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Film und Medien Stiftung NRWNewsPressemitteilungenVon großen und kleinen Missverständnissen – in und um den Kurzfilm

Von großen und kleinen Missverständnissen – in und um den Kurzfilm

Internationaler Filmkongress

Kinobetreiber sollten mehr Engagement bei der Programmierung von Kurzfilmen zeigen, um dem Genre zu mehr Akzeptanz zu verhelfen. Dies war eine der zentralen Forderungen, die Teilnehmer des abschließenden Panels beim Internationalen Filmkongress der Filmstiftung NRW im Rahmen des 18. medienforum.nrw formulierten.

"Die Kinos haben oft Angst, dass sie mit Kurzfilmen zu wenig Publikum erreichen", berichtete Stephan Winkler, Inhaber des Verleihs Wfilm, der unter anderem die Kurzfilm-Kompilationen "Night Of The Shorts" im Programm hat. "Das Image des Genres ist ver- besserungswürdig", erklärte er.

Rechts: Stephan Winkler

Sowohl die Kinobetreiber als auch Pressevertreter stünden dem Kurzfilm oftmals ablehnend gegenüber.

Der Regisseur und Dramaturg Oliver Rauch erinnerte daran, dass "es in Deutschland auch einmal eine gesetzliche Grundlage gab, die Kinos zum Zeigen von Kurzfilmen im Vorprogramm verpflichtet hat." Hieran müsse man anknüpfen.

Links: Moderatorin Marita Lenze und Regisseur Oliver Rauch

Regisseur Steve Hudson, der mit seinem Kurzfilm "Goodbye" 2004 den Prix UIP bei den Filmfestspielen in Venedig gewonnen hatte, kritisierte vor allem, dass das Genre in Deutschland den Filmhochschülern mehr oder weniger aufgedrängt werde. "Die Politik hat viel Geld in die Filmhochschulen gesteckt", sagte er. Damit würden nun Studenten-Kurzfilme und -Festivals gefördert, bei denen andere Filmemacher außen vor blieben. "Grundsätzlich sind die Filmhochschulen sinnvolle Einrichtungen", räumte Hudson ein. "In dem genannten Bereich gibt es aber kein ebenes Spielfeld."

Für ihn selbst sei der Kurzfilm als Genre nicht mehr attraktiv, da die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht stimmten, führte der Regisseur aus, der gerade mit der deutsch-irischen Produktion "True North" seinen ersten Langfilm abgedreht hat. "Ich hätte durchaus noch Ideen für Comedy-Kurzfilme, kann mir die Produktion aber nicht leisten", erklärte Hudson. "Kurzfilm ist vor allem etwas für junge Filmemacher, die keine Familie haben."

Rechts: Steve Hudson, der mit "Goodbye" in Venedig 2004 gewann

Auch Andrea Ernst vom WDR, die zum Team gehört, das für das Kurzfilmprogramm beim deutsch-französischen Kulturkanal Arte verantwortlich ist, plädierte für eine bessere Unterstützung von Kurzfilmern und jungen Filmern im Allgemeinen.

"In Frankreich fließt ein Anteil von jeder verkauften Kinokarte in die Förderung des französischen Films", zog sie den internationalen Vergleich. Damit würde ein "klarer politischer Wille" demonstriert. Hierzulande betrachte man den Film allgemein mehr als Ware denn als Kulturgut. Arte France leiste auch einen deutlich höheren finanziellen Beitrag zum Kurzfilmprogramm als die deutschen Arte-Partner ARD und ZDF.

Links: Andrea Ernst (WDR)

Jenseits von Arte, das sein Programm täglich mit einem Kurzfilm startet und das wöchentliche Genre-Magazin "Kurzschluss" ausstrahlt, haben die Kurzfilmer im deutschen Fernsehen wenig Chancen. "Das formatierte Fernsehen ist das Problem des Kurzfilms", sagte Ernst. Das Genre bleibe oft außen vor, weil es auf keine bestimmte Länge der Produktionen festgelegt sei. Moderatorin Marita Lenze gab zu bedenken, dass die Verdichtung der Handlung in Kurzfilmen eine erhöhte Konzentration erfordere, die der Zuschauer eher im Erlebnisraum Kino leisten könne.

Prof. Angela Keppler, Professorin für Medien- und Kommunikationswissen- schaften an der Universität Mannheim, wollte dies jedoch nicht als Argument gegen den Kurzfilm als Unterhaltungs- erlebnis werten. "Man kann einen Film konzentriert anschauen, ihn aber trotzdem ohne Anstrengung genießen", sagte sie.

Rechts: Prof. Angela Keppler

Fotos: Heike Herbertz / Filmstiftung NRW