Panel: Kino und Kultur (Internationaler Filmkongress)
"Kultur ist ein Grundnahrungsmittel"
Das Auftakt-Panel zum Internationalen Filmkongress der Filmstiftung NRW am 22. Mai war geprägt von der aktuellen filmpolitischen Diskussion. Immer wieder wurde das eigentliche Thema "Kino und Kultur" von Podium und Publikum in Zusammenhang mit den Sparmaßnahmen der Landesregierung gebracht.
Der Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, Michael Schmid-Ospach, ging in seiner Begrüßung konkret auf die Auswirkungen der gerade beschlossenen Kürzung der Landesgelder um rund 20 Prozent ein. "Mit den Spar- maßnahmen der Landes- regierung in diesem Jahr können und werden wir umgehen", kommentierte er. "Es treibt uns allerdings die Sorge um, dass dies der Anfang eines Abbaus sein könnte."
Oben links: Michael Schmid-Ospach bei der Begrüßung mit Hans Heinrich Grosse-Brockhoff
Den Filmstudenten, die beim 18. medienforum.nrw, in dessen Rahmen der Filmkongress stattfindet, gegen die Sparmaßnahmen der Landesregierung protestiert hatten, versicherte Schmid-Ospach, dass sie in diesem Jahr keinerlei Auswirkungen durch das reduzierte Filmstiftungs-Budget zu befürchten hätten. Zudem forderte er, dass der Grundsatzbeschluss der Landesregierung bei der Kultur nicht zu sparen, auch für die Filmstiftung gelten müsse.
Spontan verlas der Regisseur und Produzent Hans W. Geißendörfer auf dem Podium eine Resolution, in der er die Landesregierung zur Rück- nahme der Kürzung des Filmstiftungs-Etats aufforderte. Diese sei "falsch und schadet nicht nur den Filmemachern und den Film- und Medien- studierenden, sondern dem ganzen Land".
Rechts: Hans W. Geißendörfer verliest seine Resolution
Anschließend läutete der Kultur-Staatssekretär des Landes NRW, Hans Heinrich Grosse-Brockhoff, mit einer Keynote die Diskussion zum Thema "Kino und Kultur" ein. "Der Gegensatz zwischen Filmwirtschaft und Filmkultur hat mir nie eingeleuchtet", erklärte er.
"Man muss Filmen einen schützenden Raum bieten, der nicht ausschließlich auf wirtschaftlicher Logik basiert", forderte Joachim Kühn, Geschäftsführer des Kölner Filmhaus Kino. Helge Malchow, verlegerischer Geschäftsführer des Kiepenheuer und Witsch Verlags, berichtete von den Erfahrungen aus seinem Wirkungsbereich: "Unser ganzes Streben zielt darauf ab, Texte zu veröffentlichen, bei denen kulturelle Qualität mit wirtschaftlichem Erfolg einhergeht."
Links: Moderatorin Heike-Melba Fendel mit Helge Malchow (Kiepenheuer und Witsch Verlag), Schauspielerin Lavinia Wilson ("Allein") und Kinobetreiber Joachim Kühn
Immer wieder fokussierte sich das Geschehen jedoch auf die aktuellen politischen Vorgänge. "Kultur ist ein Grundnahrungsmittel", sprach Schauspielerin Renan Demirkan Grosse- Brockhoff direkt an. "Sie haben kein Recht mir etwas von meinem Essen wegzunehmen."
Rechts: Schauspielerin und Autorin Renan Demirkan an Grosse-Brockhoff: "Kultur ist ein Grundnahrungsmittel"
Der Kulturstaatssekretär räumte ein, dass es "ein Dilemma" sei, dass die Filmstiftung in der Landesregierung dem Medien- ressort und nicht dem Kultur- ressort zugeordnet sei. Kulturelle Filme und Nachwuchsförderung sollten unter den Mittelkürzungen nicht leiden, betonte Grosse-Brockhoff.
Nachdem Hans W. Geißendörfer seine Teilnahme an der Diskussion wegen Kreislaufproblemen hatte abbrechen müssen, bat Moderatorin Heike-Melba Fendel eine Vertreterin der protestierenden Studenten auf das Podium.
Carmen Losmann von der KHM brachte die Befürchtung der Hochschüler zum Ausdruck, dass auch die weiteren Ge- sellschafter der Filmstiftung ihre Zuwendungen reduzieren könnten.
Links: Studentin Carmen Losmann (KHM) zu den Befürchtungen der Hochschüler
Zudem übte sie Kritik an den Auswahlkriterien bei der Filmförderung. "Ich habe nicht den Eindruck, dass mutige und künstlerische Filme hier immer mit offenen Armen empfangen werden."
Auch Schauspielerin Lavinia Wilson berichtete über ihre Erfahrungen mit attraktiven Drehbüchern, die keine Förderung erhalten hätten. "Andererseits werden Projekte unterstützt, über die ich mich wirklich wundere", gab sie zu bedenken.
Dieser Kritik war Michael Schmid-Ospach bereits in seinem Auftakt-Statement entgegen getreten. "Filme wie die ,7 Zwerge' oder ,Der Schuh des Manitu' haben ihre Be- rechtigung".
Rechts: Im Publikum war auch Bernd Hebbering, der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Filmstiftung NRW
Die Kinos in Nordrhein-Westfalen hätten von diesen Erfolgen gelebt und die Filmleute in NRW auch, führte der Filmstiftungs-Geschäftsführer aus. Zudem sei das Fördergeld für diese Projekte in voller Höhe wieder eingespielt worden und habe für neue Projekte zur Verfügung gestanden.
Fotos: Heike Herbertz / Filmstiftung NRW