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Film und Medien Stiftung NRWNewsNewsGünter Rohrbach Filmpreis 2016 für „Wild“

Günter Rohrbach Filmpreis 2016 für „Wild“

Intensive und nachhaltige Filme konkurrierten im diesjährigen Finale um den sechsten Günter Rohrbach Filmpreis, den die saarländische Kreisstadt Neunkirchen alljährlich vergibt. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung ging an die Produktion „Wild“. Insgesamt gingen fünf Preise an Produktionen, die von der Filmstiftung gefördert wurden.

Nicolette Krebitz, die für Buch und Regie verantwortlich zeichnet und Bettina Brokemper nahmen den Preis freudig entgegen: „Mit ‚Wild‘ hatten wir uns vorgenommen, die Geschichte einer Befreiung von gesellschaftlichen Konventionen gleichermaßen radikal wie poetisch zu erzählen. Dass dieses ästhetische und im besten Sinne des Wortes rücksichtslose Wagnis mit dem Hauptpreis des diesjährigen Günter Rohrbach Filmpreises ausgezeichnet wird, macht uns stolz und glücklich. Da Günter Rohrbach eine beindruckende Persönlichkeit der deutschen Filmgeschichte ist, fühlen wir uns ermutigt in seinem Sinne weiter Ausschau zu halten nach ungewöhnlichen Projekten, die ihren Fußabdruck in Filmgeschehen unseres Landes hinterlassen." Der diesjährige Juryvorsitzende Burghart Klaußner, der im vergangenen Jahr beim Günter Rohrbach Filmpreis für „Der Staat gegen Fritz Bauer“ ausgezeichnet wurde, hielt die Laudatio auf diesen mutigen Film.

„Wild“ schildert die Beziehung einer jungen Frau zu einem Wolf. Zunehmend isoliert sie sich von ihren sozialen Bindungen, um den Wolf mehr und mehr an sich zu binden. Sie sprengt damit alle Fesseln bürgerlichen Lebens bis zur völligen Verwahrlosung. Die Reduktion auf tierische Instinkte und die Sehnsucht nach Freiheit stehen dabei im Vordergrund.

Als beste Darsteller wurden zwei hervorragende Schauspieler aus verschiedenen Werken mit einem Preisgeld von jeweils 3.000 Euro geehrt. Lilith Stangenberg, die die Hauptrolle in „Wild“ spielt und sich damit auch für Schauspieler außergewöhnlichen Herausforderungen stellen musste, wurde von der Jury für ihren Mut belohnt. Das Ensemble-Mitglied der Berliner Volksbühne, der man eine große Filmkarriere voraussagt, strahlte: "Es ist mir eine riesige Freude für diese Rolle, die mich schon so intensiv beglückt hat, in dieser besonderen Weise belohnt zu werden! Danke!"

Der Preis für die beste männliche Hauptrolle ging an Sebastian Koch, der den Arzt im Euthanasie-Drama „Nebel im August“ verkörpert. Das Spannungsfeld zwischen freundlichem Auftreten und perfiden Handlungen, gelingt Koch derart intensiv, dass die Jury ihn dafür mit dem Preis als bester männlicher Darsteller auszeichnet.

Erstmals verlieh der Saarländische Rundfunk einen eigenen, mit 5.000 Euro dotierten Preis. Ivo Pietzcker, der in „Nebel im August“ nicht minder eindrucksvoll das Schicksal des jenischen Jungen darstellt, der von Heim zu Heim geschickt und schließlich ermordet wird, erinnerte in seiner kurzen Dankesrede an die reale Figur, die der Handlung des Films zugrunde liegt: „Ich freue mich natürlich wahnsinnig über diese Auszeichnung. Umso mehr hoffe ich aber, dass die damit verbundene Aufmerksamkeit vor allem der Person zuteilwird, an deren Schicksal und selbstloses Handeln wir mit unseren Film erinnern wollen: Ernst Lossa, ermordet im Rahmen des sogenannten ‚Euthanasieprogramms‘ der Nazis.“

Mit dem Preis des Oberbürgermeisters (2.500 Euro) wurde Adolf Winkelmann für „Junges Licht“ ausgezeichnet. Winkelmann, der selbst aus dem Ruhrpott stammt und auch seinen Lebensmittelpunkt dort hat, zeigt in seinem Film das Leben in einer montanindustriellen Umgebung in den sechziger Jahren aus der Sicht eines pubertierenden Jungen.

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis, benannt nach dem gebürtigen Neunkircher Dr. Günter Rohrbach, wurde 2011 zum ersten Mal vergeben. Günter Rohrbach zählt zu den größten deutschen Filmproduzenten. Am Wettbewerb teilnehmen können deutschsprachige Spielfilme mit einer Länge von mindestens 80 Minuten, die in den Themenbereich „Arbeitswelt und Gesellschaft“ gehören.