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"Arbeit Heimat Opel" im WDR

Drei Jahre haben Ulrike Franke und Michael Loeken an ihrem Dokumentarfilm über Auszubildende im Bochumer Opel-Werk gearbeitet und sie während der Lehrzeit mit der Kamera begleitet – eine schwierige Phase, denn sie war überschattet von Ungewissheit und Gerüchten zur Zukunft des Werkes. Gestern – kurz vor den Abschlussprüfungen der Azubis – wurde offiziell bekannt gegeben, was viele schon lange befürchtet hatten: Das Aus für den Standort Bochum ab 2016. Der Dokumentarfilm "Arbeit Heimat Opel" ist am Donnerstag, 13.12.2012, um 23:15 Uhr im WDR Fernsehen zu sehen; erstmals wurde er beim Dokumentarfilm-Festival im November in Leipzig gezeigt.

Zum Inhalt des Films: "Arbeit Heimat Opel" portraitiert sechs Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren, die 2009 ihre Ausbildung zum Industriemechaniker im Bochumer Opel-Werk beginnen. Während sie mit einem neuen Lebensabschnitt, dem Start ins Berufsleben und dem nahenden Ende der Geborgenheit des Elternhauses umgehen müssen, gerät Opel immer tiefer in den Strudel der internationalen Finanzkrise und damit unter wirtschaftlichen Druck.

Jerome, André, Sinan, Tim, Marius und Marcel sind in der Gruppe des Industriemechanikermeisters Achim Kranz, der als Ausbilder für manche auch zur Vaterfigur wird. Die Jungs beginnen ihre ‚Lehrzeit’ sichtlich stolz, denn es gab eine Großzahl von Bewerbern. Die Aussicht auf mehr Eigenständigkeit, die sich in einer allmählich materiellen Unabhängigkeit manifestiert, lässt sie motiviert in die Zukunft schauen. Gleichzeitig sind die Nachrichten zur Lage von Opel nicht gut und werden immer schlechter: Opel ist seitens des Mutterkonzerns GM in die finanzielle Schieflage geraten, steht zum Verkauf, ein Bieterkonsortium gibt Angebote ab. Die deutsche Politik versucht zu vermitteln. Die Jugendlichen sind in ihrem anfänglichen Eifer optimistisch gestimmt. Von den Verhandlungen auf den „höheren Etagen“ lassen sie sich nicht allzu sehr beunruhigen, zumal durch die meist über Generationen reichende Zugehörig-keit zum Konzern ein Ende der Marke „Opel“ gar nicht vorstellbar erscheint. Aber immer wieder kommen Hiobsbotschaften aus den USA, das erste Werk in Belgien wird geschlossen, in Deutschland wird um den Erhalt der einzelnen Werke unter Inkaufnahme von Arbeitsplatzverlusten gerungen. Wenngleich das Unternehmen GM Rekordeinnahmen verbucht, bleibt Opel unrentabel und finanziell angeschlagen.

Die Ausbildung nimmt unterdessen in der Gruppe immer alltäglichere Züge an. Die Motivation sinkt, erste Zweifel werden zaghaft geäußert; einerseits ausbildungsbedingt, andererseits mehren sich Perspektivängste, die von gut oder nicht so gut absolvierten Tests und dem Druck der anstehenden Prüfungen geprägt sind. Die Frustrationsschwelle sinkt zudem unter dem Einfluss der Nachrichtenlage um Opel. Nichtsdestotrotz lässt Kranz nicht davon ab, seine Gruppe in Gesprächen mit viel Verständnis und Einfühlungsgabe auf das Leben vorzubereiten. An die Stelle des einst sicher geglaubten oder zumindest erhofften Jobs bis zur Rente tritt allmählich ein bisher unbekanntes Wertespektrum, geprägt von Flexibilität, Weiterbildung und steter Ungewissheit. 

Die Filmemacher Michael Loeken und Ulrike Franke begleiten Jerome, André, Sinan, Tim, Marius und Marcel mit ihren Hoffnungen und Ängsten durch die Zeit des persönlichen wie wirtschaftlichen Umbruchs, lernen ihre Lebensträume und Sorgen kennen. Mit dem bewussten Verzicht auf Musik beschränken sie sich auf das Wesentliche in diesem Mikrokosmos und zeigen die Jugendlichen am Anfang eines Arbeitslebens, dessen Zukunft von vornherein ungewiss ist. Dabei kontrastiert "Arbeit Heimat Opel" stringent und stilistisch klar den Alltag der Auszubildenden im Werk II mit den Geschicken von GM und Opel auf der Weltbühne auf zwei scheinbar voneinander losgelösten Ebenen. Trotz ihrer räumlichen als auch medialen Distanz berühren und überschneiden sich die beiden Ebenen immer wieder und verknüpfen globale Weichenstel-lungen und lokale Lebensentwürfe – und umgekehrt.