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Bundesweite Studie zur Games-Branche vorgestellt

In Berlin wurden heute die Ergebnisse der ersten bundesweiten Studie zur Games-Branche in Deutschland vorgestellt. Das Fazit der beiden Autoren Prof. Dr. Oliver Castendyk von der Hamburg Media School und Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow von der Universität Paderborn lautet: Die deutsche Games-Branche bietet ein starkes wirtschaftliches und kulturelles Potential, steht aber gleichzeitig vor großen Herausforderungen, sich auf dem international umkämpften Markt durchzusetzen.

Der Umsatz der deutschen Games-Unternehmen lag 2015 mit 2,876 Milliarden Euro vor dem anderer Kultur- und Kreativbranchen wie der Musikindustrie (1,55 Milliarden Euro) oder dem Bereich Kinofilm (1,17 Milliarden Euro). Auch das notwendige fachliche Wissen und Können ist hierzulande vorhanden, um die Innovationsbranche weiter wachsen zu lassen: Aktuell gibt es rund 14.000 Beschäftigte in der deutschen Games-Branche; bis zu 600 Personen schließen jährlich einen spezifischen Studien- oder schulischen Ausbildungsgang mit Schwerpunkt Games-Entwicklung ab.

Dennoch machen es zahlreiche wirtschaftliche und politische Herausforderungen deutschen Games-Akteuren zunehmend schwer, sich auf dem international hart umkämpften Markt behaupten zu können. Länder wie Kanada, Frankreich oder Großbritannien unterstützen die inländische Games-Produktion mit umfassenden Förderprogrammen. Insgesamt gilt es, die Chancen aber auch die Herausforderungen der deutschen Games-Branche realistisch zu beurteilen und politisch die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, so die Studienverantwortlichen Prof. Dr. Castendyk und Prof. Dr. Müller-Lietzkow.

Download der Studienergebnisse


Die deutsche Games-Branche auf einen Blick

Mit einem Unternehmensumsatz von insgesamt 2,876 Milliarden Euro gehört die Games-Branche mit ihren über 650 Unternehmen zu den umsatzstarken Medien- und Kulturbranchen Deutschlands. Allerdings werden nur 14,2 Prozent des Gesamtumsatzes auch mit in Deutschland entwickelten Produkten und Dienstleistungen erzielt. Die Games-Branche ist mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen erwirtschaften bis zu 5 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Von den rund 14.000 Beschäftigten der Games-Branche befinden sich 77 Prozent in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen, 76 Prozent sind fest angestellt. Im Vergleich zu anderen Bereichen der Kultur- und Kreativwirtschaft ist dies ein überdurchschnittlich hoher Wert.
Vergleicht man die deutsche Games-Industrie mit anderen Teilen der Kultur- und Kreativwirtschaft, weist sie außerdem eine sehr hohe Exportquote auf: Beinahe die Hälfte ihres Umsatzes (46 Prozent) erwirtschaftet sie außerhalb Deutschlands. Zum Vergleich: Die Exportquote der Musikwirtschaft beträgt 9 Prozent, die der Film- und Fernsehwirtschaft liegt bei lediglich 4 Prozent. Digitale Spiele eigenen sich daher hervorragend, kulturelle Werte in alle Welt zu exportieren.

Games-Förderung in Deutschland
Computer- und Videospiele sind eine der innovativsten kulturellen Ausdrucksformen und Wirtschaftsgut. Ihre Technologien und Mechanismen finden heute weit über den Kultur- und Unterhaltungssektor hinaus Anwendung: Von der Automobilindustrie bis zum Gesundheitswesen und der Bildung profitieren zahllose Branchen von den Erfindungen der Spiele-Industrie. Standorte wie Kanada, Großbritannien oder Frankreich haben die Bedeutung digitaler Spiele bereits früh erkannt und umfangreiche, nachhaltige Games-Fördersysteme aufgebaut. Der durchschnittliche Förderanteil in Großbritannien beträgt rund 17 Prozent, in Kanada (Ontario) sind es rund 32 Prozent. In Deutschland beträgt der Anteil öffentlicher Förderung an der Finanzierung von Games-Entwicklern lediglich 2,6 Prozent. Spieleentwicklungen werden in erster Linie über Eigenfinanzierungen realisiert. Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen ist damit deutlich erschwert.