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Internationaler Filmkongress

Bewegte Bilder auf der Bühne – Multimediale Zerschmetterung oder inhaltliche Erweiterung

Anlässlich des Theatertages im Rahmen des Internationalen Filmkongresses, der vier Inszenierungen präsentierte, die in unterschiedlicher Form filmische Stilmittel auf der Bühne einsetzen, diskutierten Dramatiker, Künstler und Kritiker über das Wechselspiel zwischen Film und Theater. "Bewegte Bilder aus dem Fernsehen sind Teil unserer Gegenwart", sagt Christiane Peitz, stellv. Feuilleton-Leiterin beim Tagesspiegel. "Mit diesen filmischen Mitteln lässt sich eine andere Intensität der Wahrnehmung auf der Bühne herstellen."

Für eine Kampfansage der Beliebigkeit hält es hingegen der Schauspieler Roland Schäfer, Video und Film auf die Bühne zu zerren. Auf einen abstrakten Ansatz dieser Art setzt zum Beispiel die Berliner Videokünstlerin Rebecca Riedel, die bei ihren Inszenierungen im Maxim Gorki-Theater Teile der Ausstattung durch Videomonitore ersetzt. "Die Kamera im Theater ermöglicht es, die Gesichter der Schauspieler auf groß zu zeigen", erklärt Riedel.

"Theater ist die Kunst der Zeichen, nicht die Kunst der Bilder", betont der Theater- und Filmkritiker Bernd Sucher. Das Theater verliere seine Spannung, wenn dem Zuschauer ein fertiges Produkt präsentiert werde und er nicht mehr dechiffrieren müsse. "Wenn uns das abgenommen wird, ist das Theater nur noch eine fade Veranstaltung."

"Der Einsatz von medialen Mitteln im Theater sei nicht neu", betont Wolfgang Bergmann, Leiter des ZDF-Theaterkanals. Die Zeichen unserer Zeit müssen Eingang in die Theatersprache finden." Den Vorwurf der Verarmung der Stoffe weist er entschieden zurück. "Die massive Formenvielfalt im Theater resultiert aus der Unwirklichkeit, die uns alle umgibt."

Die Zeichenhaftigkeit des Theaters, so Peitz, habe umgekehrt auch Einfluss auf den Film, wie Lars von Triers neues Werk "Dogville" zeige. In diesem komplett im Studio gedrehten Film setze der Regisseur auf ein auf Kreidestriche reduziertes Bühnenbild, das als Illusions-Theater auf der Leinwand funktioniere. Auch der deutsche Regisseur Oskar Roehler arbeite in "Der alte Affe Angst" mit theatralischen Räumen für ein streitendes Paar. "Ich könnte mir vorstellen", resümiert Peitz, "dass sich auch die Bühnenerfahrungen von Andreas Dresen und Fred Kelemen auf ihre Filme auswirken."