Symposium des Filmbüro NW am 10. Dezember: „Von Caligari bis ins finstere Tal"
In Deutschland blühte früh das Genrekino. Der phantastische Film wurde sogar maßgeblich in Berliner Stummfilmateliers geprägt, als Meisterwerke wie „Der Student von Prag“ (1913), „Das Cabinet des Dr. Caligari” (1920), oder der erste Vampirfilm „Nosferatu” (1922) entstanden. Noch in den 60er und 70er Jahren wurden im Schatten von Edgar Wallace & Co international verwertbare Exploitationfilme produziert. Heute scheint es nur noch ein kommerziell wirklich funktionierendes Genre zu geben, die Filmkomödie. Dagegen führen die phantastischen Genres wie Mystery, Thriller, Science Fiction, Fantasy, Horror oder Dark Drama im deutschen Film ein Nischendasein.
Dennoch gerät gerade etwas in Bewegung: Der Erfolg der deutsch-österreichischen Koproduktion „Das finstere Tal“ und des Thrillers „Who Am I“, die Teilnahme von „Stereo“ von Maximilian Erlenwein bei der Berlinale, Filme wie „Tape_13“ von Axel Stein und die Bewegung Neuer deutscher Genrefilm mit dem Festival „Genrenale“ lassen einen Aufbruch erkennen. Mit dem Berliner Nachtschwärmer-Thriller „Victoria“ wurde zuletzt ein Genre-Experiment zum vielfachen Lola-Gewinner. Wie lassen sich diese Impulse bündeln?
Diese Fragen möchte dieser Kongress beleuchten: Wie deutsch kann der Neue Deutsche Genrefilm sein? Können heutige deutschsprachige Filmschaffende an jene alten Traditionen der Weimarer Zeit anknüpfen oder gilt es vielmehr, sich den heutigen modernen Einflüssen anzupassen? Ist das Ausland, wo über die vergangenen Jahrzehnte eine universell-internationale Genrefilmtradition beständig weiterentwickelt und vorangebracht wurde, uneinholbar an uns vorbei gezogen? Was müssen wir ändern, um wieder packende Stories zu erzählen und herausfordernde kreative Filmprojekte auf internationalem Standard zu verwirklichen? Sind die Pioniere und Visionäre eher im Fernsehen (Lost, True Blood, The Walking Dead u.a.), im Netz oder auf Spielkonsolen zu finden? Wie können wir neue Wege gehen und Formen finden, einen neuen, eigenen – deutschen – Stil etablieren?
In dem eintägigen Symposium wird mit nationalen und internationalen Filmemachern, Produzenten, Verleihern und weiteren Fachleuten erörtert, in welchem Produktionsumfeld der Genrefilm sich behaupten muss, welche Vorurteile und Befindlichkeiten ihm entgegengebracht werden und welche konkreten Möglichkeiten bestehen, deutsche Genrefilme nicht nur national, sondern auch international wieder erfolgreich zu machen. Das Symposium stellt auch die entscheidenden Fragen zur inhaltlichen Qualität des deutschsprachigen Genrekinos und der damit einhergehenden Akzeptanz des Zuschauers, aber auch der Filmbranche.
Letztlich geht es jedoch um die Frage: Ist der deutsche Genrefilm möglicherweise sogar eine Perspektive für den gebeutelten, zuschauerarmen deutschen Kinofilm?