Haus Tugendhat, weißes Blut und Kinder an der Macht
Filmstiftung NRW entscheidet im Bereich Produktion 2
Außergewöhnlich wenig kurze, dafür umso mehr dokumentarische Projekte hat die Filmstiftung NRW in ihrer jüngsten Fördersitzung im Bereich Produktion 2 gefördert. Unter den 14 Projekten befinden sich zudem zwei Drehbücher, eine internationale Koproduktion sowie zwei Produktionsnachbereitungen.
Eines der sechs geförderten Dokumentarfilmprojekte erzählt die Geschichte eines der Hauptwerke moderner Architektur und gleichsam Weltkulturerbe im tschechischen Brno: das "Haus Tugendhat". Regisseur Dieter Reifarth geht im gleichnamigen Film den Spuren des 1928 für die großbürgerliche jüdische Familie Tugendhat erbauten Hauses nach. Produziert wird der 90-Minüter von der Kölner Pandora Film in Koproduktion mit strandfilm in Frankfurt/Main.
Im Deutschland der frühen Nachkriegszeit wurzeln die unfassbaren Umstände der Protagonisten aus "White Blood": Filmemacherin Regine Dura schildert darin die Geschichte von 80 blonden und blauäugigen Kindern, die 1948 von Deutschland nach Südafrika adoptiert wurden, um dort genetisch die weiße Minderheit zu stärken. Die Kölner Lichtblick Film produziert den brisanten Stoff.
Weitgehend in der Gegenwart hingegen ist der neue abendfüllende Dokumentarfilm von Lutz Dammbeck ("Das Netz") verortet. Das Verschwinden der klassischen Arbeit vor Augen, beschäftigt er sich mit den historischen und aktuellen Zusammenhängen zwischen der Rolle von Unterhaltung im Fernsehen, Verhaltensforschung und Psychiatrie. "Overgames" wird produziert von der Lutz Dammbeck Filmproduktion in Hamburg.
Im Bereich Spielfilm entschied das Fördergremium, ein viel versprechendes Projekt des afrikanischen Kinos zu unterstützen, das in französisch-portugiesisch-deutscher Koproduktion entsteht. "Childrens Republic" des westafrikanischen Filmemachers Flora Gomes zeichnet das märchenhafte Bild eines afrikanischen Staates ohne Erwachsene. Der florierende Staat ist von Kindern bevölkert, die alle aufgehört haben zu wachsen. Unterstützt wird Flora Gomes von zwei Weltstars: Während Hollywoodschauspieler Danny Glover ("Lethal Weapon", &#x;") eine Rolle übernehmen wird, komponiert der senegalesische Musiker Youssou NDour den Soundtrack. Von deutscher Seite betreut die in Köln ansässige Neue Mediopolis Filmproduktion das Projekt.
"Kinder an die Macht" lautet auch das Motto eines der vier Diplomfilme von Studenten der Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM), die Förderzusagen erhalten haben: Gesa Hollerbach und Petra Eicker begleiten Vertreter einer Monheimer Schülerpartei, die dort auch den Bürgermeister stellt, bei ihrer kommunalen Ratspolitik ("Die Unverdrossenen"). Ebenfalls mit einem Dokumentarfilmprojekt möchte Agnes Rossa ihren Abschluss machen: In "Alarmstufe 6" untersucht sie die sozialen Folgen der Schweinegrippe am Beispiel ägyptischer Müllsammler. Im Kurzspielfilm "Brüder" des gebürtigen Kölners Türker Süer bringt der Tod des Vaters zwei ungleiche Brüder zusammen, während wiederum in Julia Kellers "Beredtes Schweigen" der 60. Geburtstag der Mutter ein Wiedersehen zweier ungleicher Schwestern ermöglicht, das zu eskalieren droht.
Im Bereich Drehbuch unterstützt das Fördergremium seit längerer Zeit wieder einmal zwei Projekte: "Zerschollen" von Bettina Eberhard sowie "Schatten der Wunde" von Peter Bösenberg.
Für die Förderentscheidungen vom 24. Februar 2010 wurden vom Verein Filmbüro NW Martina Elbert, Regisseurin aus Frankfurt, Tobias Büchner, Berliner Produzent, und Fosco Dubini, Regisseur und Produzent aus Köln, als Mitglieder des bei jeder Sitzung wechselnden Förderausschusses benannt.
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Filmstiftung NRW, Tanja Güß
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