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Film und Medien Stiftung NRWNewsPressemitteilungenVorhang auf … für ein spannendes Filmjahr 2008

Vorhang auf … für ein spannendes Filmjahr 2008

Hochkarätige Dreharbeiten 2007 in NRW / Filme wie "Buddenbrooks", "Clara" oder "Anonyma" 2008 im Kino / German Films Previews in Köln / Drehbuchpreis in Cannes für Fatih Akin – "Auf der anderen Seite" für Deutschland im Oscar-Rennen / Kooperation der Film

Selten sind in Nordrhein-Westfalen in einem Jahr so viele herausragende Filmprodukti­onen entstanden wie 2007: Heinrich Breloer drehte in den Kölner MMC-Studios mit aufwändigen Bauten "Buddenbrooks – Ein Geschäft von einiger Größe", Wim Wenders realisierte in seiner Heimatstadt Düsseldorf "The Palermo Shooting", Max Färberböck setzte "Anonyma" in Szene, Helma Sanders-Brahms verfilmte das Leben von Clara Schumann und Oskar Roehler "Lulu und Jimi". Dies ist nur ein klei­ner Ausschnitt der vielversprechenden Produktionen, die in diesem Jahr an 762 Drehtagen in NRW realisiert wurden und im nächsten Jahr im Kino zu sehen sind.

"Und 2008 wird wahrscheinlich noch besser", betonte Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach anlässlich der Jahres-Pressekonferenz heute in Düsseldorf. Dann stehen bereits im Frühjahr in NRW Aufnahmen zu Stephen Daldrys Bestseller-Verfilmung "Der Vorleser" mit Nicole Kidman und zu Theo Angelopoulos' neuem Film "Dust of Time" mit Michel Piccoli, Willem Dafoe und Bruno Ganz auf dem Drehplan.

2007: 131 Filme mit 33,7 Millionen Euro gefördert

Mit ihrer Produktionsförderung hat die Filmstiftung NRW dazu beigetragen, manche dieser Produktionen überhaupt erst möglich zu machen. 2007 unterstützte sie dabei 131 Kino- und Fernsehproduktionen mit rund 33,7 Millionen Euro.

Der NRW-Effekt (Produktion 1), der von den Produzenten verlangt, für jeden Euro För­derung mindestens 1,50 Euro in Nordrhein-Westfalen auszugeben, lag 2007 bei 180 % (55,5 Millionen Euro). Durch den geforderten Effekt gelingt es der Filmstiftung NRW über ihr eigenes Budget hinaus, weiteres Geld in die NRW-Filmwirtschaft zu leiten. Geld, das vor allem den Filmschaffenden vor Ort zu Gute kommt, die NRW mit ihrem Know-how und ihrer Kreativität zu einem attraktiven Filmland gemacht haben.

Neben Erbringung des NRW-Effekts, der das Wirtschaftspotenzial des Produktions­standorts NRW steigert, profitierte die Filmstiftung von der vollständigen oder teil­wei­sen Rückzahlung der Produktionsförderungen. 2007 flossen so rund 1,66 Millionen Euro an die Düsseldorfer Filmförderung zurück. Die Gelder stammen aus erfolgreichen Projekten, wie etwa "Speer und Er", "Die große Stille", "Sommer vorm Balkon" oder "Der kleine Eisbär". Das zurückgezahlte Geld steht den Produzenten als Refe­renzmittel für neue Projekte wieder zur Verfügung.

Nachwuchsförderung: ifs, Gründerzentrum, Nachwuchsprogramm für Abschluss- und Debütfilme und eine Kooperation der Filmschulen in Köln, Warschau und Jerusalem

Um ein erfolgreicher Film- und Fernsehstandort zu bleiben, muss die Branche in NRW offen bleiben für junge Talente. Für die Filmstiftung NRW ist die Förderung des Nach­wuchses seit ihrer Gründung 1991 ein Schwerpunkt ihrer Arbeit. In Köln bilden vor allem die Kunsthochschule für Medien und die ifs internationale filmschule köln den Filmnachwuchs aus. Die ifs, deren Gründungsgesellschafterin die Filmstiftung NRW ist, entließ in diesem Herbst nach dreijähriger Ausbildung ihren zweiten Bachelor-Jahr­gang von Regisseuren, Produzenten, Autoren und Sounddesignern. Für die gute Ausbil­dung der Absolventen steht beispielhaft Autor Max Eipp, der das Autorenprogramm der ifs durchlief und das Drehbuch zur WDR-Produktion "Wut" schrieb, die in diesem Jahr sowohl den Grimme-Preis als auch eine Goldene Kamera gewann. Neben ihrer Bachelor-Ausbildung bietet die ifs (Leitung: Simone Stewens, Martin Schneider) auch Weiterbildungen u. a. für Szenenbild, Filmmontage und ganz neu seit diesem Herbst für Mobile Animation Content an.

Für die Zeit z.B. nach dem Studium hat das Kölner AV-Gründerzentrum ausgewählten Absolventen den Start in die Branche erleichtert. Das Zentrum, das von der Filmstiftung mit ins Leben gerufen wurde, hilft jedes Jahr zehn jungen Firmengründern mit einem Stipendium sowie Coaching und Beratung beim Aufbau ihrer Unternehmen. Derzeit läuft das Auswahlverfahren für den 3. Jahrgang des Gründerzentrums, das seit Herbst von Horst Schröder geleitet wird. Das Firmenspektrum reicht von klassischen Produkti­onsfirmen über Casting, Drehbuchberatung bis hin zur Realisierung von 3D Animatio­nen. Für 2008 plant das Gründerzentrum Unternehmenspatenschaften mit Firmen aus der Branche.

Eine besonders schnelle und unkomplizierte Förderung für Abschluss- und Erstlingsfilme bietet die Filmstiftung NRW seit Herbst 2006 an. Für das Nachwuchsprogramm, das auf Anregung von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers entstand, stehen jährlich 1,5 Milli­onen Euro bereit – zusätzlich zu der Abschlussfilm-Förderung, die wie bisher auch über die so genannte Produktion 2 möglich ist, und der Debütfilm-Förderung durch die Pro­duktion 1. In 2007 wurden über das Nachwuchsprogramm insgesamt 17 Abschluss- und Debütfilme von Studenten aus NRW unterstützt.

Mit 90.000 Euro aus diesem Programm förderte die Filmstiftung NRW drei Filme, die in einer Kooperation der Filmschulen in Warschau, Jerusalem und der ifs entstehen. In dieser einzigartigen Zusammenarbeit, die unter dem Titel "A Triangle Dialogue" auf dem Filmkongress der Filmstiftung NRW im Sommer bekannt gegeben wurde, arbeiten deutsche, polnische und israelische Filmschüler gemeinsam an Filmen, die als Kompila­tion veröffentlicht werden sollen. Der erste Workshop hierzu findet in dieser Woche in Jerusalem statt.

762 Drehtage in NRW: Breloer, Wenders, Sanders-Brahms, Roehler und viele andere

Die Dreharbeiten, die 2007 in NRW stattfanden, versprechen ein aufregendes Film- und Fernsehjahr 2008. Insgesamt brachten es die geförderten Produktionen auf 762 Dreh­tage, die an Rhein und Ruhr realisiert wurden (2006: 678).

Das spektakulärste Set wurde in den MMC Studios für Heinrich Breloers Verfilmung von Thomas Manns Roman "Die Buddenbrooks" gebaut. In den Studios entstand ein dreigeschossiger Nachbau des Patrizierhauses der lübeckschen Kaufmannsfamilie, der sogar dem Hollywood-erfahrenen Armin Mueller-Stahl Bewunderung abnötigte. Mueller-Stahl spielt neben Iris Berben, Jessica Schwarz, August Diehl u. a. eine Hauptrolle in der ARD-Produktion, die sowohl fürs Kino als auch als Zweiteiler fürs Fernsehen produziert wird.

Bereits Anfang des Jahres entstand in den Studios in Bottrop-Kirchhellen die aufwän­dige Verfilmung von Otfried Preußlers "Krabat". Regie führt Marco Kreuzpaintner, die Hauptrollen spielen David Kross, Christian Redl, Robert Stadlober und Daniel Brühl. "Krabat" war der Startschuss für das Produktionsjahr 2007 in NRW. Helma Sanders-Brahms setzte an Originalschauplätzen in Düsseldorf und Umgebung ihre Filmbiografie über Clara Schumann, gespielt von Martina Gedeck, in Szene. Ebenfalls in Düsseldorf – und damit erstmals in seiner Geburtsstadt – drehte Wim Wenders "The Palermo Shooting" mit Sänger Campino ("Die Toten Hosen") in der Hauptrolle. In Dinslaken entstand der Kinofilm "Lauf um Dein Leben – vom Junkie zum Ironman" von Regisseur Adnan G. Köse, in dem sich Max Riemelt vom Junkie zum Triathleten entwickelt, und auf einer Eisenbahnstrecke in der Umgebung von Köln drehte Amos Gitai Teile seiner internationalen Koproduktion "Disengagement" mit Juliette Binoche in der Hauptrolle.

Auffallend viele der in NRW gedrehten Filme beschäftigten sich – wie auch "Budden­brooks – Ein Geschäft von einiger Größe", "Clara" und "Krabat" – mit historischen Themen, die besonders hohe Anforderungen an die Ausstattung und die Kostüme stellen. In der Schlussphase des 2. Weltkriegs spielen Max Färberböcks "Anonyma", Joseph Vilsmaiers "Hafen der Hoffnung – Die letzte Fahrt der Wilhelm Gustloff" und Ulla Wagners "Die Entdeckung der Currywurst". Im Münsterland setzte Dominik Graf seinen neuen Film "Das Gelübde" in Szene. Sein Film erzählt die Geschichte der Dülmener Nonne Anna Katharina Emmerich im Jahr 1818. In den 50er Jahren schließlich hat Oskar Roehler seinen neuen Film "Lulu und Jimi" angesiedelt. Gedreht wurde in Köln, Gummersbach, Düren und Schleiden.

Aber auch außerhalb von NRW entstehen viel versprechende Produktionen mit Hilfe der Filmstiftung NRW. Sandra Nettelbeck dreht noch bis Mitte Dezember für Egoli Tossell, Köln, in Vancouver ihren neuen Film "Helen" mit Ashley Judd und Goran Visnjic.

Relaunch www.locationnrw.de über 7.000 Motive aus NRW

Um in NRW geeignete Drehorte zu finden, reicht oftmals schon ein Klick im Netz: Im Internet wirbt die Filmstiftung NRW für das Filmland mit ihrer Motivdatenbank www.locationnrw.de, die in diesem Jahr komplett überarbeitet wurde. Die Website bietet nun noch mehr Infos, ein neues Layout und – in Zusammenarbeit mit dem Kölner Emons Verlag – eine Branchenübersicht, in der sich über 2.850 Filmfachfirmen und Spezialisten aus NRW – von Set-Absperrung bis Stunts – präsentieren. Außerdem stellen sich auf der Seite Location-Scouts aus NRW sowie das Netzwerk Filmstädte vor, das 2007 mit Arnsberg auf 31 Teilnehmer angewachsen ist.

Schwerpunkt der Seite sind und bleiben die Motivfotos. Insgesamt 7.280 Locations zeigen, wo und was man in NRW drehen kann und bieten vielfältige Informationen zu den Städten und den Locationscouts. Jedes Motiv wird dabei mit bis zu zehn Bildern vorgestellt.

Box Office & Besucherzahlen: Die Hühner machten Kasse

"Die wilden Hühner und die Liebe" waren 2007 für die Filmstiftung NRW mit rund einer Million Besucher die erfolgreichste Produktion an der Kinokasse. Insgesamt sahen in diesem Jahr rund 4,3 Millionen Menschen einen NRW-geförderten Film in einem deutschen Kino. Die besucherstärksten Produktionen waren an zweiter Stelle "Der Vollidiot" (806.000 Zuschauer), "Mein Führer – die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler" (793.000 Zuschauer) und Fatih Akins "Auf der anderen Seite" (427.000 Zuschauer).

Hinzu kamen zahlreiche Filme, die die Zuschauer auf der Leinwand berührten, auch wenn sie nicht die ganz großen Einspielergebnisse vorweisen können. Dazu gehörten u. a. Jan Bonnys "Gegenüber" und Angelina Maccarones "Vivere". Von den "Wilden Hühnern" wird man in NRW noch einiges hören.

Das TV-Jahr: Contergan und die Folgen

Das Fernsehjahr 2007 stand für die Filmstiftung NRW ganz im Zeichen der juristischen Auseinandersetzungen um die Ausstrahlung des WDR-Zweiteilers "Contergan" von Regisseur Adolf Winkelmann. Am 7. und 8. November war es dann endlich soweit und die beiden Teile des Filmdramas liefen mit beachtlichen Zuschauerzahlen (1. Teil: 7,27 Millionen Zuschauer; 2. Teil: 6,85 Millionen). Auf der Premiere im Kölner Cinenova urteilte Michael Schmid-Ospach über die juristischen Bemühungen der Aachener Pharmafirma Grünenthal, die Ausstrahlung zu verhindern: "Die versuchte Einmischung in die Freiheit der Kunst war ein Lehrstück über den Machtfaktor Chemie in unserer Gesellschaft."

Weitere geförderte TV-Highlights 2007 waren u. a. der ARD-Mehrteiler "Die Geschich­te der Juden", der im Februar im Jüdischen Museum in Berlin Premiere feierte, die Zweiteiler "An die Grenze" (ZDF)und "Tarragona" (RTL) sowie die WDR-Produktion "Die Mauer – Berlin ’61", die sogar für einen internationalen Emmy nominiert war.

Festivalerfolge 2007: Berlin, Cannes, Venedig und anderswo

Das Festivaljahr 2007 begann für die Filmstiftung NRW im Februar mit einem Erfolg beim Filmfestival in Rotterdam. Regisseurin Pia Marais erhielt dort für ihren Film "Die Unerzogenen" den Tiger Award, den Hauptpreis des Festivals.

Nur wenige Tage später gab es auch auf der Berlinale Auszeichnungen für geförderte Filme: Dror Shauls israelisches Jugenddrama "Sweet Mud" gewann im Wettbewerb Generation 14plus den Gläsernen Bären. Bereits in Sundance hatte "Sweet Mud" den World Cinema Jury Prize gewonnen. Ein weiterer Gläserner Bär ging in Berlin im Kurz­filmwettbewerb Kplus an "Menged" von Daniel Taye Workou. Die deutsch-türkische Koproduktion "Takva" von Özer Kiziltan, die für die Türkei auch ins Rennen um die Auslands-Oscars geht, erhielt den Preis des internationalen Verbandes der Filmkritik.

Bei der Verleihung der Grimme Preise konnten zwei geförderte Produktionen punk­ten. Isabel Kleefelds WDR-Produktion "Arnies Welt" und Tamara Trampes Doku­mentation "Weiße Raben", die mit Hilfe eines Gerd-Ruge-Stipendiums entstand, wurden mit einem der begehrten Fernsehpreise ausgezeichnet. Einen Deutschen Kamerapreis erhielten 2007 Theo Bierkens für seine Arbeit an der Verfilmung des Romans "Der Liebeswunsch" und Tomas Erhart für die Bilder zu dem Zweiteiler "Die Mauer – Berlin ´61".

Beim deutschen Filmpreis konnte sich Tom Tykwer mit seinem Team über insgesamt sechs Lolas für "Das Parfum" freuen, das 2006 mehr als 5,5 Millionen Besucher in die Kinos zog.

Auf dem Filmfestival in Cannes überzeugte Fatih Akin die Jury und das Publikum mit seinem neuen Film "Auf der anderen Seite". Für den Film, der lange auch als Favorit für die Goldene Palme gehandelt wurde, erhielt er an der Croisette den Drehbuchpreis. Eine lobende Erwähnung ging an Jan Bonnys in Essen gedrehtes Drama "Gegen­über", das in Cannes in der Reihe Quinzaine des Réalisateurs zu sehen war.

Zum Abschluss des internationalen Festivaljahres schließlich konnten sich Ken Loach und sein Drehbuchautor Paul Laverty in Venedig gleich drei Mal freuen: Für ihren neuen Film "It´s a Free World" erhielten sie die Auszeichnung für das beste Drehbuch, den Human Rights Film Award und eine besondere Erwähnung bei den Signis Awards.

Bei der Verleihung der Europäischen Filmpreise, die am 1. Dezember in Berlin verge­ben wurden, erhielt Fatih Akin für sein Drama "Auf der anderen Seite" den Euro­päischen Filmpreis für das beste Drehbuch. Zwei weitere Auszeichnungen gin­gen an "Das Parfum" von Tom Tykwer: Ausgezeichnet wurden Frank Griebe (für die beste Kamera) und Uli Hanisch (bester künstlerischer Beitrag/bestes Produktionsdesign).

Deutscher Filmförderfonds

Die Einführung des Deutschen Filmförderfonds hat der deutschen Filmbranche 2007 entscheidende Impulse gegeben. Drei Jahre lang stehen jährlich 60 Millionen Euro zur Verfügung. Auch in Nordrhein-Westfalen sind in diesem Jahr mit Geld aus dem Fonds und mit Förderung der Filmstiftung NRW große Filmproduktionen realisiert worden.

28 geförderte Projekte der Filmstiftung NRW erhielten 2007 auch eine Unterstützung durch den Deutschen Filmförderfonds, der bis heute insgesamt 98 Filme unterstützt hat.

Im zweiten Jahr der DFFF-Förderung, in 2008, rechnet die Filmstiftung auch damit, dass eine erste Unwucht sich geklärt haben wird.

NRW und die Welt: Internationale Kontakte

Auch außerhalb der großen und kleinen Festivals ist die Filmstiftung NRW mit ihren Filmen im Ausland präsent. Im Januar 2008 feiert in den USA "Vivere" Premiere. In dem Film von Angelina Maccarone spielt Hannelore Elsner eine Hauptrolle – das Drama eröffnete auch den Int. Filmkongress im Juni in Köln. Bereits in diesem Jahr konnte Philip Grönings Dokumentarfilm "Die große Stille" in den USA überzeugen und in den US-Kinos fast 800.000 Dollar einspielen.

In den französischen Filmtheatern ist Fatih Akins in Cannes ausgezeichneter Film "Auf der anderen Seite" seit Mitte November zu sehen und schaffte es dort gleich unter die Top Ten. "Der Mann von der Botschaft" von Dito Tsintsadze feierte eine gelungene Premiere in Tiflis. Für Hauptdarsteller Burghart Klaußner, der für seine Rolle 2006 in Locarno den Goldenen Leoparden gewann, war die Reise nach Tiflis eine bewegende Rückkehr an die Orte der Dreharbeiten. "Der Mann von der Botschaft" ent­stand als internationale Koproduktion zwischen Deutschland und Georgien.

Auch 2007 wurden wieder viele neue internationale Koproduktionen von der Filmstif­tung NRW gefördert, wie etwa Amos Gitais Drama "Disengagement" mit Juliette Binoche in der Hauptrolle oder "Dust of Time", der neue Film von Theo Angelopou­los, der Anfang 2008 u. a. mit Willem Dafoe und Michel Piccoli in NRW gedreht wird.

German Films Previews erstmals in Köln

Im Juli hatte German Films 60 internationale Filmeinkäufer aus 18 Ländern nach Köln eingeladen, um ihnen bei den German Films Previews drei Tage lang im Cinedom die neuesten deutschen Produktionen vorzustellen. Durch den Erfolg deutscher Filme auf internationalen Festivals und im eigenen Land war das Interesse aus dem Ausland in diesem Jahr besonders hoch. Gezeigt wurden u. a. "Vivere" und "Hope", der erste Spielfilm von Stanislaw Mucha, der ab Mitte Januar auch in den deutschen Kinos zu sehen ist. Es war das erste Mal, dass die Veranstaltung seit ihrem Start in 2001 nicht in München stattfand. Mit dem Ergebnis waren die Teilnehmer und die Organisatoren mehr als zufrieden. Die nächsten Previews sind – dies hat German Films vorige Woche beschlossen – im Sommer 2008 wieder in Köln geplant.

Filme für Kinder und Jugendliche: Mit Kindern ins Kino

Gerade bei Kindern und Jugendlichen steht das Kino zunehmend in Konkurrenz zu vie­len anderen Medien. Darum ist es wichtig, ihnen attraktive Kinoangebote zu machen. 2007 ist das mit "Die wilden Hühner und die Liebe" und "Rennschwein Rudi Rüssel 2" gelungen. Auf dem Kinderfilmfest der Berlinale konnten mit "Sweet Mud" und dem Kurzfilm "Menged" gleich zwei geförderte Kinderfilme einen Gläsernen Bären gewinnen.

Für Nachschub wurde in diesem Jahr auch gesorgt: In Rumänien und in Studios in Bott­rop verfilmte Regisseur Marco Kreuzpaintner Otfried Preußlers Roman "Krabat", in Wuppertal und Köln entstand eine Adaption der beliebten Mädchenbuch-Reihe "Freche Mädchen, freche Bücher" unter dem Titel "Freche Mädchen", und für Anfang 2008 sind in den Kölner MMC-Studios die Dreharbeiten zu einer Adaption des Kinderbuches "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" geplant. Dazu kommen zahlreiche Animations­filme für die Kleinen, wie etwa "Kleiner Dodo", der gleich zu Neujahr in den Kinos startet. Und der erfolgreiche Kinofilm "Lauras Stern" (1,3 Mio. Besucher) wird erstmals an Heiligabend im Fernsehen (ZDF) als Free TV-Premiere zu sehen sein.

Wie man Film auch in der Schule sinnvoll einsetzen kann, war im August Thema einer Fachtagung, die von der Filmstiftung NRW und der Staatskanzlei NRW in Köln veran­staltet wurde. Filmemacher und Pädagogen diskutierten dort einen Tag lang über Film­vermittlung an den Schulen.

Dokumentarfilme: Ein Wintermärchen

Auf den Spuren von Sönke Wortmanns "Sommermärchen" schaffte es auch die Dokumentation "Projekt Gold" über den WM Sieg der deutschen Handballer, 126.000 Besucher in die Kinos zu locken. Aber auch Filme wie die internationale Privatisierungs-Doku "Der große Ausverkauf" oder die Dichter-Porträts über Günter Grass und Hilde Domin ermöglichten 2007 dokumentarische Perspektiven, die dem Publikum sonst verschlossen bleiben.

Ein wichtiges Instrument zur Förderung des Dokumentarfilms ist das mit 100.000 Euro dotierte Gerd Ruge-Projektstipendium, das die Filmstiftung NRW seit 2002 jährlich an Nachwuchs-Dokumentarfilmer vergibt. Mit Erfolg: Ruge-Stipendiatin Tamara Trampe gewann in diesem Jahr mit ihrem Film "Weiße Raben" einen Grimme-Preis. Die Stipendiaten 2007 waren Carolin Schmitz ("Schönheit"), Jürgen Becker und Jörg Haaßengier ("Die Ordnung der Dinge") sowie Jutta von StieglitzYousufy ("Die Sehnsucht ist ein brennendes Hemd").

Gemeinsam mit dem WDR hat die Filmstiftung NRW die Doku-Reihe "World Wide" ins Leben gerufen. Nach "Windstärke 8" und "Abenteuer Glück" förderte sie 2007 das dritte Projekt der Reihe: "Fräulein Stinnes fährt um die Welt". In dem Dokumentar­spielfilm folgt die junge Kölner Regisseurin Erica von Moeller den Spuren von Cläre­nore Stinnes, der ersten Frau, die 1927 mit ihrem Auto die Welt umrundete.

Kinoförderung: Der Kampf um die Kinos

Innenstadtlagen versprechen lukrative Renditen. Je höher die Gewinnerwartung, desto intensiver ist die Auseinandersetzung um die Immobilie. Darunter leiden auch die Film­theater in zentraler Lage, wie das Beispiel des Bonner Metropol Kinos zeigt. Die Film­stiftung NRW hat sich früh dafür eingesetzt, eines der ältesten und schönsten Kinos in NRW als Filmtheater zu erhalten. Sie hat dafür sogar eine Machbarkeits-Studie in Auf­trag gegeben, die bestätigt, dass das Haus rentabel als Kino weiter geführt werden kann. Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Kinos steht noch aus, sicher aber ist, dass die denkmalgeschützte Substanz nicht ohne weiteres in ein Kaufhaus um­gewandelt werden darf. Dass sich der Einsatz der Bürger für ihre Kinos lohnt, sah man Anfang des Jahres in Essen, wo die Schließung des Filmstudios dank der Kam­pagne "Rettet das Filmstudio" abgewendet wurde.

Neben dem Einsatz für den Erhalt der Kinos hilft die Filmstiftung NRW den Betreibern auch bei den notwendigen Modernisierungsmaßnahmen. Wegen der Unsicherheit über die bevorstehende Digitalisierung der Kinos zögern die Betreiber derzeit jedoch, in neue Techniken zu investieren. Deswegen wurden 2007 nur sechs Kinos mit 106.000 Euro gefördert.

Kinobetreiber, die sich auf ihren Leinwänden für den deutschen und europäischen Film sowie den Kinder- und Jugendfilm engagieren, unterstützt die Filmstiftung NRW außerdem mit ihren Jahresfilmprogramm-Prämien. Am 21. November ehrte sie in Düsseldorf 55 Kinos in NRW mit Prämien in Höhe von insgesamt 397.000 Euro.

Internationaler Filmkongress: grenzenlos:film

Margarethe von Trotta und Theo Angelopoulos kamen Mitte Juni nach Köln und hatten viel zu erzählen: Als Gäste des Internationalen Filmkongresses, den die Filmstif­tung NRW im Rahmen des medienforum.nrw veranstaltete, nahmen sie an den Diskus­sionen in der Kölner Messe teil. Themen waren u. a. der neue deutsche Filmförderfonds, die Arbeit der Weltvertriebe und die Situation des europäischen Films. Begleitet wurde das Diskussionsprogramm wieder von vielen herausragenden Filmpremieren. Im Pro­gramm KinoSpecial waren "Vivere", "Sweet Mud", "The Flying Scotsman" und als Höhepunkt und Vorpremiere Fatih Akins "Auf der anderen Seite" zu sehen. Außer­dem fand ein kompletter Nachmittag für den Filmnachwuchs statt.

Auf dem Internationalen Koproduktionstreffen "Made in NRW", das die Filmstiftung NRW gemeinsam mit der MEDIA Antenne Düsseldorf organisierte, suchten und fan­den 28 Produktionsfirmen aus neun europäischen Ländern Kooperations- und Finanzie­rungspartner für ihre Projekte.

Weitere Höhepunkte 2007:

– Auf der Berlinale feierte die restaurierte Fassung von Rainer Werner Fassbin­ders "Berlin Alexanderplatz" Premiere. Die Restaurierung wurde von der Film­stiftung NRW gefördert.

– 5500 Besucher kamen im Sommer zu den 13 FilmSchauPlätzen NRW. Das bewährte Konzept an außergewöhnlichen Orten Kinofilme zu zeigen, die thematisch zu den ausgewählten Open Air-Schauplätzen passen, zog in diesem Jahr auch trotz des schlechten Wetters.

– Dieter Kosslick, langjähriger Geschäftsführer der Filmstiftung NRW und Leiter der Berlinale, erhielt im März den Käutner Preis der Stadt Düsseldorf.

– Bei der Verleihung des Deutschen Kamerapreises im Juni in Köln gewann Sebastian Bäumler den von der Filmstiftung NRW vergebenen Förderpreis Kamera für seine Kameraarbeit bei dem Dokumentarfilm "Zirkus is nich".

– Auf der KunstFilmBiennale in Köln im Oktober ging der von der Filmstiftung NRW mit 15.000 Euro dotierte Hauptpreis des Internationalen Wettbewerbs zu gleichen Teilen an "Stealing Beauty" von Guy Ben-Ner und "Lonely Planet" von Julian Rosefeldt. Auf der Biennale fand mit Unterstützung der Filmstiftung NRW erstmals auch eine Filmkunstreihe statt.

– Während der Cologne Conference erhielt Paul Haggis im Oktober den neuen Filmpreis Köln. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde erstmalig von der Filmstiftung NRW und der Stadt Köln vergeben.

– Schorsch Kamerun gewann in diesem Jahr den Hörspielpreis der Kriegs­blinden/Preis für Radiokunst, den die Filmstiftung NRW gemeinsam mit dem Bund der Kriegsblinden Deutschlands e.V. verleiht, für sein Werk "Ein Menschenbild, das in seiner Summe null ergibt".

– Der Deutsche Kinderhörspielpreis, den die Filmstiftung NRW und die ARD mit Unterstützung der Stadt Wuppertal vergeben, ging an "Wie die Bären einst Sizilien eroberten" von Robert Schoen.


– Mit einer Fachtagung zum Thema "Filmvermittlung" setzten die Filmstiftung NRW und die Staatskanzlei NRW im August die Diskussionen fort, die auf dem 1. Filmsymposium 2006 begonnen worden waren. Erstmals saßen hier Lehrer und Filmschaffende an einem Tisch, um über Filmvermittlung an den Schulen zu reden.

– Auf dem Filmfestival in Venedig lud die Filmstiftung NRW gemeinsam mit German Films wieder zum traditionellen Empfang in den Palazzo Zenobio.

– Das 2. Filmsymposium "Film als Ort – neue Orte des Films", das von der Staats­kanzlei NRW und der Filmstiftung in Köln veranstaltet wurde, fand im Oktober in Köln statt. Zu den Gästen zählten u. a. Adolf Winkelmann und Erica von Moeller.

– Vom 30. September bis zum 3. Oktober fand in Köln das 14. Hörspielforum NRW statt. Die Arbeitskonferenz für den Hörspielnachwuchs, die von der Film­stiftung NRW veranstaltet wird, befasste sich in diesem Jahr mit der Zukunft im weitesten Sinne.

– Im Oktober wurden in Zypern fünf Filme aus NRW vorgestellt. Die Reihe wurde vom Deutschen Botschafter auf Zypern, Rolf Kaiser, eröffnet. Außerdem fand ein Workshop mit zypriotischen Produzenten und Produzenten aus Nordrhein-West­falen (Christina Löbbert, Wüste Film West – "Emmas Glück" und Bettina Brokemper, Heimatfilm Köln, "Die syrische Braut") statt.

– Bei der Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien am 21. November vergab die Filmstiftung NRW gemeinsam mit dem HDF KINO e.V. auch den Herbert Strate-Preis, der an den 2004 verstorbenen Kinobetreiber Herbert Strate erin­nert und Personen auszeichnet, die sich besonders um die deutsche Filmwirt­schaft und Filmkultur verdient gemacht haben. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung ging 2007 an den Schauspieler Günter Lamprecht.

Ausblick auf 2008: Nicole Kidman, Hollywood und vielleicht ein Oscar

Das Jahr 2008 startet international: Willem Dafoe und Michel Piccoli reisen nach NRW, um hier in dem neuen Film von Theo Angelopoulos mitzuspielen. Gleich danach wird in Nordrhein-Westfalen Nicole Kidman erwartet, die die Hauptrolle in Stephen Daldrys Verfilmung von "Der Vorleser" spielt. Kidman hatte bereits in Lars von Triers ebenfalls von der Filmstiftung NRW geförderten Film "Dogville" die Hauptrolle gespielt, damals aber nicht in NRW gedreht. Um die Kontakte nach Hollywood weiter zu vertiefen, reist im Januar außerdem eine NRW-Delegation nach Los Angeles, um dort für den Standort zu werben und Kooperationsmöglichkeiten zu sondieren.

Vielleicht gibt es im Februar gleich einen weiteren Grund, nach Hollywood zu reisen, wenn dort die Oscars verliehen werden. Vier Länder haben geförderte Produktionen der Filmstiftung NRW für den Auslands-Oscar vorgeschlagen. Für Deutschland geht Fatih Akin mit "Auf der anderen Seite" ins Rennen, für die Türkei "Takva" von Özer Kiziltan, für Kroatien "Armin" von Ognjen Svilicic und für Schweden "Das jüngste Gewitter" (ehemals "You, the Living") von Roy Anderson.

2008 darf man sich außerdem auf die Premieren der Filme freuen, die in diesem Jahr in NRW gedreht wurden. Das Spektrum der Produktionen reicht von "Krabat" über "Clara", "Lauf um Dein Leben – vom Junkie zum Ironman", "The Palermo Shoo­ting", "Anonyma" bis zu "Buddenbrooks – Ein Geschäft von einiger Größe".

Für Heinrich Breloers Verfilmung des Romans von Thomas Mann steht der Kinostart bereits fest: Am 25. Dezember 2008 läuft der Film in den deutschen Kinos an, "Krabat" hat Starttermin am 2. Oktober.

"Das schönste Ereignis des Filmjahres 2007 war für mich die Ausstrahlung von Adolf Winkelmanns Zweiteiler 'Contergan'. Es war ein wichtiger Sieg für die Freiheit der Kunst, der gezeigt hat, dass Unternehmen Filme, die dem Firmenimage schaden, nicht einfach verbieten können. Dass die Ausstrahlung überhaupt so lange verhindert werden konnte, ist Skandal genug. Eine gute Perspektive im Filmjahr 2007 waren für mich die Gespräche mit Andrzej Wajda und Noemi Schory über die Kooperation der drei Film­schulen in Köln, Warschau und Jerusalem. Hier arbeiten junge Filmemacher zusam­men, deren Herkunftsländer durch die Geschichte tragisch miteinander verbunden sind. Ein wichtiges Ereignis war die Einführung des Filmförderfonds. Der Filmförderfonds tut dem deutschen Film gut und damit auch dem Filmland NRW. Die ersten Ergebnisse konnte man in NRW schon bei den Dreharbeiten bewundern. Wir können uns also auf ein starkes Kinojahr 2008 freuen, in dem ich besonders gespannt bin auf die 'Budden­brooks' und 'Clara', den neuen Wenders und den neuen Roehler", zieht Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach sein Resümee des vergangenen Jahres.

Auszeichnungen und Festivals der geförderten Filme 2007 – Auszug
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Geförderte Filme mit Dreh in NRW 2007 – Auszug
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Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte: Filmstiftung NRW, Tanja Güß, Tel.: 0211-930500, Fax: 0211-93050-85,