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Film und Medien Stiftung NRWNewsPressemitteilungenHalbzeit beim Internationalen Filmkongress:

Halbzeit beim Internationalen Filmkongress:

Motivsuche, Nachwuchsfilme und die Premiere des Berlinale-Gewinnerfilms "Bal – Honig"

In Köln wurde die Fotoaausstellung
"Locations und Motive in NRW" im
Rahmen des Internationalen Film-
kongresses eröffnet / © H. Herbertz

Mit der Eröffnung der Ausstellung "Locations und Motive in NRW" läutete die Filmstiftung NRW die zweite Halbzeit des Internationalen Filmkongresses ein. Während des medienforum.nrw sind im Staatenhaus am Rheinpark in der Kölnmesse 30 bislang unentdeckte Motive aus dem Filmland NRW zu sehen, die von professionellen Locationscouts ausgesucht wurden. "Zu unserem Wettbewerb 'Auf der Suche nach dem perfekten Motiv sind über 300 Bilder eingereicht worden", berichtete Andrea Baaken, die als Leiterin der Film Commission in der Filmstiftung die Schnittstelle zwischen den Filmteams und Städten bildet, um die Filmcrews bei der Drehortsuche zu unterstützen. Den ersten Preis des Motiv-Wettbewerbs gewann Martina Chardin, die das bereits seit 30 Jahren geschlossene Königshof-Theater in Mettmann entdeckt hat.

Als 35. Mitglied der Filmstädte NRW, die sich unter dem Dach der Film Commission NRW zusammengeschlossen haben, ist der Kreis Düren hinzugekommen. "Wir haben uns beworben, da wir unserer Region nicht nur unterschiedliche Landschaften zu bieten haben, sondern auch über die einzige europäische Film-Autobahn verfügen", erklärte Wolfgang Spelthahn, Landrat des Kreis Düren. "Gerade erst wurde bei uns der Kinofilm 'Bastard mit Martina Gedeck und Hanns Zischler gedreht."

Bildergalerie: Ausstellungseröffnung in Köln (15 Bilder)


Showcase der nordrhein-westfälischen Filmschulen

Marita Quaas (Kurzfilmfestival Un-
limited) mit "Heimspiel"-Regisseurin
Bogdana Vera Lorenz und Produ-
zent Max Permantier

Einen Einblick in das aktuelle Filmschaffen des Nachwuchses in NRW gab im Filmforum ein Showcase mit den Regiearbeiten von Studenten der ifs internationale filmschule Köln, der Kunsthochschule für Medien Köln und der Fachhochschule Dortmund. "Wir zeigen ein 'Best of der Studentenfilme aus NRW, die einen Ausschnitt der Filme darstellen, die wir das ganze Jahr über fördern", sagte Katharina Blum, Leiterin des Internationalen Filmkongresses. "Dieses herausragende Kurzfilmprogramm mit sechs herausragenden Filmen bietet ein emotionales Auf und Ab", unterstrich Marita Quaas, Leiterin des Kurzfilmfestivals Unlimited. Gezeigt wurde eine Vielfalt unterschiedlicher Stile und Genres, die vom Spielfilmdrama über eine Dokumentation bis hin zu Animations- und Werbefilmen reicht.

Den Auftakt bildeten der an der FH Dortmund entstandene Kurzfilm "Birthday" von Andrzej Król, der für den Nachwuchspreis First Steps nominiert ist, sowie das Beziehungsdrama"Etwas Frieden" von Engin Kundag von der ifs Köln. Bereits für Furore auf in- und ausländischen Festivals in Lünen, Oberhausen und Tel Aviv gesorgt hat die ifs-Studentin Bogdana Vera Lorenz mit ihrem mit Wotan Wilke Möhring prominent besetzten Drama "Heimspiel" über einen Ethik-Lehrer, der ein Doppelleben als Hooligan führt. Den Sprung zum Silver Docs-Festival in den USA ist dem KMH-Regiestudenten Florian Riegel mit seinem packenden Dokumentarfilm "Holding Still" über eine Querschnittsgelähmte gelungen. Ebenfalls an der KMH entstanden ist der Animationsfilm "Kleine Brötchen", in dem Marcus Zilz eine Gruppentherapiesitzung karikiert. Direkt vom Werbefilmfestival aus Cannes nach Köln zurückgekommen ist die KHM-Studentin Isabel Prahl, die dort für ihren einminütigen Werbespot "Armut kennt viele Geschichten" über Kinderarmut den Regiepreis gewonnen hat.

Bildergalerie: Showcase der NRW-Filmschulen (7 Bilder)


"Bal – Honig" feiert Premiere in Köln

"Bal" feiert Premiere in Köln: Arne
Höhne (Piffl), Prod. Bettina Brokem-
per, Semih Kaplanoglu, Katharina
Blum und Frank Olbert

Fortgesetzt wurden die KinoSpecials der Filmstiftung NRW mit einem Werkgespräch mit dem diesjährigen Berlinale-Gewinner Semih Kaplanoglu, das Frank Olbert,verantwortlicher Filmredakteur beim Kölner Stadtanzeiger, moderierte. Der türkische Regisseur, der beim Internationalen Filmkongress in Köln erstmals seine drei Werke "Yumurta – Ei", "Süt – Milch" und "Bal – Honig" als geschlossene Trilogie präsentierte, erläuterte, dass ihn sowohl die Lyrik als auch die Malerei zu seinen Filmen inspiriert hätten. "Ich weiß nicht, ob Kino primär ein visuelles Medium ist", sagte Semih Kaplanoglu. "Für mich hat Filmemachen mit Lyrik zu tun, denn ich komme aus einer Kultur, in der die Menschen über Jahrhunderte ihre Gefühle durch Lyrik ausgedrückt haben." Bereits als 13-jähriger habe er Gedichte geschrieben und sich frühzeitig für das Kino interessiert. "Die Synthese aus Lyrik und Kino war daher für mich vorgezeichnet", betonte der Filmemacher. "In meinen Filmen dominieren lange Einstellungen, und meine Geschichten kommen mit wenigen Dialogen aus. Durch diese Minimalisierung versuche ich, der Alltagssprache etwas abzutrotzen."

Zugleich fühlt sich der Filmemacher durch die Malerei inspiriert. "Nach meinem Hochschulabschluss 1984 in Istanbul habe ich mich viel mit zeitgenössischer Kunst beschäftigt. Meine Trilogie ist von Jan Vermeer beeinflusst", bestätigte Semih Kaplanoglu. "Ich habe in allen drei Filmen nur mit natürlichem Licht gearbeitet. Da die Häuser sehr dunkel waren, musste ich die Lichtverhältnisse sehr genau austarieren."

Seine Trilogie spiegele zudem auch den Wandel wider, der sich in den letzten zehn Jahren in der Türkei in ländlichen Gebieten wie Anatolien vollzogen hat. "In den Kleinstädten verändert sich alles sehr rasant, da dort Industrie entsteht und das Handwerk nicht mehrüberlebensfähig ist", berichtete der Regisseur. "Menschen, die seit 20 Generationen in der Landwirtschaft tätig waren, müssen jetzt in der Stadt arbeiten. Dieser Konflikt zwischen Tradition und Moderne gibt den Zeitgeist in der Türkei heute wieder."

Zum Abschluss der KinoSpecials präsentierte die Filmstiftung NRW mit der Premiere von "Bal – Honig" den dritten Teil von Semih Kaplanoglus Trilogie, der ihm bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin den Goldenen Bären eingebracht hat. Koproduzenten des Films sind Bettina Brokemper und Johannes Rexin von der Kölner Heimatfilm sowie ZDF/Arte.

In Deutschland wird "Bal – Honig" am 9. September 2010 von Piffl Medien ins Kino gebracht. "Mein Dank dafür gilt der Filmstiftung NRW",so Verleiher Arne Höhne, "die durch ihre Unterstützung vieler internationaler und europäischer Koproduktionen für eine Vielfalt im Kino sorgt." Zu den zahlreichen Premierengästen, die "Bal Honig" in Köln feierten, gehörten u. a. die Regisseure Almut Getto, Franz Müller sowie die Schauspieler Hans-Martin Stier und Renan Demirkan.

Bildergalerie: Premiere von "Bal – Honig" (13 Bilder)