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Neurosen, rote Füchse, Schiffe versenken und ein Förderpreis

Entscheidungen der Filmstiftung NRW im Nachwuchsbereich

In der November-Sitzung der Nachwuchsförderung der Filmstiftung NRW wurden insgesamt sechs Projekte gefördert, darunter auch der Gewinner des erstmals im Sommer vergebenen Phoenix-Förderpreises.

"Umarmen Sie Ihre Neurosen! Haben Sie keine Angst! Exponieren Sie sich! Ihre Neurosen sind der Star!" – zumindest für die drei Kölner Regisseure Sebastian Poerschke, Jens Schillmöller und Jan Schomburg. In ihrer Webserie "Was bleibt, ist die Leere", die 24 Folgen à vier Minuten umfasst, beleuchten sie das schwierige Verhältnis zwischen dem von Neurosen geplagten Gert und seinem Therapeuten Hanno. Hannos Methode besteht auf der Expositionstherapie. Er zwingt Gert, sich seinen Ängsten zu stellen und filmt ihn dabei. Diese Filme stellt er auf seine Website, als doppelte Exposition. Im Phantasialand glaubt Hanno, den vermeintlichen Durchbruch geschafft zu haben. Die Filmstiftung unterstützt das innovative Vorhaben mit 85.000 Euro.

Sie waren gut in der Schule, Geld war nie ein Problem, denn ihre Eltern arbeiteten als Ärzte, Lehrer oder Rechtsanwälte. Aber ihre Eltern waren auch Kommunisten. Deshalb sollten die Kinder den revolutionären Traum der Eltern leben und für ihre Berufswahl gab es nur einen Weg: die Fabrik! Regisseur Jan Stefan Kolbe begleitet in seinem 90-minütigen Dokumentarfilm Anne, Peter und Gabi, alle drei Anfang Dreißig, und zeigt, wie weit sie dem Wunsch ihrer Eltern gefolgt sind oder sich aber von ihm entfernt haben. "Rot sind die Füchse" wird von der Kölner sarabandefilm realisiert, die dafür von der Filmstiftung 100.000 Euro erhält.

Mieke beschließt Hals über Kopf, den spießigen Sebi zu heiraten. Für ihre beste Freundin Doro vollkommen unerklärlich! Außerdem reist zum Polterabend noch Miekes gesamte spießige Familie an. Außer Doro scheint niemand zu sehen, welch großen Fehler Mieke begehen will. Kurzerhand kidnappt sie Sebi. "Schiffe versenken" ist der Abschlussfilm der Kamerafrau Nina Frey an der FH Dortmund. Die Regie übernimmt Christine Uschy Wernke, die an der ifs internationale filmschule köln ihre Ausbildung absolvierte. Die Filmstiftung unterstützt sie mit 29.000 Euro.

Mit dem Kurzfilm "Oshima" macht Lars Henning seinen Abschluss an der Kölner Kunsthochschule für Medien. Er erzählt die Geschichte des japanischen Geschäftsmannes Oshima, der an einem deutschen Flughafen vom unsensiblen Herrn Kleinschmidt und der schüchternen Dolmetscherin Izumi empfangen wird. Nachdem Kleinschmidt ihm ein großzügiges Unterhaltungsprogramm inklusive Strip-Club bietet, findet sich Oshima nach einem Betäubungsdrink vollkommen ausgeraubt und nur in Unterwäsche wieder. Die Kölner Radical Movies! produziert den Kurzfilm und erhält 30.000 Euro Förderung.

"Rodicas" ist der Vorname der beiden Mitte 80jährigen Protagonistinnen des Erstlings von Alice Gruia. Eine der beiden Rodica ist ihre Großmutter, die andere deren beste Freundin. Zusammen verhalten sie sich wie Teenager. Sie sind ständig unterwegs, sitzen in Cafés, lachen über ihre Insiderwitze und gehen in Modeläden, in denen Techno-Musik läuft. Doch bei näherem Betrachten bemerkt die Regisseurin, dass das Alter die beiden nicht unbedingt ehrlicher gemacht hat, dass der Schein die Wirklichkeit übertrumpft und dass Ängste sichtbarer werden. Die Filmstiftung unterstützt sie bei ihrem sehr persönlichen 30-minütigen Portrait mit 18.000 Euro.

Am 25. Juni diesen Jahres wurde erstmals der Phoenix-Förderpreis, den Phoenix und die Filmstiftung NRW vergeben, verliehen. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und beinhaltet eine Finanzierungshilfe von 75.000 Euro durch die Filmstiftung. Ausgezeichnet wurde Marcel Ahrenholz, der gemeinsam mit der Produzentin Melanie Andernach von der Kölner Made in Germany nun den Dokumentarfilm "14 Arten, den Regen zu beschreiben" realisiert. Beide sind Absolventen der ifs. Ahrenholz begleitet eine Familie, deren Sohn sich von einem Tag auf den anderen zurückgezogen hat. Er hat sich in sein Zimmer eingeschlossen und verlässt dieses nur, wenn er niemandem begegnet. Weder die Eltern noch die Schwester können das Geschehen nachvollziehen. In Japan, wo dieses Phänomen bereits bekannter ist, nennt man es Hikikomori die Zurückgezogenen. Die Jugendlichen sind weder depressiv noch typische Schulverweigerer. Sie sind eher eine Art moderner Einsiedler.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:
Filmstiftung NRW, Erna Kiefer
Tel.: 0211-930500, Fax: 0211-93050-85,