Michael Verhoeven verstorben
Anfang dieser Woche, Montag, 22. April, ist Regisseur, Autor und Produzent Michael Verhoeven im Alter von 85 Jahren verstorben. Verhoevens filmisches Werk umfasst zahlreiche Spiel- und Dokumentarfilme sowie TV-Reihen, die in mehr als fünf Jahrzehnten als Filmschaffender entstanden. Gemeinsam mit seiner Frau Senta Berger gründete er 1966 die Sentana Filmproduktion und produzierte u. a. den Oscar-nominierten Film „Das schreckliche Mädchen“ und TV-Highlights wie „Die schnelle Gerdi“, bei denen er auch Regie führte. Auch für die Produktion von Kinoerfolgen wie „Willkommen bei den Hartmanns“ zeichnet er verantwortlich.
Michael Verhoeven und seine Werke wurden vielfach ausgezeichnet, so erhielt er u.a. den Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises, den Herbert Strate Preis von HDF e.V. und Filmstiftung NRW, den Helmut-Käutner-Preis der Stadt Düsseldorf und das Bundesverdienstkreuz. Michael Verhoeven war zudem Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie.
„Wir sind sehr traurig über die Nachricht vom Tod Michael Verhovens. Er war ein großer Filmemacher, der sich filmisch einzigartig und kritisch mit der deutschen Geschichte auseinandergesetzt hat“ so Walid Nakschbandi, Geschäftsführer der Film- und Medienstiftung NRW. „Wir verneigen uns vor seinem gesellschaftlichen und politischen Engagement, mit dem er die bundesdeutsche Filmwelt geprägt hat. Sein wacher neugieriger Blick und sein tiefes Verständnis für Menschen bleibt unvergessen. Unser Beileid gilt insbesondere seiner Frau Senta Berger und seiner ganzen Familie. Nicht nur heute Abend bei der Verleihung der 60. Grimme Preise oder kommende Woche in Berlin beim Deutschen Filmpreis wird man ihn schmerzlich vermissen!“
Verhoevens Arbeiten zeichneten sich häufig durch zeit- und gesellschaftskritische Themen aus. Sein Anti-Vietnamkrieg-Film „o.k.“ führte 1970 als Wettbewerbsbeitrag zum Abbruch der Berlinale und ließ den Wettbewerb ohne Preisverleihung. Genau zwanzig Jahre später begeisterte er wiederum im Berlinale Wettbewerb mit „Das schreckliche Mädchen“, gewann den Silbernen Bären und wurde für einen Oscar nominiert. Verhoeven beschäftigte sich filmisch mehrfach mit der deutschen Geschichte und der Zeit der Nationalsozialisten, so auch in „Die weiße Rose“ (1982) über die gleichnamige Münchner Widerstandsgruppe und in „Mutters Courage“ (1995) nach einer Erzählung von George Tabori, dessen Mutter in Ungarn verhaftet wurde und nur knapp dem KZ entkam. Die Auseinandersetzung mit der Thematik führt er mit Dokumentarfilmen wie den filmstiftungsgeförderten Produktionen „Der unbekannte Soldat“ (2006) über die Verbrechen der Wehrmacht in der Ukraine und „Menschliches Versagen“ über die Beraubung der Juden (2008) fort.
Vor seiner Arbeit als Regisseur war Michael Verhoeven, Sohn des Regisseurs und Schauspielers Paul Verhoeven, selbst Schauspieler und stand in Filmen wie „Das fliegende Klassenzimmer“ (Version 1953) und „Der Pauker“ (1958) vor der Kamera. Im Jahr 1966 schloss er sein Medizinstudium ab und gründete gemeinsam mit seiner Frau Senta Berger die Sentana Filmproduktion. Mit Berger in der Hauptrolle entstanden die schwarze Kino-Komödie „MitGift“ (1975), der Krimi „Killing Cars“ (1986) und der TV-Film „Zimmer mit Frühstück“ (1999) sowie die TV-Serien „Die schnelle Gerdi“ (1989) und „Lilli Lottofee“ (1992), die schnell zu Zuschauererfolgen wurden. Verhoeven drehte auch in den letzten zwanzig Jahren immer wieder fürs Fernsehen, so führte er Regie beim „Tatort – Die Spieler“ (2004) und beim Drama „Let’s Go“ (2014).
Beitragsbild: Stadt Düsseldorf