NRW@Berlinale: "Mission Ulja Funk"
Die filmstiftungsgeförderte Produktion "Mission Ulja Funk" von Barbara Kronenberg wird am Dienstag, 2. März, um 12.30 Uhr beim Online Industry-Event der 71. Internationalen Filmfestspielen Berlin (01.-05.03.) in der Reihe Generation Kplus gezeigt. Die aus Bochum stammende Regisseurin und Drehbuchautorin Barbara Kronenberg inszenierte die Geschichte der 12-jährigen Ulja. Die internationale Koproduktion entstand in Zusammenarbeit von In Good Company, Samsa Film (LU), ShipsBoy (PL) unter Senderbeteiligung des MDR. Farbfilm übernimmt den Verleih, der Weltvertrieb liegt bei Picture Tree International. Das Drehbuch wurde von der Filmstiftung bereits im Rahmen der Initiative „Der besondere Kinderfilm“ gefördert und in der Produktion anschließend mit knapp 540.000 Euro unterstützt. Für die Dreharbeiten, die auch in NRW stattfanden, standen u.a. Romy Lou Janinhoff, Jonas Oeßel, Hildegardt Schroedter und Luc Feit vor der Kamera.
Der Autor Uwe Mies hat für das Magazin "Film und Medien NRW" einen Artikel zu "Mission Ulja Funk" verfasst:
Generation Kplus
»Mission Ulja Funk«
Das Spielfilmdebüt der Bochumer Regisseurin und Drehbuchautorin Barbara Kronenberg feiert bei der Berlinale in der Sektion Generation Kplus seine Weltpremiere.
Ein Roadmovie in Deutschland sieht sich stets einem ernsthaften Problem ausgesetzt: Es gibt zu viele Verkehrsschilder. Wenn aber der Weg über die Grenze nach Osten führt und im PKW lediglich zwei Kinder von 13 Jahren sitzen, dann sind wir mittendrin in einem neuen, großen Abenteuer. In deutsch-polnisch-luxemburgischer Koproduktion legt Barbara Kronenberg mit »Mission Ulja Funk« ihren ersten programmfüllenden Spielfilm vor, der prompt in den Wettbewerb der Berlinale-Reihe Generation Kplus geladen wurde.
Eine kesse Heldin hat sich Regisseurin/Drehbuchautorin Barbara Kronenberg für die Titelrolle ausgedacht. Ulja (Romy Lou Janinhoff) ist ein Mädchen von zwölf Jahren. Sie ist das jüngste Kind einer russlanddeutschen Familie, die sich in der deutschen Kleinstadt Lemheim niedergelassen hat. Uljas große Liebe gilt der Wissenschaft, vor allem der Himmel hat es ihr angetan. Als sie einen Kleinst-Asteroiden entdeckt, der nach ihren Berechnungen schon bald kurz hinter Polen in Belarus niedergehen wird, ist Uljas Eifer geweckt. Damit aber zieht sie sich den Unmut von Oma Olga (Hildegard Schroedter) zu, die es gar nicht gern sieht, wenn die Enkelin ungeniert mit dem Fernrohr in des lieben Gottes himmlische Gefilde späht. Deshalb nimmt sie Uljas wissenschaftliche Ausrüstung unter Verschluss, aber die lässt sich nicht einfach so ins Bockshorn jagen. Um beim Einschlag ihres Asteroiden auch ganz sicher dabei zu sein, wendet Ulja sich an ihren Mitschüler Henk (Jonas Oeßel), weil der schon ein Auto fahren kann, und heuert ihn an für eine Überlandfahrt nach Belarus. Das Abenteuer bleibt nicht unbemerkt. Oma Olga, Pastor Brotz (Luc Feit), die ganze Familie und die halbe Gemeinde nehmen die Verfolgung auf.
Neue, eigenständige Filmheldin
»Na sicher ist das ein Abenteuerfilm für Kinder, aber einer, der auch für Erwachsene interessant ist«, sagt Filmautorin Barbara Kronenberg über ihr Langfilmdebüt und darf zu Recht stolz sein darauf, dass sie einen Kinderfilm auflegt, der nicht auf erprobter Vorlage für den Buch- und Hörspielmarkt basiert, sondern ganz und gar eigenständig geschrieben und gestaltet wurde.
Tatsächlich wurde der Stoff bereits 2018 von der Initiative »Der besondere Kinderfilm« unter die fünf meistversprechenden originären Projekte gewählt und mit 25.000 Euro gefördert. Eineinhalb Jahre später konnte der Dreh in internationaler Koproduktion beginnen. Beteiligt sind die in Leipzig und Berlin ansässige Produktionsfirma In Good Company (IGC), Samsa Film in Luxemburg und die in Warschau ansässige Produktionsfirma Shipsboy, der Mitteldeutsche Rundfunk ist als produzierender Sender beteiligt. Förderung kam von der Film- und Medienstiftung NRW, der Mitteldeutschen Medienförderung, der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und dem Deutschen Filmförderfonds.
»Angst vor einem Dreh mit Kindern hatte ich nicht«, sagt Barbara Kronenberg. Die Bochumerin entwickelte die Geschichte nach Erfahrungen und Beobachtungen aus dem eigenen Umfeld. »Eine Schwägerin ist Russlanddeutsche, und in deren Umfeld finden sich Anhänger der Freikirche. Die Idee zu einem Mädchen auf der Suche nach seinem Platz im Leben kam mir während meines Studiums für Medienproduktion in Lemgo. Da begegnete mir jeden Morgen ein Mädchen, das man extra brav gekleidet hatte, damit es nicht auffiel, aber genau dadurch erst recht ins Auge fiel.« Aus diesen Eindrücken formte sich eine neue, eigenständige Filmheldin, Ulja Funk. »Der Asteroid«, räumt Kronenberg ein, »kam erst später ins Spiel.«
Dreharbeiten auf der NRW-Filmautobahn
Produzentin Roshanak Behesht Nedjad von IGC sagt: »Ich wollte schon immer mal ein deutschsprachiges Family-Entertainment machen. Ich habe nur auf das entsprechende Projekt gewartet. Barbara und ich haben einen sehr ähnlichen Blick auf Geschichten und Figuren. Wir lachen über das Gleiche, ich mag ihren Kurzfilm ‚Die Ballade von Ella Plummhoff‘ sehr. Und ‚Mission Ulja Funk‘ ist einfach ein fantastisches Projekt.«
Die Dreharbeiten begannen 2019 in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Luxemburg und wurden 2020 in Polen und Nordrhein- Westfalen fortgeführt. Die Dreharbeiten in NRW fanden auf der FTL Filmautobahn in Aldenhoven statt, wo auch Action Concept seine Stuntsequenzen für »Alarm für Cobra 11« dreht. Und ganz frei von Unfällen bleibt die Fahrt von Ulja und Henk Richtung Osten tatsächlich nicht. »Autofahren macht ja auch deshalb Spaß, weil man dabei geblitzt werden kann«, sagt Barbara Kronenberg schmunzelnd. Wenn da kein Abenteuer-Feeling aufkommt.
Uwe Mies