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Film und Medien Stiftung NRWNewsPressemitteilungen„Die große Stille“ – Analyse eines Kino-Phänomens

„Die große Stille“ – Analyse eines Kino-Phänomens

Susanne Grüneklee erforschte den Erfolg und die Entstehung von Philip Grönings Dokumentarfilm "Die große Stille"

Stellten die Studie vor: Michael
Schmid-Ospach (GF Filmstiftung),
Susanne Grüneklee und Regisseur
Philip Gröning

Der Dokumentarfilm "Die große Stille" des Düsseldorfer Filmemachers Philip Gröning ist ein Phänomen: fast drei Stunden lang zeigt Gröning das kontemplative Leben der Mönche des französischen Klosters Grande Chartreuse, knappe drei Stunden, die nahezu ohne Worte auskommen. Dennoch wurde der Film ein Erfolg: Allein in Deutschland sahen ihn 200.000 Menschen im Kino, weltweit wurde der Film, der von der Filmstiftung NRW mit 102.258 Euro gefördert wurde, in 27 Länder verkauft, u. a. in die USA, Mexiko, Südkorea und Neuseeland. Er lief auf den Festivals in Venedig, Toronto und Sundance, wo er mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet wurde. Außerdem gewann er den Europäischen Dokumentarfilmpreis, den Deutschen Kamerapreis und den Bayerischen Filmpreis.

Szene aus "Die große Stille"

In ihrer 80-seitigen Studie "Die große Stille und der laute Markt", die Susanne Grüneklee im Auftrag der Filmstiftung NRW geschrieben hat, erforscht die Kölner Autorin die Gründe, warum der Film gegen alle Gesetze des Kinomarktes ein solch außergewöhnlicher Erfolg werden konnte. Grüneklee erzählt in ihrer Analyse detailliert die wechselhafte Entstehungsgeschichte des Films, lässt Redakteure und Marketingfachleute sowie Verleiher zu Wort kommen und untersucht den starken Widerhall, den der Film weltweit erzeugte. Es ist die spannende Geschichte eines Kinophänomens, das es eigentlich gar nicht geben dürfte:

  • knapp 16 Jahre lang wartet Gröning auf die Drehgenehmigung
  • das Kloster bewilligt ihm schließlich 100 Drehtage unter den Bedingungen: kein künstliches Licht, kein Team, keine Musik mit Ausnahme der Mönchsgesänge
  • Kameradefekte gefährden die Dreharbeiten massiv
  • über 2 ½ Jahre verbringt Gröning im Schnitt seines Films
  • Bei der Weltpremiere auf dem Festival in Venedig verlassen Journalisten und Kinobetreiber reihenweise das Kino, auch weil zeitgleich eine Pressekonferenz mit George Clooney stattfindet

Für Grüneklee liegt der Schlüssel für den Erfolg in der Person des Regisseurs, der gegen alle Widerstände an seinen Film geglaubt hat und nur so das Vertrauen des Ordens, der Finanziers und Partner gewinnen konnte: "Philip Gröning hat in allen Arbeitsphasen deutlich gemacht, dass er jede Modifikation um eines imaginären Publikums oder einer Quote willen ablehnt und dass Kompromisse eher zur radikalen Absage des Projektes als Ganzem führen würden. Und erfreulicherweise gibt der Erfolg ihm Recht.

Philip Gröning bei der Pressekon-
ferenz in Düsseldorf

Bei der Vorstellung der Studie in Düsseldorf erzählte Regisseur Philip Gröning einige Anekdoten aus der wechselvollen Entstehungsgeschichte seines Films. In allen 27 Ländern, in denen sein Film bisher zu sehen war, habe er erlebt, dass die Verleiher seinen Film zwar gut fanden, aber nicht an einen Erfolg beim Publikum glaubten. Mittlerweile jedoch haben weltweit 1,2 bis 1,3 Millionen Menschen den Film auf den internationalen Leinwänden gesehen, schätzt Gröning. Dadurch habe er gelernt sich auf sein eigenes Gespür zu verlassen: "Wenn du glaubst, dass es ein toller Film ist, warum sollte das Publikum das nicht tun?".

Besonders spannend sei es für ihn, so Gröning weiter, durch die nun vorgelegte Studie einen externen Blick auf die eigene Arbeit zu erhalten, in der man sonst viel zu verstrickt sein, um die Systematik der Filmentwicklung erkennen zu können.

Von einem Film, der "eine Welt auf die Leinwand bringt, die sonst im Verborgenen bleibt", sprach Filmstiftungsgeschäftsführer Michael Schmid-Ospach. "Mich hat relativ früh fasziniert, dass hier ein Projekt geplant wird, das sich an überhaupt keine Spielregeln des Kinos hält. Die Geschichte des langwierigen Entstehungsprozess von der Idee bis zum Kinostart jetzt noch einmal nachlesen zu können, ist mindestens so spannend wie ein guter Thriller", sagte er weiter.

Die Studie kann über die Filmstiftung NRW bezogen oder hier heruntergeladen werden:

Die große Stille und der laute Markt
Eine Studie über den Dokumentarfilm
"Die große Stille" von Philip Gröning
im Auftrag der Filmstiftung NRW
von Susanne Grüneklee

PDF-Dokument
102 Seiten, 892 KB
[Download]

Weitere Downloads zur Studie finden Sie hier.


Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte
:
Filmstiftung NRW, Tanja Güß
Tel.: 0211-930500, Fax: 0211-93050-85,