63. Hörspielpreis der Kriegsblinden
- Nominiert sind: „Abschiedsgeschenk“ von Gert Roland Stiepel, „Hate Radio“ von Milo Rau und Milena Kipfmüller sowie „Heidi Heimat“ von Robert Schoen
- Bekanntgabe des Preisträgers und Verleihung am 17. Juni im Kleinen Sendesaal des WDR
Für den 63. Hörspielpreis der Kriegsblinden, der am 17. Juni im Kleinen Sendesaal des WDR im Kölner Funkhaus am Wallrafplatz verliehen wird, hat eine 15-köpfige Jury drei Arbeiten nominiert. Der Gewinner der renommierten Auszeichnung, getragen vom Bund der Kriegsblinden e.V. (BKD) und der Film- und Medienstiftung NRW, wird erst während der Preisverleihung bekannt gegeben.
Unter Vorsitz der Autorin Anna Dünnebier nominierte die Jury (siehe unten) folgende drei Produktionen:
„Abschiedsgeschenk“ von Gert Roland Stiepel, eine Produktion des NDR
Das Stück spielt in naher Zukunft, die Vergreisung der Gesellschaft ist fortgeschritten, der Staat zahlt Prämien für Menschen, die freiwillig ihr Leben beenden und so den Kranken- und Sozialkassen nicht mehr zur Last fallen. Abwrackprämien. Die Jury: „Diese böse Satire liegt erschreckend nahe an unserer Wirklichkeit und zeigt mit nur feiner Übertreibung die Brutalität, mit der die Gesellschaft Alte oder Behinderte ausgrenzt.“
„Hate Radio“ von Milo Rau und Milena Kipfmüller, eine Koproduktion von WDR und ORF
Der Ton ist vertraut, der Inhalt grauenhaft. Milo Rau stellt aufgrund von dokumentarischem Material populäre Radiosendungen aus Ruanda im Jahr des Völkermordes an den Tutsi nach. In leichtem Plauderton, zwischen Popmusik, Witzchen und Höreranrufen rufen die Moderatoren zum Hass, zum Jagen, zum Morden auf. Die Jury: „Das Stück zeigt drastisch, zu welcher Manipulation Radio fähig sein kann – und hinterlässt die Frage, wie schnell ein solcher Zivilisationsbruch auch anderswo, auch hier möglich wäre.“
„Heidi Heimat“ von Robert Schoen, eine Produktion vom HR, gefördert von der Film- und Medienstiftung NRW
In Robert Schoens dokumentarischem Stück erzählen Asylbewerber und Einwanderer den Film „Heidi“ nach und erleben dabei ihr eigenes Schicksal von Heimatverlust, Heimweh, Fremdheit. Die Jury lobte die Musikalität der Inszenierung, die aus der Vielfalt der Stimmen, der Akzente, der fremden Sprachen und der Sichtweisen einen mehrstimmigen Chor macht. „Ein vieldiskutiertes Thema wird von seinen Schlagworten befreit und durch Sympathieträgerin Heidi nahe ans Publikum gerückt.“
Zwei der drei nominierten Hörspiele können ab sofort auf der Homepage der Film- und Medienstiftung NRW als Stream abgerufen werden. Unter www.filmstiftung.de stehen sie bis zum 24.06.2014 zur Verfügung. Die von Ute Soldierer moderierte Preisverleihung findet am 17. Juni um 17 Uhr im Kleinen Sendesaal des WDR in Köln statt.
Der Hörspielpreis der Kriegsblinden wird seit 1952 jährlich an ein für einen deutschsprachigen Sender konzipiertes Original-Hörspiel verliehen, das in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert.
Die Jury des 63. Hörspielpreises der Kriegsblinden
Kriegsblinde: Klaus Bartels, Dr. Paul Baumgartner, Johann Dressing, Hans-Dieter Hain (stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Kriegsblinden in Deutschland e.V.), Erich Kuttner, Dr. Dietrich Plückhahn, Klaus-Jürgen Schwede
Fachkritiker: Dieter Anschlag (Funkkorrespondenz), Anna Dünnebier (Autorin, Vorsitzende der Jury), Thomas Irmer (Freier Journalist u.a. Theater heute), Elmar Krekeler (Die Welt), Petra Kammann (INrheinkultur), Eva-Maria Lenz (Freie Journalistin, FAZ, epd), Diemut Roether (epd medien), Hans-Ulrich Wagner (Universität Hamburg)