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Film und Medien Stiftung NRWNewsNewsSir Ian Kershaw erhält die Médaille Charlemagne 2018

Sir Ian Kershaw erhält die Médaille Charlemagne 2018

Der britische Schriftsteller und Historiker Sir Ian Kershaw wird am 3. Mai in Aachen die Karlsmedaille für europäische Medien, die "Médaille Charlemagne pour les Médias Européens", erhalten. Mit dieser Medaille wird seit dem Jahr 2000 im Vorfeld der Karlspreis-Feierlichkeiten eine europäische Persönlichkeit oder Institution ausgezeichnet, die sich auf dem Gebiet der Medien in besonderer Weise um den Prozess der europäischen Einigung und um die Herausbildung einer europäischen Identität verdient gemacht hat.

Mit Vergabe dieser 18. Karlsmedaille würdigt das Kuratorium des Vereins „Médaille Charlemagne“ die Verdienste Kershaws als „wahrer Unterstützter eines gemeinsamen Europas“. „Ian Kershaw hat in seinen  Büchern eindrucksvoll die neuere europäische Geschichte dargestellt und analysiert. Insbesondere mit seinem Buch ‚Höllensturz‘ hat er eine europäische Geschichte vorgelegt, die deutlich werden lässt, woher wir Europäer kommen und wovor uns die Einigkeitsbestrebungen seit vielen Jahrzehnten womöglich bewahrt haben“, heißt es entsprechend in der Begründung des Kuratoriums.

Großbritannien verlässt den sicheren Hafen

„Nicht nur für uns Deutsche, sondern für alle Mitglieder ist die Europäische Union ein sicherer Hafen. Großbritannien hat sich nun durch den Brexit aufgemacht, eben diesen sicheren Hafen zu verlassen“, sagte Michael Kayser, Vorsitzender des Vereins „Médaille Charlemagne“, bei der Bekanntgabe des aktuellen Preisträgers heute (20. Februar) in Aachen. Ian Kershaw habe früh erkannt, dass hierdurch das gesamte ‚Projekt‘ Europa Gefahr laufe, zu scheitern, da durchaus die Neigung zur Nachahmung bestehe. Kayser weiter: „ Das ist auch der Grund, warum er sich vor dem Referendum so vehement gegen einen Austritt Großbritanniens aus der EU ausgesprochen und sich damit im eigenen Land nicht nur Freunde gemacht hat.“

Europäischer Blick auf die Geschichte

Der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp erinnerte daran, dass Kershaw besonders mit ‚Höllensturz‘ ein eindrückliches, von historischer Erfahrung gespeistes Plädoyer gegen nationalistische Versuchung und für den europäischen Einigungsprozess vorgelegt habe. Konsequent habe er sich deshalb in den Diskussionen um den Brexit eindeutig europäisch positioniert. „Ian Kershaw hat nicht nur gewissermaßen von außen Aspekte der deutschen Geschichte dargestellt und analysiert, er hat auch einen europäischen Blick auf die Geschichte unseres Landes geworfen. Hierfür stehen seine monumentale Hitler-Biographie, die inzwischen ein Standardwerk  ist, und auch seine Studie über das Kriegsende, in dem er die paradoxe Bereitschaft weiterzukämpfen untersucht, obwohl nach objektiven Maßstäben der Krieg für die nationalsozialistische Diktatur längst verloren war“, so Philipp im Pressegespräch.

Europa als Friedensobjekt

Dr. Jürgen Linden, Vorsitzender des Karlspreis-Direktoriums, betonte, dass man, wenn man die Bücher Kershwas gelesen habe, unweigerlich zu dem Schluss gelangen müsse, dass Europa nicht nur als Wirtschafts- und Wertegemeinschaft, sondern im Wesentlichen auch als Friedensobjekt zu sehen sei. Dr. Linden stellte fest: „Kriegerische Auseinandersetzungen hat es in den letzten Jahrhunderten viele in Europa gegeben. Heute werden Auseinandersetzungen in Europa in der Regel nicht mit Waffen ausgefochten, sondern mit Worten. Und die Orte, wo dies geschieht, sind nicht Schlachtfelder, sondern Sitzungsräume. In diesem Bewusstsein setzt sich Ian Kershaw vehement für die Europäische Union und deren Ziele ein“.

Die bisherigen Preisträger

Bisherige Preisträger der "Médaille Charlemagne pour les Médias Européens" sind der Publizist Lord George Weidenfeld (GB), der Autor Cees Nooteboom (NL), der Produzent Jan Mojto (D), der Regisseur Jean-Jacques Annaud (F), der ehemalige Intendant des Westdeutschen Rundfunks Köln Fritz Pleitgen (D), die polnische Schauspielerin Krystyna Janda (PL), die Stiftung Berliner Philharmoniker,  gemeinsam die Regisseure Fatih Akin (D) und Abdellatif Kechiche (F), die