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Panel: Wo bitte geht’s nach Cannes? (Internationaler Filmkongress)

"Man kann einen Film nicht auf Erfolg hin designen"

Die Bedeutung von Festivalauftritten für die erfolgreiche Auswertung von Filmen stand im Mittelpunkt des Panels "Wo bitte geht’s nach Cannes?" beim Internationalen Filmkongress der Filmstiftung NRW. Filme- und Festivalmacher berichteten auf dem Podium von ihren Erfahrungen.

Bisweilen fielen die Erkennt- nisse der Regisseure und Produzenten dabei etwas ernüchternd aus. Helga Binder von der Produktionsfirma Tatfilm, deren "Schuss- angst" (inszeniert von Dito Tsintsadze) in San Sebastian den Hauptpreis "Goldene Muschel" gewonnen hatte, konnte keine großen Aus- wirkungen des Erfolgs erkennen. "Die Ausstrahlung von San Sebastian ist sehr gering, obwohl es ein A-Festival ist", sagte Binder.

Rechts oben: Christoph Hochhäusler, Thomas Durchschlag und Helga Binder

Auch Regisseur Christoph Hochhäusler beurteilte seinen Auftritt mit "Falscher Be- kenner" in der Reihe "Un Certain Regard" beim Film- festival in Cannes zurückhalten. "Es gab jetzt nicht den großen Efffekt, den man sich so einbildet." Dennoch sei es eine wichtige Erfahrung gewesen, den Film in einem solch prestigeträchtigen Rahmen vorstellen zu können.

Links oben: Moderatorin Heike-Melba Fendel und Christoph Hochhäusler

Thomas Durchschlag, Regisseur von "Allein", zeigte sich zufrieden mit der Festivalpräsenz seines Films. Nicht zuletzt habe diese auch wirtschaftliche Relevanz. "Ohne Preisgelder der verschiedenen Festivals hätte ich das letzte halbe Jahr wohl gar nicht überlebt", erklärte Durchschlag beim Filmkongress-Panel. Letztlich sei aber auch die Filmvorführung im Festivalrahmen eine Bereicherung.

Rechts – Thomas Durchschlag: "Man kann einen Film nicht auf Erfolg hin designen."

"Wenn man seinen Film zum ersten Mal in einem Saal mit 600 oder 700 Leuten sieht, ist das schon ein Er- lebnis", bekundete der Regisseur. Eine wirkliche Festivalstrategie habe er allerdings nicht erarbeitet. "Man kann einen Film nicht auf Erfolg hin designen", sagte Durchschlag. "Ich habe die Geschichte so erzählt, wie sie mir vorschwebte. Ohne auf eine Auswertung Rücksicht zu nehmen."

Von Moderatorin Heike-Melba Fendel (Barbarella Entertainment) auf die Bedeutung von Werbemaßnahmen der Filmemacher für die Auswahl von Festivalfilmen, äußerte sich Michael Wiedemann differenziert. "Die Infopäckchen, die wir erhalten, sind durchweg auf sehr hohem Niveau", berichtete der Leiter des Kinofest Lünen. "Ausschlaggebend sind letztlich aber andere Kriterien."

Alfred Holighaus, Leiter der Perspektive Deutsches Kino bei der Berlinale, gab zu bedenken, dass die Ausrichtung von Festivals ständig in Be- wegung sei. "Jedes Festival hat ein eigenes Profil, aber auch für jeden Festivaljahrgang bilden sich eigene Profile heraus." Dies müsse man auch im Hinblick auf eine Festivalstrategie bedenken.

Oben: Michael Wiedemann und Alfred Holighaus

Auch abseits der Festivals forderte Holighaus mehr Engagement für die Auswertung von Filmen. "Viele Produktionen werden einfach ins Kino gebracht und gehen dort unter", sagte er. "Es gibt aber Filme, die bei ihrer Auswertung einfach mehr Pflege brauchen."

Michael Wiedemann regte abschließend an, die vielfältige Festivallandschaft in Deutschland noch weiter auszubauen. Berlin, München, Saarbrücken und Hof seien die führenden Veranstaltungen, wenn es um deutschen Film gehe.

Diese Kategorie von Festivals sei damit auch ausreichend abgedeckt. "Von der ,zweiten Liga' mit Festivals wie Lünen oder Oldenburg kann es aber gar nicht genug geben", so der Lünen-Chef. "Von mir aus soll es alle 20 oder 30 Kilometer ein Festival geben, wenn sich die Leute finden, die so etwas durchführen können und wollen."

Rechts: Die Panelteilnehmer auf einen Blick

Fotos: Heike Herbertz / Filmstiftung NRW