir treu" bereits zahlreiche Preise gewann, erzählt im 19-Minüter "Beckenrand" eine bewegende Episode aus einem sommerlichen Schwimmbad.

"Männer am Meer", der Kurzfilm (13 Minuten) von Regiestudent Reto Caffi, ist ein Kammerstück um Freundschaft, Urlaub und männliche Neurosen. Von der Filmstiftung NRW erhalten beide Filme ebenfalls eine Postproduktionsförderung.

In der Reihe "Appellations Suisse" wird "Das kurze Leben des José Antonio Gutier­rez" gezeigt, ein Dokumentarfilm von Heidi Specogna über den Tod des ersten US-Marine im letzten Irak-Krieg. Der Guatemalteke hatte sich in der US-Armee verpflichtet, um die amerikanische Staatsbürgerschaft zu bekommen. Die deutsch-schweizerische Koproduktion erzählt die bewegende Geschichte eines ehemaligen Straßenkindes aus Guatemala, das sich voller Hoffnung nach einer Zukunft auf die Reise nordwärts machte und schließlich weitab seiner Heimat als amerikanischer Held gestorben ist. Der Film wurde unter Federführung der Kölner TAG/TRAUM produziert, gemeinsam mit PS-Film, Zürich, Heidi Spegogna, Berlin sowie arte/ZDF. Er lief dieses Jahr bereits in Sundance in der "World Competition".

Außerdem im Wettbewerb der Kurzfilmsektion "Leopards of Tomorrow" zu sehen: Der Abschlussfilm der ifs internationale filmschule köln "Amor Fati" von Dennis Todorovic. Sowohl der Regisseur als auch die Produzentin Melanie Andernach sind Absolventen der ifs. Gedreht wurde 2005 in Köln und Montenegro.

Das Internationale Filmfestival von Locarno, eines der fünf wichtigsten in Europa, erwies sich in den letzten Jahren als erfolgreiches Pflaster für Filme aus Nordrhein-Westfalen. Zuletzt gewannen sowohl "Das Wunder von Bern" von Sönke Wortmann (2003) als auch "Die syrische Braut" (2004) dort den Publikumspreis; ein wichtiger Start für spätere Kinoerfolge in Deutschland und international.