Film- und Medienstiftung NRW / Rückblick und Ausblick zum Jahreswechsel
Pressegespräch der Film- und Medienstiftung NRW am 22. Januar 2014
- Förderung, digitale Standortentwicklung, Standortmarketing: Integrierte Strategie trägt Früchte
- 35,78 Mio. Euro für 432 Projekte, 121 Filme mit 28,8 Mio. Euro, 215% NRW-Effekt
- Internationales Starkino, Koproduktionen, Arthouse, Entertainment und junges Kino aus NRW
- Förderprogramme und Initiativen zur digitalen Standortentwicklung
- Kinodigitalisierung weitgehend abgeschlossen
- NRW national und international präsentiert
- Medienforum und Kino- und Filmkongress neu ausgerichtet
Pressegespräch der Film- und Medienstiftung NRW im Düsseldorfer Riva © Film- und Medienstiftung NRW / Heike Herbertz
2013 war ein erfolgreiches Jahr für die Film- und Medienstiftung NRW, den Standort und seine Unternehmen. Drei Jahre nach dem Beschluss der Neuausrichtung sind die neuen Aufgabenbereiche aufgestellt, das Mediencluster integriert und innovative Förderinstrumente eingeführt. National und international konnten die Präsentation und Wahrnehmung des Film- und Medienlandes Nordrhein-Westfalen spürbar verbessert werden, die digitale Standortentwicklung ebenso wie die Nachwuchs- und Startup-Aktivitäten wurden verstärkt und Veranstaltungen und Kongresse wie das Medienforum neu ausgerichtet. Im Rahmen der Landesinitiative „Digitales Medienland“ konnte zudem der NRW-Förderwettbewerb optimiert und die Kinodigitalisierung weitgehend abgeschlossen werden. Insgesamt konnte NRW über 40 Mio. Euro für Projekte und Projektentwicklungen in Film, TV, Kino und neuen Medien zur Verfügung stellen.
„Die Strategie der Film- und Medienstiftung trägt Früchte. Dies gilt sowohl für die Förderung als auch die digitale Standortentwicklung und das Standortmarketing. Wir haben das Haus auf allen Ebenen für die neuen Medien geöffnet und uns gleichzeitig mit vollem Engagement der Förderung von Filmen gewidmet. So zeigten NRW-geförderte Filme die gesamte Bandbreite des zeitgenössischen Filmschaffens, waren weltweit bei allen wichtigen Festivals präsent und sorgten für einen gelungenen Start ins neue Kinojahr!“, so Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW.
Förderung
Die Film- und Medienstiftung NRW förderte 2013 432 Projekte mit insgesamt 35,78 Mio. Euro. Dank der Beteiligung von Land, WDR, ZDF, RTL und LfM ist sie mit dieser Fördersumme wie in den zurückliegenden Jahren der stärkste deutsche Länderförderer. Allein in der Kino- und TV-Förderung konnten 121 Filmprojekte mit 28,8 Mio. Euro unterstützt und ein Effekt von 215% erzielt werden. Gemäß Auftrag konnten so neben der Filmkultur auch die NRW-Filmwirtschaft und hier insbesondere die Dienstleisterbranche in einer Größenordnung von über 65 Mio. Euro profitieren. Mit weiteren 2,9 Mio. Euro unterstützte das MEDIA-Programm die Film- und Medienbranche NRW.
Kinofilme
Mit Ron Howards „Rush“ startete im Kino einer der schönsten Filme des Jahres, der Daniel Brühl zu seinem internationalen Durchbruch verhalf. Zum Jahreswechsel dominierten NRW-geförderte Filme das Kinoprogramm und das Feuilleton: Philipp Stölzls „Der Medicus“, Jim Jarmuschs „Only Lovers Left Alive“ und Lars von Triers „Nymphomaniac“, starteten am 25. Dezember erfolgreich in den europäischen Kinos. Im deutschen Kino
folgten die viel besprochenen Israelfilme „Bethlehem“ und „Hannas Reise“, ebenso die lang erwartete Peter Thorwarth-Komödie „Nicht mein Tag“ nach der Vorlage von Ralf Husmann. Sein „Stromberg – Der Film“ hat Premiere im Februar, und die 64. Berlinale wird in diesem Jahr nicht weniger als 29 NRW-geförderte Filme zeigen.
Internationale Stars und Koproduktionen, deutsches Arthouse und Unterhaltungskino, Kinderfilme, Dokumentarfilme und vor allem das junge Kino aus NRW zeigten einmal mehr die große Vielfalt des hiesigen Filmschaffens, das in der mehrgliedrigen Förderstruktur des Hauses mit verschiedenen Jurys optimal unterstützt werden konnte. So wurden 2013 u.a. gefördert: Tom Tykwers „Ein Hologramm für den König“ mit Tom Hanks, Margarethe von Trottas „Die abhandene Welt“, „Toni Erdmann“ von Maren Ade, Autorenfilme von Oskar Roehler („Punk“) und Nicolette Krebitz („Wild“), Filmessays wie Dominik Grafs „Es werde Stadt“ oder der neue Dokumentarfilm von Corinna Belz über Peter Handke („Bin im Wald. Kann sein, dass ich mich verspäte“). Ebenfalls unterstützt wurde der renommierte Theaterregisseur Milo Rau mit „Die Moskauer Prozesse“, Regisseur Georg Nonnenmachers Dokumentarfilm „Raumfahrer“ ist zur diesjährigen Berlinale eingeladen.
Festivals, Preise und Nominierungen
25 Filme in Berlin, 2 Filme in Sundance, 2 Filme in Cannes, 9 Filme in München, 2 Filme in Venedig, 4 Filme in Locarno, 9 Filme in Toronto – das Filmjahr war geprägt von den Premieren NRW-geförderter Filme auf allen wichtigen Filmfestivals. Besonders schöne Erfolge feierten u.a. Amat Escalantes „Heli“ (Regie-Preis in Cannes, Bester ausländischer Film in München), Philip Grönings „Die Frau des Polizisten“ (Spezialpreis der Jury in Venedig) oder Yuval Adlers „Bethlehem“ (Fedeora Award in Venedig, sechs Israel Film Awards). Drei NRW-geförderte Filme schafften es bis in die enge Auswahl der Anwärter für den Besten Fremdsprachigen Film bei den Oscars 2014: „Zwei Leben“ (für Deutschland), „Heli“ (für Mexiko) und „Bethlehem“ (für Israel). Daniel Brühl wurde für zahlreiche Preise, u.a. die Golden Globes und die BAFTA Awards, nominiert.
Besucherzahlen
Mit aktuell 2,7 Mio. Besuchern stand „Der Medicus“ von Philipp Stölzl vergangene Woche an der Spitze der Kinocharts. Der Kinderfilm „Ritter Rost“ folgte mit fast 600.000 Besuchern, Ron Howards „Rush“ mit 540.000 Besuchern in Deutschland und „Rubinrot“ mit über 480.000 Besuchern. In den Arthouse-Charts reüssierten Margarethe von Trottas „Hannah Arendt“ mit 465.000 Besuchern, Caroline Links „Exit Marrakech“ mit 305.000 Besuchern sowie David Sievekings Dokumentarfilm „Vergiss mein nicht“ mit 110.000 Besuchern.
Förderung Kinos und Kinodigitalisierung
In der Kinoförderung hat die Film- und Medienstiftung NRW im Jahr 2013 über 740.000 Euro ausgeschüttet. Neben der Unterstützung bei Modernisierungsmaßnahmen flossen davon allein 430.000 Euro beim Kinoprogrammpreis an 69 Kinos in 43 Städten in NRW. Die landesweite Digitalisierung der Kinos konnte 2013 weitestgehend abgeschlossen werden. Im Rahmen der Landesinitiative „Digitales Medienland NRW“ wurden
2 Mio. Euro für die Umrüstung von 120 Kinos investiert, insgesamt sind dafür 2,3 Mio. Euro beantragt.
TV-Filme und -Formate
17 TV-Projekte wurden mit über 5 Mio. Euro (14% der Gesamtfördersumme) unterstützt. Insbesondere zwei der 2013 ausgestrahlten TV-Events – NRW-gefördert und zu Teilen hier entstanden – sorgten für Aufsehen: Der Dreiteiler „Das Adlon“ (Regie Uli Edel) führte mit insgesamt 26 Mio. Zuschauern (durchschnittlich 8,59 Mio. Zuschauer je Folge) zur ersten Jahreshälfte die deutschen Quoten-Charts für TV-Filme an. Fast 22 Millionen (durchschnittlich 7,19 Mio. Zuschauer je Folge) sahen auch Philipp Kadelbachs Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“, der nicht nur zahlreiche Preise gewann (z.B. Deutscher Fernsehpreis), sondern bis heute in über 80 Länder verkauft wurde. Zum Jahresausklang erreichte der in NRW entstandene Zweiteiler „Pinocchio“ von Anna Justice insgesamt 3,67 Mio. Zuschauer (i.e. 1,84 Mio. Zuschauer pro Folge).
Mit dem 2012 eingeführten Pilotförderprogramm Innovative TV-Formate konnten 11 Show- und Entertainment-Formate unterstützt werden. In den kommenden Calls stehen Entwicklungsvorhaben für Serien, Sitcom und Comedy im Mittelpunkt. In diesen Zusammenhang gehört die Förderung der Entertainment Master Class (für Sitcom und Comedy) und die Ansiedlung des UFA Labs, das sich ebenfalls der Entwicklung innovativer Inhalte in NRW widmet.
Förderprogramme und Initiativen zur Digitalen Standortentwicklung
Neben Kinofilm- und TV-Projekten wurden die ab 2011 ausgelobten innovativen Pilotförderprogramme weitergeführt und mit Blick auf die erfolgreichen digitalen Branchen Standortprojekte wie der 10. Deutsche Entwicklerpreis für Computerspiele, das Entwicklertreffen respawn, der Webvideopreis oder auch die Interactive Cologne für die Internetszene unterstützt.
Das Pilotförderprogramm Innovative Audiovisuelle Inhalte konnte in seinem dritten Jahr 19 Projektentwicklungen in den Bereichen Games, Mobile und Web unterstützen. Dazu zählten u.a. das Lernspiel „Typoman“, das Online-Portal „10 Milliarden plus 1“ zum Thema Welternährung sowie die Webprojekte „24h Jerusalem“ und „Alaaf you“, die ebenfalls als Filmprojekte gefördert wurden. „Conserve the Sound“, die Internetplattform für verschwindende Geräusche der Essener Agentur Chun & Derksen, erhielt den „Deutschen Kulturförderpreis“ 2013. Insgesamt wurden in drei Jahren 52 Projekte mit 1,5 Mio. Euro gefördert. Nach seiner erfolgreichen Evaluierung wird das Förderprogramm 2014 fortgesetzt und weiterentwickelt.
Im Rahmen des Innovationsprogramms „Digitale Medien NRW“ konnten darüber hinaus 15 Projektideen mit 2,3 Mio. Euro zur Förderung vorgeschlagen werden. Hier berät die Film- und Medienstiftung bzw. ihre Tochter Mediencluster NRW die Antragsteller und sitzt in der Jury für das Landesförderprogramm. Darüber hinaus vernetzt das Mediencluster NRW die Games- und Internet-Startup-Szene, präsentiert den Digitalstandort (gamescom, dmexco u.a.) und verantwortet Startup-Aktivitäten wie die ADVANCE-Pitching-Days.
Standortmarketing
Präsentation
2013 präsentierte die Filmstiftung geförderte Filme, das Filmland NRW und seine Produzenten bei den Filmfestivals von Sundance, Rotterdam, Berlin, Cannes, Venedig, Locarno und Toronto, bei der Location Messe in Santa Monica, dem Toulouse Cartoon Forum und der IDFA in Amsterdam. Um die Präsentation des TV-Standortes ging es bei den International Emmys, MIPTV, MIPCOM und dem Rio Content Market. Zudem präsentierten Filmstiftung und Mediencluster NRW das Medienland NRW bei der re:publica, der Kölner gamescom und der ebenfalls in Köln stattfindenden Fachmesse dmexco. Für die interaktiven Branchen stehen 2014 der Besuch der SXSW-South by Southwest in Austin, Texas, und die GDC-Game Developers Conference in San Francisco auf dem Programm.
Events, Kongresse und Veranstaltungen
Im Februar war die Filmstiftung mit dem NRW-Empfang und Veranstaltungen zu VOD-Plattformen und Internationalen Serien bei der Berlinale präsent. Im Juni übernahm sie die Federführung zur Umsetzung der
25. Jubiläumsausgabe des Medienforum NRW, das in der Verantwortung des Mediencluster NRW neu ausgerichtet und inhaltlich erweitert wurde. Im Sommer zogen die 16. Filmschauplätze rund 10.000 Besucher an. Im November wurden der Film- und Kinokongress NRW sowie der Kinoprogrammpreis ebenfalls neu ausgerichtet, zur besseren Vernetzung wurde der Nachwuchstag in den Kongress integriert.
Förderung Festivals
Darüber hinaus förderte die Filmstiftung flächendeckend die Bandbreite an Initiativen und Aktivitäten im Film- und Medienland NRW: 2013 hat sie branchenübergreifend 30 Festivals, Sondermaßnahmen und Filmpräsentationen mit 526.900 Euro unterstützt – von Publikumsveranstaltungen wie dem Kinofest Lünen, NRW-Kinotag, CineCologne und dem Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund|Köln bis zu Filmfachveranstaltungen wie Filmplus und SoundTrack_Cologne.
Film Commission
Die Motiv-Datenbank der Film Commission NRW umfasst über 4.500 Locations mit 14.500 Bildern und ist damit die größte ihrer Art in Deutschland. In der europaweit einzigartigen Datenbank arbeiten Film Commission, Filmstädte und Locationscouts eng zusammen. Für 2014 plant die Film Commission NRW in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk eine Locationtour in NRW, um Filmschaffenden die Möglichkeit zu bieten, Drehmotive und Ideen für Projekte zu finden. Im Filmstädte-Netzwerk NRW sind derzeit 38 Städte und Kreise Mitglied.
Vernetzung
Ende 2013 wurde die Gründung eines NRW-Mediennetzwerkes beschlossen, das durch das Tochterunternehmen Mediencluster NRW umgesetzt wird. Erstes Werkzeug des Mediennetzwerkes stellt die Digital Media Map (DMM) dar, ein interaktives Verzeichnis aller Unternehmen der digitalen Branche NRWs. Die Präsentation des Projektes ist im Rahmen der SXSW Mitte März geplant.
Termine erstes Halbjahr
- Beim Rotterdam Filmfestival (22.1.-2.2.) 3 NRW-Filme (u.a. „Vergiss mein ich“, „Qissa“)
- Vom 24.-26.1. 2. Startup Weekend Cologne. 100 Entrepeneure erarbeiten in 54 Stunden Startup-Ideen.
- Dreharbeiten: Oskar Roehler startet Ende Januar in NRW mit Dreharbeiten zu „Punk“.
- 29 Filme auf der Berlinale (6.-16.2.), davon 4 Filme im Wettbewerb (u.a. „Die geliebten Schwestern“)
- Gemeinsamer Empfang von Landesregierung NRW und Filmstiftung am 1. Sonntag der Berlinale.
- Am 20.2. startet Arne Feldhusens lang erwarteter „Stromberg – Der Film“.
- SXSW-South by Southwest (7.-16.3.) in San Francisco für die interaktiven Branchen
- 14. lit.COLOGNE (12.-22.3.): In Kooperation finden drei Veranstaltungen zu „Film trifft Literatur“ statt.
- Die Game Developers Conference (GDC) in San Francisco findet vom 17.-21.3. statt.
- Bei der Fernsehmesse MIP TV (7.-10.4.) in Cannes wird der German MIP Cocktail veranstaltet.
- Internationales Filmfestival Cannes (14.-25.5.), Organisation des German Pavilion
- Bei der Interactive Cologne (19.-25.5.) versammelt sich die Internetszene in Köln
- 26. Medienforum NRW in Köln, im Zusammenhang mit der ANGA COM (20.+21.5.)
- 4. Deutscher Webvideopreis (31.5.), Düsseldorf: Auszeichnung innovativer Werke im Bereich Online-Video
- Im Juni finden die Emmy Semi Final Judgings in Köln statt.
- Entertainment Master Class: voraussichtlich wieder im Juni 2014 in Köln.
Das Unternehmen
Die Film- und Medienstiftung NRW wurde 1991 gegründet. Mit einem jährlichen Förderbudget von über
35 Mio. Euro ist sie die finanzstärkste Länderförderung Deutschlands. Gesellschafter sind der WDR und Land Nordrhein-Westfalen, das ZDF, RTL und die Landesanstalt für Medien. Ziel des Unternehmens ist die Förderung der Film- und Medienkultur sowie der Film- und Medienwirtschaft im Land Nordrhein-Westfalen. So fördert die Filmstiftung NRW Filme für Kino und Fernsehen in allen Phasen des Entstehens und der Verwertung: von der Stoff- und Projektentwicklung über die Produktion bis hin zu Verleih und Vertrieb. Hinzu kommt die Förderung von Kinos. In ihrer Verantwortung für das Film- und Medienland hält sie zahlreiche Beteiligungen wie z.B. an der ifs internationale filmschule köln, dem AV-Gründerzentrum oder auch German Films.
2011 wurde die Filmstiftung NRW zum integrierten Förderhaus für Film und Medien erweitert. Neben der Förderung gehören seitdem auch Standortmarketing und Standortentwicklung zu ihren Aufgaben. Hierzu übernahm sie die Medien.NRW Cluster GmbH und öffnete sich für die Förderung von innovativen audiovisuellen Medieninhalten. Damit ist die Film- und Medienstiftung NRW zentraler Ansprechpartner für Medien in NRW.