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Film und Medien Stiftung NRWNewsNewsVerleihung 11. Wim Wenders Stipendium:
Film- und Medienstiftung NRW vergibt 100.000 Euro für fünf außergewöhnliche Projekte

Verleihung 11. Wim Wenders Stipendium:
Film- und Medienstiftung NRW vergibt 100.000 Euro für fünf außergewöhnliche Projekte

Die Film- und Medienstiftung NRW hat gemeinsam mit der Wim Wenders Stiftung das 11. Wim Wenders Stipendium verliehen. Im Theatersaal des traditionsreichen Malkastens in Düsseldorf wurden sieben Stipendiat:innen für fünf Projekte ausgezeichnet. Den Filmemacher:innen wird mit dem renommierten Stipendium in Gesamthöhe von 100.000 Euro die unabhängige Entwicklung ihrer innovativen Projektideen ermöglicht.

Die Jury – bestehend aus dem Vorsitzenden Wim Wenders, Filmstiftungsgeschäftsführer Walid NakschbandiMirko Derpmann, Kreativdirektor Scholz & Friends Agenda, sowie Hella Wenders, Regisseurin und Co-Geschäftsführerin der Wim Wenders Stiftung, wählte die fünf Projektideen in einem zweistufigen Verfahren aus. Ausschlaggebend bei ihrer Entscheidung waren die stoffliche Originalität sowie das überzeugende visuelle Konzept.

Heute Nachmittag wurde im Düsseldorfer Malkasten das Wim Wenders Stipendium verliehen. Foto mit Stipendiat:innen (nicht vollzählig) und Jury: Vordere Reihe, v.l.n.r: Hildegard Alina Oehler und Valerie-Malin Schmid („Echoes of Movement“), Britta Wauer („Im Takt des Purzelbaums“) und Nicola Fegg („OH! YOU PRETTY THINGS“ / Hintere Reihe v.l.n.r.: Ivana LalovicCher Zimmerer (Film- und Medienstiftung NRW) und die Jury: Walid Nakschbandi (Geschäftsführer Film- und Medienstiftung NRW), Wim Wenders (Juryvorsitzender), Hella Wenders (Wim Wenders Stiftung), Mirko Derpmann (Kreativdirektor Scholz & Friends Agenda)
© Hojabr Riahi / Film- und Medienstiftung NRW

Juryvorsitzender Wim Wenders: „Die Jury des Wim Wenders Stipendiums der Film- und Medienstiftung NRW hat in diesem elften Jahr insgesamt 46 Einreichungen aus ganz Deutschland gesichtet, so viele wie noch nie. Wir zeichnen diesmal fünf innovative und besondere Projekte zu zeitgenössischen und existentiellen Themen aus. Die Stipendiat:innen 2024 blicken einerseits in die Zukunft und setzen sich mit den Möglichkeiten künstlicher Intelligenz auseinander, andererseits ist ein bestimmendes Thema dieses Jahrgangs die Suche nach den Wurzeln. Mit dem Stipendium soll den Filmemachenden die Zeit gegeben werden, ihre Inhalte weiter zu erforschen und die geeignete filmische Sprache dafür zu finden. Herzlichen Glückwunsch an die Stipendiat:innen 2024 und vielen Dank an alle Bewerber:innen für ihr Vertrauen.“

„Die diesjährigen Einreichungen haben uns mit außergewöhnlicher inhaltlicher Tiefe und beeindruckender formaler Qualität begeistert. Von der spannenden Erforschung von menschlichem Bewusstsein über intensive Auseinandersetzungen nach den Wurzeln der eigenen Identität bis hin zu philosophischen Reflexionen über den Tod – die Themenvielfalt war eindrucksvoll. Besonders die kreativen Ansätze in dokumentarischen Formaten stachen hervor und boten faszinierende wie reizvolle Perspektiven“, so Walid Nakschbandi, Jurymitglied und Geschäftsführer der Film- und Medienstiftung. „Wir gratulieren sehr herzlich den diesjährigen Stipendiatinnen und Stipendiaten und sind beglückt, diese schönen Projekte auf ihrem Weg zu begleiten.“

Zu den ausgewählten Projekten 2024:

Echoes of Movement“ von Hildegard Alina Oehler (NRW), Valerie-Malin Schmid (Bayern)

Experimenteller Dokumentarfilm über den schwarzen Balletttänzer James Saunders, 20.000 Euro

Hildegard Alina Oehler erhielt ihren Bachelor an der Köln International School of Design in Integrated Design. Valerie-Malin Schmid machte ihren Master an der KHM.

Der in Köln ansässige Tänzer James Saunders stürzte 1996 bei einer Performance im Museum Ludwig in den Tod. Saunders zentrale Themen waren Identität, Transformation und Geschlecht. Mit zeitgenössischen Tänzer:innen soll sein Werk neu interpretiert werden. Mit Hilfe surrealistischer 3D-Landschaften auf einem LED-Volume wird ein erzählerischer Raum für die Tanzenden gebildet.

Zwischen zwei Zeiten“ von Daniel Kötter (Berlin), Miedya Mahmod (NRW)

Experimenteller Dokumentarfilm, Roadmovie und politischer Landschaftsfilm, 20.000 Euro

Theater- und Dokumentarfilmregisseur Daniel Kötter wurde bereits vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem DEFA Preis der DOK Leipzig sowie einer Auszeichnung für den besten Dokumentarfilm vom Verband der Deutschen Filmkritik. Miedya Mahmod ist Spoken-Word-Künstler:in, Dichter:in und Schriftsteller:in. Beim Open Mike Wettbewerb gewann sie den Jurypreis für Lyrik. 2024 war sie für den Ingeborg Bachmann Preis nominiert.

Miedya Mahmods Vater Salah ist Überlebender des Giftgasanschlags 1988 im Iran-Irak-Krieg. Der Film untersucht, wie sich solche Gewalt in die Landschaft und die menschliche Psyche einschreibt. Dazu reisen Miedya und Salah Mahmod seine damalige Fluchtroute in entgegengesetzter Richtung entlang, von Deutschland in die Autonome Republik Kurdistan im Irak. Vor allem die deutsche Verantwortung an dem Anschlag soll untersucht werden.

OH! YOU PRETTY THINGS“ von Nicola Fegg (Berlin)

Experimenteller Dokumentarfilm um das KI-genierte Supermodel Shudu, 20.000 Euro

Nicola Fegg absolvierte nach einem Studium in Modedesign ebenfalls ein Regiestudium an der DFFB. Für ihren Tourneefilm der Band Travis erhielt sie den Audience Award beim Edingburg International Film Festival.

Fegg möchte mit ihrem Film die Grenzen der Hybridform ausloten und so einen Science-Fiction-Hybrid-Dokumentarfilm schaffen. Im Mittelpunkt steht das KI generierte Supermodel Shudu und ihr Schöpfer Cameron-James Wilson sowie die drei Frauen, die ihren Körper und Stimme als Blaupause für Shudu geben. Das Model-Business wird kritisch betrachtet. Das hybride Doku-Konzept hat einerseits einen begleitenden, analytischen Ansatz und zeigt ebenso die Entstehungsgeschichte und Rezeption von Shudu. Gleichzeitig sollen die Missstände im Mode-Business und die neuen Möglichkeiten, die Shudu bietet, dargestellt werden. Andererseits soll eine fiktive Ebene entwickelt werden, die eine neue Realität erschafft, in der Shudu eine eigenständige Figur ist und Emotionen fühlt.

Im Takt des Purzelbaums“ von Britta Wauer (Berlin)

Portraitfilm über Anni Sauer mit KI-generierter Visualität, 20.000 Euro

Britta Heike Wauer absolvierte nach ihrer Ausbildung an der Berliner Journalistenschule ein Regiestudium an der DFFB. Ihre Arbeiten wurden bereits mit dem Fernsehpreis, dem Grimme-Preis sowie mit dem Panorama Publikumspreis ausgezeichnet.

Der Dokumentarfilm über Anni Sauer wird mit einer speziellen visuellen Ebene arbeiten, die Archivmaterial durch KI neu zum Leben erweckt. Sauer gründete und leitete in der damaligen DDR ein Ensemble von Kindern, das Weltoffenheit und Freigeist vermittelte. Selbst war Sauer als Jüdin auf der Flucht vor den Nazis verhaftet worden und verbrachte 20 Jahre in einem sowjetischen Straflager. Nach ihrer Freilassung durfte sie in der DDR nicht darüber sprechen. Wauer, selber Ensemble-Kind, stützt sich auf Erinnerungen von weiteren Ensemble-Kindern, Freunden, Bekannten, Familien sowie Archivdokumenten.

Monolog“ (AT) von Michael Fetter Nathansky (NRW)

Dystopisches Familiendrama mit ‚Elevated Horror‘ Elementen, 20.000 Euro

Michael Fetter Nathansky studierte an der Uni Babelsberg. Er gewann bereits den First Step Award. Sein zweiter, von der Filmstiftung geförderter Langfilm „Alle die du bist“ feierte Premiere im Panorama der Berlinale.

Als Europa von einem Sprachvirus befallen wird, führen alle Menschen nur noch ununterbrochen Selbstgespräche. Sie sind zu keinerlei Kommunikation mehr im Stande. Eine Familie, die vom Virus befallen ist, muss neue Sprachformen erfinden, um die größte menschliche Fähigkeit zu retten: den Dialog.


11. Vergabe Wim Wenders Stipendium

2014 lobten die Film- und Medienstiftung NRW und die Wim Wenders Stiftung erstmals das Wim Wenders Stipendium aus. Seither wurden 51 Stipendien mit einer Gesamtfördersumme von über einer Million Euro verliehen. Insgesamt elf Projekte wurden schon realisiert und ausgewertet, vier weitere stehen kurz vor der Finalisierung und Veröffentlichung. So feierte gerade „Stille Beobachter“ von Eliza Petkova und Constanze Schmitt Premiere beim IDFA in Amsterdam. Die immersive Film-Projektion „Heim“ (vormaliger Titel „Aus-Länder“) von Loreto Quijada wurde beim Straßenkino Festival in Witten gezeigt. Das deutsch-italienische Filmemacher:innen Duo TÒ SU, alias Martina Mahlknecht und Martin Prinoth, wurden mit ihrer VR-Experience „Below Deck“ bereits 2023 beim Venice Gap Financing Market vorgestellt. Im Sommer erhielten sie mit ihrem Projekt eine Einladung ins Biennale College Cinema VR der Filmfestspiele in Venedig.

Über die Vergabe entscheidet die Jury im Rahmen eines zweistufigen Auswahlverfahrens. Nach einer Vorauswahl werden die Kandidat:innen eingeladen, ihre Projekte der Jury persönlich zu präsentieren. Neben inhaltlichen Kriterien geht es vor allem auch um die überzeugende formale und visuelle Gestaltung der Projektideen. Zur finalen Runde waren in diesem Jahr zwölf Stipendiat:innen mit acht Projekten eingeladen.

 

FÜR WEITERE INFORMATONEN
Film- und Medienstiftung NRW
Erna Kiefer/Tanja Güß
Mobil: 0172 9427029

Wim Wenders Stiftung: