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Nominierungen für den 64. Hörspielpreis der Kriegsblinden

 

  • „Ickelsamers Alphabet“, „Klaus Barbie – Begegnung mit dem Bösen“, „Lebensabend in Übersee“
  • Bekanntgabe des Preisträgers am 4. Mai 2015
  • Verleihung am 12. Mai im Deutschlandradio Köln

Für den 64. Hörspielpreis der Kriegsblinden, der am 12. Mai im Deutschlandfunk Köln verliehen wird, hat eine 14-köpfige Jury drei Arbeiten nominiert. Der Gewinner der renommierten Auszeichnung, getragen vom Bund der Kriegsblinden e.V. (BKD) und der Film- und Medienstiftung NRW, wird am 4. Mai bekannt gegeben. 

Unter Vorsitz der Autorin Anna Dünnebier nominierte die Jury (siehe unten) folgende drei Produktionen:

Ickelsamers Alphabet“ von Liquid Penguin Ensemble, eine Produktion des SR
Die Hörspiele des Liquid Penguin Ensemble mäandern geistvoll zwischen Historie und Phantasie, zwischen dem was war und dem, was auch hätte sein können oder sein sollen. Diesmal steht im Mittelpunkt der deutsche Grammatiker Ickelsamer, der sich im 16. Jahrhundert mit der komplizierten Beziehung zwischen Sprache, Schrift und Gegenstand befasste und jeden einzelnen Buchstaben mit verblüffenden Assoziationen beschreibt. Außer ihm ein bizarres Ensemble, eine Großmutter, die alemannische Worte sammelt, zwei Mädchen, die zwischen den Fabelwesen eines naturhistorischen Museums nach Fabel-Wörtern suchen, ein französischer Grammatiker-Kollege, der mit dem Dutzend Möglichkeiten hadert, ein o zu schreiben. Die Jury: „Ein Vergnügen, wie Buchstaben zum Tönen, Singen, Schnurren, Hauchen, Klingen gebracht werden. […] Liquid Penguins Spiel mit Realität wird hier zum höchst amüsanten Spiel mit der Realität von Sprache selbst.“

Klaus Barbie – Begegnung mit dem Bösen“ von Peter F. Müller und Leonhard Koppelmann, eine Produktion des WDR
Dieses dokumentarische Hörspiel zeichnet den Lebensweg des berüchtigten Naziverbrechers Klaus Barbie nach, der seine Karriere als Folterer und Mörder nach der Nazizeit fortsetzen konnte: als Waffenhändler und Berater der Militärdiktatur von Bolivien. Dorthin konnte er 1951 mit Hilfe von CIA und Vatikan fliehen. Das Stück beruht auf beeindruckender Recherche, benutzt Aufzeichnungen und Originaltöne von Barbie selbst, und Dokumente von zahlreichen Zeitzeugen, vor allem Beate Klarsfeld, die Barbies Alibi in Bolivien knackte und letztendlich seine Auslieferung nach Frankreich und Verurteilung bewirkte. Die Jury: „Besonders beeindruckten die Sprecher, Felix von Manteuffel, der Barbies schriftliche Memoiren spricht, die beiden Kommentatoren, die mit trockener Sachlichkeit Unglaubliches aus der Welt des Bösen zu berichten wissen. Ein erschreckendes Stück Zeitgeschichte, ein beeindruckendes Stück Radiokunst.“

Lebensabend in Übersee“ von Hermann Bohlen, eine Produktion des WDR
Wohin mit den alten Menschen, deren Pflege die Sozialkassen zu teuer kommt? In Bohlens böser Satire werden Senioren per Gesetz in Billigländer ausgelagert. Nur wer ein hohes Vermögen nachweisen kann, darf in Deutschland bleiben, alle anderen, also fast alle, müssen weg – je weniger Rente, umso weiter. So findet sich Annegret in China wieder und versucht, eine vertrackt komplizierte Sprache zu lernen, der etwas vermögendere Leopold musste nur bis Polen – immerhin noch in Europa. Per Skype sind sie in Kontakt. Die Jury: „Ein aktuelles Thema wird satirisch zugespitzt mit traurig-komischen Szenen wie dem völlig unverständlichen Chinesisch-Unterricht, dem Versuch, mit Robotern sinnvoll zu kommunizieren, der Kampf gegen die Einsamkeit mit allem, was IT zu bieten hat.“

Die nominierten Hörspiele können ab sofort auf der Homepage der Film- und Medienstiftung als Stream abgerufen werden. Unter www.filmstiftung.de stehen sie bis Mitte Mai zur Verfügung. Die von Ute Soldierer moderierte Preisverleihung findet am 12. Mai im Deutschlandradio Köln statt.

Der Hörspielpreis der Kriegsblinden wird seit 1952 jährlich an ein für einen deutschsprachigen Sender konzipiertes Original-Hörspiel verliehen, das in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert.

Die Jury des 64. Hörspielpreises der Kriegsblinden

Kriegsblinde: Klaus Bartels, Dr. Paul Baumgartner, Johann Dressing, Hans-Dieter Hain (stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Kriegsblinden in Deutschland e.V.), Erich Kuttner, Melanie Schäfer

Fachkritiker: Dieter Anschlag (Medienkorrespondenz), Anna Dünnebier (Autorin, Vorsitzende der Jury), Thomas Irmer (Freier Journalist u.a. Theater heute), Jenny Hoch (Freie Journalistin), Petra Kammann (Freie Journalistin, u.a. Faust-Kultur, Feuilleton Frankfurt), Eva-Maria Lenz (Freie Journalistin, FAZ, epd), Diemut Roether (epd medien), Hans-Ulrich Wagner (Universität Hamburg).