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Nominierungen für den 65. Hörspielpreis der Kriegsblinden

 

  • „Und jetzt: Die Welt!“, „Die lächerliche Finsternis“, „The King is Gone“
  • Bekanntgabe des Preisträgers am 4. Mai 2016
  • Verleihung am 11. Mai im WDR Köln 

Für den 65. Hörspielpreis der Kriegsblinden, der am 11. Mai im WDR Köln verliehen wird, hat eine 15-köpfige Jury drei Arbeiten nominiert. Der Gewinner der renommierten Auszeichnung, getragen vom Bund der Kriegsblinden e.V. (BKD) und der Film- und Medienstiftung NRW, wird am 4. Mai bekannt gegeben.

Unter Vorsitz der Autorin Anna Dünnebier nominierte die Jury (siehe unten) folgende drei Produktionen: 

Und jetzt: Die Welt!“ von Sibylle Berg und Marina Frenk, eine Produktion des MDR
Sie sind klug, gut ausgebildet und leben in prekären Verhältnissen, weil auch das x-te Praktikum kein Geld bringt. Sie verkaufen selbstgekochte Drogen im Internet, schreiben Mode-Blogs, kommunizieren unablässig per Skype, SMS, Chat oder Telefon, und doch bleibt da ein Gefühl von überwältigender Einsamkeit. Im Hörspiel von Sibylle Berg bilanziert eine junge Frau ihr bisheriges Leben: früher Mitglied einer brutalen Mädchengang, heute friedlich Yoga, früher unbeholfenes Knutschen mit Jungs im Zeltlager, heute Gender-Fragen, früher hochfliegende Ideale, heute Pragmatismus. Gnadenlos und mit großer Zärtlichkeit porträtiert Sibylle Berg vier Frauen Anfang Zwanzig, die unsicher sind, wofür sie kämpfen sollen, und bei denen schon das Wort „wir“ für berechtigte Skepsis sorgt. „Und jetzt: Die Welt“ wurde von der Zeitschrift „Theater heute“ zum deutschsprachigen „Stück des Jahres 2014“ gewählt. Die Jury: „Ein wildes, furioses, atemloses Stück, voll ätzender Komik und tiefer Verzweiflung, […] grandios dargeboten von Marina Frenk. Die Jury sah in Marina Frenk eine Mit-Urheberin des Hörspiels.“

 Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz, eine Produktion des SWR
Oliver Pellner, Hauptfeldwebel der deutschen Bundeswehr, fährt mit seinem Unteroffizier in die ‚Regenwälder Afghanistans‘, um dort einen verrückt gewordenen Oberstleutnant ausfindig zu machen und zu liquidieren. Nach Motiven aus Joseph Conrads Erzählung „Herz der Finsternis“ erzählte Francis Ford Coppola 1979 in „Apocalypse Now“ von einer ähnlichen Militärmission während des Vietnamkrieges. Wolfram Lotz hat den Stoff in seiner skurrilen, traurigen, ironischen und komischen Erzählung auf die globalisierte Welt von heute übertragen. Die Jury: „Mit grimmigen Pointen und schwarzem Humor zeigt das Hörspiel, wie schief die globalen Konflikte in den Medien gespiegelt werden, aus welchen absurden Details wir unser Halbwissen zusammensetzen. […] Das Stück der Stunde.“

 The King is Gone“ von Andreas Ammer, Micha und Markus Acher, eine Produktion des BR
Bei einem Spaziergang im Englischen Garten wird der letzte bayerische König Ludwig III. von einem freundlichen Untertan darauf aufmerksam gemacht, dass Revolution sei: Der König möge sich lieber auf die Flucht vor der Räterepublik begeben. So nimmt die Komödie ihren Lauf. Andreas Ammers dokumentarisches Hörspiel „The King is Gone“ verbindet revolutionäre Praxis mit der Perspektive der Klatschpresse. Es schildert Weltgeschichte als Roadmovie und es klingt, als hätten die beiden Brüder Acher von „The Notwist“, um die Flucht des bayerischen Königs zu vertonen, eine All-Star-Blaskapelle um sich geschart. Die Jury: „Eine traurige weltgeschichtliche Komödie, ein Blues. Der letzte König Bayerns flieht vor der Revolution, sein Fahrer wird der Held eines historischen Roadmovies. […] Mal polternd und scheppernd, intensiv und beharrlich, mal zögerlich in der Schwebe, mal bodenständig, mal mit Zitaten aus Pop und Revolutionsmusik bestimmt [die Musik] den Fortgang des Stückes.“

Die nominierten Hörspiele können ab sofort auf der Homepage der Film- und Medienstiftung als Stream abgerufen werden. Unter www.filmstiftung.de stehen die Hörspiele sowie die vollständigen Jurybegründungen und Fotos der Nominierten bis Mitte Mai zur Verfügung. Die von Ute Soldierer moderierte Preisverleihung findet am 11. Mai um im WDR Köln statt.

Der Hörspielpreis der Kriegsblinden wird seit 1952 jährlich an ein für einen deutschsprachigen Sender konzipiertes Original-Hörspiel verliehen, das in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert. 

Die Jury des 65. Hörspielpreises der Kriegsblinden

Kriegsblinde: Paul Baumgartner, Johann Dressing, Hans-Dieter Hain, Dietrich Plückhahn, Sigfried Saerberg, Melanie Schäfer, Christa Schmidt

Fachkritiker: David Denk (Autor, Journalist, Süddeutsche Zeitung), Anna Dünnebier (Autorin, Vorsitzende der Jury), Thomas Irmer (Freier Journalist u.a. Theater heute), Jenny Hoch (Freie Journalistin), Elmar Krekeler (Journalist, Die Welt), Eva-Maria Lenz (Freie Journalistin, FAZ, epd), Diemut Roether (epd medien), Hans-Ulrich Wagner (Hans-Bredow-Institut)