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Film und Medien Stiftung NRWNewsNewsDie Perspektive der Sender

Die Perspektive der Sender

Die neuen Perspektiven für Dokumentarfilmen und -serien aus Sendersicht waren ein Thema beim 6. NRW-Dokutag, den die Film- und Medienstiftung NRW am 4. Mai 2022 in Köln ausrichtete. Im Gespräch mit Moderatorin Emily Thomey schilderte zunächst Christiane Hinz, Leiterin der Programmgruppe Dokumentationen beim WDR, ihre Sicht auf das derzeitige Marktgeschehen.

Es gebe ihrer Meinung nach noch keinen Anlass, von einem „goldenen Zeitalter“ für Dokumentationen zu sprechen, führte Hinz aus. Der Konkurrenzdruck wachse durch das Engagement größerer Firmen, die quasi aus dem Nichts und in vergleichsweise kurzer Zeit Inhalte produzieren könnten. Die Schnelligkeit in der Ausführung widerspreche dabei dem Wesen des klassischen Dokumentarfilms, der sich oftmals durch lange Betrachtungszeiträume auszeichne.

Bei der Auswertung von Dokumentationen habe sich in ihrem Wirkungsbereich gezeigt, dass die lineare Programmierung zumeist nur mäßig funktioniere. Daher fokussiere sich der WDR hier stärker auf die Mediathek. Es gebe aber keine vorgeschriebenen Formatkriterien für Dokumentarfilme und –serien, betonte Hinz. Auch gehe es nicht zwangsläufig um die Popularisierung von Stoffen, wohl aber um das Erreichen von etwas jüngeren Zuschauer:innen. Generell sei es wichtig, sich schon im Vorfeld einer Produktion Gedanken darüber zu machen, welche Zielgruppen damit erreicht werden sollten.

Wolfgang Bergmann, Geschäftsführer von ARTE Deutschland und Koordinator von ARTE im ZDF, nannte im anschließenden Gespräch Youtube als wichtige Plattform für die Ansprache des jüngeren Publikums. ARTE bemühe sich daher auch bei Koproduktionen darum, entsprechende Rechte zu erwerben.

Auch Bergmann bestätigte die stärkere Hinwendung zur Mediathek bei der Auswertung von dokumentarischen Produktionen. Als anschauliches Beispiel nannte er den preisgekrönten Pandemie-Reisebericht „Welt auf Abstand“, der bei seiner Erstausstrahlung im TV gerade einmal 50.000 Zuschauer:innen erreicht habe. Online sei die Dokumentation hingegen innerhalb kürzester Zeit mehr als eine Million Mal abgerufen worden.

Die Mediathek wolle ARTE weiter stärken und mit liquider Programmierung immer wieder Akzente zu aktuellen Themen setzen, führte Bergmann aus. Trotz eines reichhaltigen Angebots gehe es hier aber nicht darum, mit Masse auf sich aufmerksam zu machen. ARTE habe keineswegs das Ziel, in einen Konkurrenzkampf mit finanziell und marketingtechnisch ohnehin weit überlegenen Streaming-Giganten wie Netflix zu treten.